Kryptobörsen haben es dieser Tage nicht leicht. Nach der Insolvenz des Handelsplatzes FTX scheinen die Krypto-Umschlagplätze reihum unter Generalverdacht zu geraten. So kämpfte mit Crypto.com zwischenzeitlich die nächste Börse um das Vertrauen der Anleger. Die Sorge: Das Debakel rund um FTX könnte am Kryptomarkt eine Lawine ins Rollen bringen, weil Kunden reihenweise ihre Gelder abziehen und in Sicherheit bringen. Ein Unternehmen nach dem anderen könnte dann Probleme bekommen.
Ein Ausweg scheint der Gang in die Offensive. Das versucht der österreichische Anbieter Bitpanda. Eine kurzfristig veranlasste Sonderprüfung durch den Wirtschaftsprüfer KPMG fiel schon mal im Sinne des Fintechs aus. Die Krypto-Reserven der Wiener überstiegen die Einlagen der Kunden, konstatierten die Prüfer nach wenigen Tagen.
Der Brief, den Bitpanda nun aus Bonn bekommen hat, dürfte Anleger weiter beruhigen und kommt den Gründern rund um Eric Demuth vermutlich mehr als gelegen: Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat der Kryptobörse die offizielle Lizenz zur Verwahrung und zum Eigenhandel von Kryptowerten erteilt. Damit ist Bitpanda neben Coinbase einer der wenigen BaFin-lizenzierten Kryptohandelsplätze, die in Deutschland Verwahrgeschäft betreiben dürfen.
Bitpanda sei zudem die erste europäische Investment-Plattform für Privatkunden, welche die strengen Anforderungen der BaFin erfülle, teilt das Unternehmen mit. „Wir möchten unseren Kunden ein sicheres und reguliertes Umfeld für ihre Investments geben“, erklärt Demuth.
Der Bitpanda-Gründer setzt auf Sicherheit, Regulierung und Transparenz, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Bei Bitpanda betont man, dass man sich der Untersuchung von KPMG freiwillig unterzogen habe, „um zu überprüfen, ob die Kundengelder durch die entsprechenden Krypto-Assets gedeckt sind“. Untersucht wurden die Bestände der fünf größten Kryptowährungen in den Bitpanda-Depots: Bitcoin, Ether, Ada, Ripple und Dogecoin.
Schneller schlau: Kryptowährungen
Dezentrale Datenbanken, auf denen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether basieren. Das öffentliche Register enthält alle Transaktionen.
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Bergbau und beschreibt das Schürfen, also die Produktion neuer Coins. Das geschieht, indem zahlreiche Hochleistungsrechner (Miner) im Wettstreit miteinander komplexe Rechenaufgaben lösen. Entschlüsseln sie die Rechnung, können sie der Blockchain neue Blöcke, also zum Beispiel neue Bitcoin, hinzufügen und bekommen dafür wiederum neues Kryptogeld als Belohnung.
Jeder Block und jede Transaktion in der Blockchain wird mit einem sogenannten Hash versehen, einer Art Prüfwert. Dieser sorgt dafür, dass niemand die Daten in der Blockchain manipulieren und jeder Coin einem Nutzer zugeordnet werden kann. Die Entschlüsselung des Prüfwerts verlangt den Minern eine enorme Rechenleistung ab. Deshalb wird die Hashrate gemessen, das ist die Menge an Berechnungen, die zum Beispiel das Bitcoin-Netzwerk pro Sekunde durchführen kann.
Weil die erforderlichen Rechenkapazitäten für das Schürfen neuer Bitcoin so groß geworden sind, haben sich viele Miner zusammengetan und bündeln ihre Kräfte in einem Pool. Die Belohnung teilen sie dann untereinander auf. Je höher die Hashrate des Pools, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er eine der komplexen Aufgaben am schnellsten löst.
Demuth erwartet für den Kryptomarkt eine regulierte Zukunft. „Ich bin fest überzeugt, dass noch einige andere unregulierte Börsen in die Pleite rutschen“, sagt er. Es gebe durchaus noch einige Wild-West-Player, die versuchten, die Regulierung mit allen Mitteln zu umgehen, um schnell zu wachsen. „Wachstum auf Steroiden ist nie gut“, warnt Demuth.
Die Insolvenz von FTX habe auch ihr Gutes: Sie sei ein Weckruf für die Branche, sagt Demuth. Sein Unternehmen sieht er gut aufgestellt: Bei Bitpanda werden die Bestände für die Nutzer treuhänderisch verwahrt. Die Nutzer sind also weiterhin Eigentümer und würde im Fall einer Insolvenz nicht leer ausgehen. Ein weiterer Sicherheitsanker in Demuths Geschäftsstrategie sind die Lizenzen. Neben der neuen BaFin-Lizenz hat das Unternehmen unter anderem Genehmigungen der jeweiligen Finanzaufsicht in Österreich, Frankreich, Italien und Spanien.
Ob die Strategie, mit Transparenz und Regulierung zu wuchern, am Ende auch für mehr Geschäft sorgt, muss die Zukunft zeigen. Zuletzt erklärte Demuth, Bitpanda habe nach der FTX-Insolvenz einige Zuflüsse verzeichnet.
Lesen Sie auch: Nach dem Fall von FTX geriet der WM-Sponsor Crypto.com in die Schlagzeilen. Wer dahinter steckt und welche Verbindung zu Wirecard es gibt.