Ausschüttungen Wo Dividendenjäger ein gutes Geschäft machen

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Schutz vor Inflation

Bauer-Aktionäre müssen auf Dividende verzichten

Die Frankfurter DZ Bank hat gerade ihre Dividendenaristokraten gekürt. Kriterien waren neben harten Bilanzzahlen eine regelmäßig stabile oder gestiegene Dividende in den vergangenen zehn Jahren. Zu den Siegern gehören aus dem Dax die Münchener Rück und bei den Nebenwerten der Versicherer Talanx, der Mobilfunkanbieter Freenet, der Personaldienstleister Amadeus Fire und Autovermieter Sixt.

Im Dax zählt die Münchener Rück in diesem Frühjahr tatsächlich erneut zu den Werten mit einer Top-Rendite. Insgesamt lassen mit 28 von 30 Unternehmen fast alle Konzerne dieses Jahr ihre Anteilseigner am Unternehmenserfolg des abgelaufenen Geschäftsjahres, für das die Ausschüttung fließt, teilhaben (siehe Tabelle Seite 101). Ausfälle sind ThyssenKrupp und die Commerzbank. Die Lufthansa, die im vergangenen Jahr die Dividende strich, zahlt wieder. 16 Konzerne erhöhen die Dividende, bei acht erwarten Analysten im Schnitt eine Ausschüttung je Aktie auf Vorjahreshöhe oder einen Schnaps darüber. Sechs senken die Ausschüttung. Absolut dürfte Siemens mit Gutschriften für seine Anteilseigner von mehr als 2,5 Milliarden Euro, die bereits Ende Januar flossen, an der Spitze stehen; dahinter folgt BASF mit knapp 2,5 Milliarden Euro. Jeder fünfte Euro der Dax-Gesamtausschüttung kommt damit von Siemens und BASF.

Unter dem Strich ist die Dividendensaison nur Mittelmaß: In den vergangenen acht Jahren gab es viermal mehr und viermal weniger Rendite. „Die oft niedrigen Ausschüttungsrenditen sind vor allem auf das gestiegen Preisniveau an den Börsen zurückzuführen“, sagt Fondsmanager Fischer. Logisch: Wenn die Ausschüttung je Aktie konstant bleibt, sich der Aktienkurs aber verdoppelt, halbiert sich die Dividendenrendite.

Immer die Dax-Papiere mit den optisch höchsten aktuellen und künftig erwarteten Ausschüttungsrenditen zu kaufen ist keine gute Strategie. E.On etwa hätte heute eine Dividendenrendite von fast 20 Prozent, wenn die Erwartungen aus dem Jahr 2008 an die Ausschüttung wahr geworden wären. Aus den einst erhofften 2,50 Euro je Aktie sind heute 60 Cent geworden. Dementsprechend kassieren Anleger, die E.On zu alten Höchstkursen über 40 Euro gekauft haben, aktuell nicht einmal mehr 1,5 Prozent auf ihren Einsatz.

Wie viel Dividende die Dax-Konzerne insgesamt ausschütten und wie viel Dividendenzins Dax-Anleger erzielen konnten (in Prozent). Klicken Sie hier, um die Grafik zu vergrößern!

Denn so robust, wie die Rekordfahrten an den Börsen signalisieren, sind die Bilanzen der 30 Dax-Unternehmen mitnichten. Früher schwergewichtige Dividendenbringer wie E.On, RWE und Telekom haben wegen hoher Schulden zu wenig Kraft, um alte Ausschüttungsträume noch wahr werden zu lassen. „Bei den Versorgern ist der Gewinntrend nach wie vor negativ, E.On und RWE sind deshalb weiter nicht interessant“, urteilt Müller von First Private. Anleger sollten deshalb bei der Auswahl von Dividendentiteln nicht nur auf die simple Rendite je Aktie schauen, sondern auch prüfen, ob die Dividende in Gefahr ist.

„Wichtig sind unter anderem die Bilanzqualität, die Abschreibungspolitik, der Gewinntrend bei den Analystenschätzungen und eben die Schuldenseite. Denn gibt es auf der Ertragsseite Probleme bei gleichzeitig hohen Schulden, ist die Dividende schnell in Gefahr“, sagt Müller. Als Faustformel gibt Fischer vom Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen Anlegern auf den Weg: „Schlechte Bilanzen sind eher noch schlechter, gute eher noch besser.“ Soll heißen: Gute Unternehmen verstecken Gewinne, schlechte blasen sie auf. So kommen Kürzungen bei der Dividende, wie etwa bei der Deutschen Telekom, nicht von ungefähr. Wichtige Bilanzkennzahlen signalisieren schon seit Jahren Schwäche; ob die hohe Dividende dauerhaft zu halten sein wird, ist schon seit Langem fraglich.

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