Ausschüttungen Deutsche Aktien trotzen Dividenden-Flaute

Weltweit wachsen die Ausschüttungen der Unternehmen kaum. Deutsche Unternehmen schütten dagegen weiterhin hohe Dividenden aus. Experten raten Anlegern zu einer langfristigen Strategie.

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Die niederländische Kette Ahold zahlte ihren Aktionären eine Sonderdividende. Quelle: dpa

Frankfurt Die Aussichten für die Weltwirtschaft verbessern sich – eigentlich eine positive Nachricht für Dividenden. Doch weltweit dürften die Ausschüttungen im Jahr 2017 nur moderat zulegen, in Dollar umgerechnet um 0,3 Prozent auf 1,158 Billionen Dollar. Das geht aus einer aktuellen Schätzung des britischen Vermögensverwalters Henderson Global Investors hervor.

Zum Teil liegt das geringe Dividendenwachstum am starken Dollar. Denn in den jeweiligen Lokalwährungen gerechnet, steigen die Ausschüttungen nach den Berechnungen Hendersons immerhin um 3,2 Prozent. Wesentlich besser sieht es für Anleger aus, die in deutsche Aktien investiert haben: Sie können sich in diesem Frühjahr auf deutlich höhere Dividenden als im Vorjahr freuen. Die Ausschüttungen der 110 größten deutschen Aktien dürften um zehn Prozent auf fast 43 Milliarden Euro steigen, wie die DZ Bank Anfang Februar prognostizierte. Zu den größten Dividendenzahlern zählen dabei Daimler, Allianz und Siemens.

Bereits 2016 stiegen die weltweiten Dividenden nur um 0,1 Prozent. Alex Crooke, Leiter der Abteilung Globale Aktienerträge bei Henderson, betont aber das hohe Niveau der Ausschüttungen. Trotz des derzeit geringen Wachstums der Ausschüttungen auf Dollarbasis sollten die Anleger nicht vergessen, dass ihnen jedes Jahr „nach wie vor riesige Summen an Dividendenerträgen zufließen“.

Für das geringe Wachstum gab es neben der Dollarstärke weitere Gründe: Einer ist ist das langsamere Dividendenwachstum in den USA. Nachdem die Steigerungsraten dort 2014 und 2015 noch zweistellig gewesen waren, kletterten die Dividenden 2016 nur noch um 4,1 Prozent auf 412,5 Milliarden Dollar. Da insgesamt zwei Fünftel der weltweiten Ausschüttungen aus den USA kommen, machen sich diese Rückgänge deutlich bemerkbar.

Henderson führt die Wachstumsschwäche in den USA auf eine enttäuschende Entwicklung der Unternehmensgewinne zurück. Hinzu komme das Bemühen vieler Firmen, ihre Bilanzen zu stärken. Zudem sanken die Ausschüttungen der Ölkonzerne im zweiten Jahr in Folge. Inzwischen zahlt sogar der Technologiesektor höhere Dividenden. Der größte Dividendenzahler der USA blieb die Pharmabranche.

Während es in den USA lediglich eine Wachstumsdelle gab, kam es in einigen anderen Ländern zu stärkeren Einbrüchen der Dividendenzahlungen. Das schlechteste Ergebnis unter den großen Industriestaaten lieferte Australien, vor allem wegen der niedrigeren Ausschüttungen im Bergbausektor. Auf sie entfiel nahezu der gesamte Rückgang der australischen Dividenden von 10,1 Prozent auf 41,8 Milliarden Dollar. Am zweitschlechtesten schnitt Großbritannien ab. Dort fielen die Dividenden 2016 um 3,5 Prozent auf 92,9 Milliarden Dollar. Massive Kürzungen nahmen unter anderem die großen Bergbaukonzerne vor.

Hinzu kam die Pfund-Abwertung wegen des Brexit. Sie schmälerte den britischen Beitrag in Dollar deutlich. Auch für die Schwellenländer war 2016 ein schlechtes Dividendenjahr. Die Ausschüttungen fielen um mehr als ein Fünftel auf 87,6 Milliarden Dollar. In China kürzte die Hälfte der Unternehmen ihre Dividenden, wobei die Auswirkungen bei Petrochina und China Construction Bank am größten waren.


Europa ist der Lichtblick unter den Dividendenzahlern

Ebenfalls belastend wirkte sich der Rückgang von Sonderdividenden aus. Die Unternehmen zahlten im Jahr 2016 insgesamt drei Milliarden Dollar weniger als im Vorjahr. Rückgänge gab es vor allem in den USA und Kontinentaleuropa.

Dennoch war Europa – mit Ausnahme Großbritanniens – der Lichtblick in der Henderson-Studie. Insgesamt stiegen die Dividenden in Europa um 4,3 Prozent auf 219,6 Milliarden Dollar. In Frankreich erhöhten die Banken ihre Ausschüttungen um die Hälfte. In den Niederlanden schlug sich die hohe Sonderdividende des Supermarktketten-Betreibers Ahold nach der Fusion mit Delhaize kräftig nieder. Auch viele andere Unternehmen erhöhten ihre Dividende, allen voran der Finanzdienstleister ING.

Einige der bekanntesten deutschen Unternehmen erhöhten ihre Dividenden ebenfalls. Lediglich die Kürzung um 98 Prozent, die Volkswagen nach dem Abgasskandal vornahm, und die vollständige Dividendenstreichung der Deutschen Bank schmälerten das Gesamtergebnis. In Spanien trugen niedrigere Ausschüttungen der Großbank Santander und des Erdölkonzerns Repsol dazu bei, dass das Ergebnis etwas niedriger ausfiel als im Vorjahr.

Defensiv orientierten Investoren empfiehlt DZ Bank-Experte Michael Bissinger, vor allem auf Unternehmen zu setzen, die kontinuierlich Dividende zahlen und diese anheben. Henderson-Mann Crooke rät zu einer globalen Strategie, bei der Anleger „von attraktiven Dividendensteigerungen überall auf der Welt profitieren können“.

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