Auflösung der Unternehmensgruppe Angermayers Reich zerfällt

Die Unternehmensgruppe des schillernden Finanzinvestors wird aufgelöst und die Einzelteile unter den Partnern aufgeteilt. Welche Folgen das für die Unternehmen und damit für Mitarbeiter und Aktionäre haben wird, ist indes unklar.

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Christian Angermayer Quelle: Laif

Es war ein kurzer Brief, mit dem sich Angermayer am späten Nachmittag verabschiedete. „Liebe Freunde“ schreibt er, „nach langen, konstruktiven Beratungen haben meine Partner und ich eine sehr freundschaftliche Realteilung der ABL beschlossen.“ Er selbst mache sich „ziemlich wenig Sorgen“, dass ihm künftig langweilig werde.

Er müsse „zugeben, dass ich in den vergangenen zwei Jahren doch des Öfteren das Gefühl hatte,  dass Arbeit nicht alles im Leben sein kann. Nach 15 Jahren im Dauerstress freue ich mich auf etwas mehr Privatleben und Zeit für Familie und Freunde.“ Damit geht die 13-jährige Geschichte der Angermayer, Brumm und Lange Unternehmensgruppe (ABL) zuende.

Das vor 13 Jahren von Angermayer und den Kaufleuten Peter Brumm und Andreas Lange gegründete Finanzkonglomerat ABL bestand aus mehr als 40 Gesellschaften. An der Spitze stand der Vermögensverwalter Altira mit der Beteiligungsgesellschaft Heliad. Zweite wichtige Beteiligung war die Aragon AG, unter deren Dach sich diverse Finanzvertriebe tummeln, deren 22.000 Berater Versicherungen, Fonds und dergleichen verkaufen. Kernstück der Gruppe war die Investmentboutique Silvia Quandt & Cie. AG.

Übersicht zum Firmengeflecht der ABl-Gruppe (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Ein Investmenthaus ist eine Bank, die sich so nicht nennen darf, weil sie keine Lizenz hat, aber alle möglichen Geschäfte einer Bank macht: Kapital besorgen, Aktienanalysen schreiben, Unternehmen beim Verkauf von Beteiligungen beraten. Sie war in den vergangenen Jahren vor allem für Unternehmen der eigenen Gruppe aktiv. Dass Angermayer den Namen von Silvia Quandt, eine Tochter aus der ersten Ehe von Unternehmerlegende Herbert Quandt, nutzen durfte, hat Angermayer Silvias Sohn Golo zu verdanken. Beide sind seit vielen Jahren eng befreundet.

Schon seit einigen Monaten steht es nicht gut um die Gruppe. Aragon hat in den vergangenen drei Geschäftsjahren auf Konzernebene insgesamt einen Verlust von 13,7 Millionen Euro gemacht. Altira verzeichnet für den Zeitraum einen Verlust von 22,2 Millionen, der Solarfinanzierer Ecolutions ein Minus von 17 Millionen Euro, Heliad machte 30,5 Millionen Euro Verlust. Eine Dividende erhielten Aktionäre bislang nur von Altira - und das auch nur in einem einzigen Jahr.

Kuriose Börsenpannen

Die Aktienkurse rauschten in den vergangenen Monaten in den Keller. An der Börse kosteten  Altira, Aragon und Heliad Mitte 2007 noch über 600 Millionen Euro, heute haben sie  nur noch einen Marktwert von gut 50 Millionen Euro. Aktionäre rebellierten. Promi-Investoren zogen sich zurück. José Marie Kolb, ein Mitglied des Milliardärs-Clans Werhahn (Diamant-Mehl, Zwilling) gab ihre Altira-Anteile genauso ab, wie Allianz Global Investors. Silvia und Golo zogen sich aus sämtlichen Beteiligungen, unter anderem der nach ihnen benannten Silvia Quandt& Cie AG, zurück. Das war ein herber Schlag für die Gruppe, die mit dem klangvollen Namen Quandt häufig auf Werbetour gegangen war.

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