Jörg de Vries-Hippen, Chief Investment Officer bei AllianzGI, ist überzeugt, dass Dividendenpapiere auch 2017 eine wichtige Anlagealternative bleiben. "Auch wenn die Zinsen in absehbarer Zeit ihr Rekordtief durchschreiten dürften, werden sie sich noch lange nicht auf einem Renditeniveau wie traditionelle Dividendentitel bewegen." Anders ausgedrückt: Bis die Zinsen für festverzinsliche, risikolose Geldanlagen das Niveau der Dividenden wieder überschreiten, wird es wahrscheinlich noch Jahre dauern.
Die vergleichsweise hohen Dividendenrenditen in den Euro-Peripheriestaaten Spanien, Portugal und Italien erklärt Hans-Jörg Naumer, Autor der AllianzGI-Studie, mit den Nachwirkungen der Schuldenkrise. Damals stiegen die Zinsen auf Staatsanleihen dieser Länder rasant. „Während die Anleiherenditen dieser hochverschuldeten Staaten relativ schnell wieder auf niedrigere Niveaus gesunken sind – insbesondere aufgrund der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank -, haben sich die Aktienmärkte dieser Länder noch nicht komplett vom damaligen Schock erholt.“
Weil die Aktien dort nach wie vor niedrig bewertet sind, sei die Dividendenrendite in diesen Ländern entsprechend höher. „Anleger dürfen aber nicht übersehen, dass sie auch eine Risikoprämie enthalten. Die Wirtschaft in diesen Staaten hat sich noch immer nicht vollständig erholt, auch wenn sie auf einem guten Weg ist“, so Naumer.
Dividendentitel aus den USA
Da aber gerade der amerikanische Aktienmarkt boomt und der Industriewerte-Leitindex Dow Jones jüngst mit Überschreiten der 20.000-Punkte-Schwelle ein neues Allzeithoch markiert hat, könnten Anleger auch auf die Idee kommen, an der Wall Street auf Dividendenjagd zu gehen.
Die Voraussetzungen sind gut: Die US-Konjunktur dürfte durch den Regierungswechsel einen Schub erhalten und die Unternehmen sitzen auf enormen Cash-Beständen. Zudem normalisieren sich die Zinsen dort, wenn auch nur sehr langsam, und dürften perspektivisch zu steigender Inflation und damit auch steigenden Aktienkursen beitragen. Die Rentenmärkte werden sich im Gegenzug durch sinkende Kurse und steigende Renditen abschwächen und sind für die Investoren somit immer weniger eine Alternative zur Aktienanlage. Auch mit Steuersenkungen und einer Erholung im Energiesektor ist in den USA zu rechnen. Das alles könnte zu höheren Unternehmensgewinnen und damit auch zu höheren Ausschüttungen führen.
Gegen steigende Dividenden in den USA sprechen hingegen der Margendruck durch höhere Lohnstückkosten und die absehbare Aufwertung des US-Dollar. Vor allem aber die gänzlich andere Aktienkultur, die bei hohen Unternehmensgewinnen eher auf Aktienrückkaufprogramme zur Kurssteigerung setzt und weniger auf Dividenden, dürfte deutlich steigende Dividendenrenditen verhindern. Ähnlich wie in Asien liegt die durchschnittliche Ausschüttungsquote der US-Unternehmen im Verhältnis zu den Gewinnen je Aktie bei zirka 50 Prozent. In Europa sind es hingegen 80 Prozent.