Bank of England Apple-Anleihen sollen der britischen Wirtschaft helfen

Hat der Hype um das neue iPhone auch die britische Notenbank erfasst? Die Bank of England hat angekündigt, unter anderem Anleihen des US-Konzerns kaufen zu wollen. Das stößt auf Kritik.

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Die britischen Währungshüter wollen Apple-Anleihen kaufen. Das sorgt für Kritik. Quelle: AP

London Die Stimmung in Großbritannien gegenüber dem amerikanischen Technologieriesen Apple ist derzeit durchwachsen, könnte man sagen: Einige Verbraucher freuen sich über das neue iPhone, das sie seit kurzem bestellen können, andere sind jedoch wütend über die happigen Preise für das Smartphone, das in Großbritannien wegen des schwachen Pfund-Kurses besonders teuer geworden ist. Daneben wirkt natürlich noch der Streit um die Steuernachzahlung in Irland nach. Und nun noch das: Die Bank of England (BoE) hat erklärt, Anleihen des US-Konzerns kaufen zu wollen.

Mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen will die britische Notenbank nach dem überraschenden Brexit-Votum der Briten am 23. Juni die heimische Wirtschaft stützen. Experten hatten prophezeit, dass das „Leave“-Votum einen heftigen Rückschlag für die britische Wirtschaft darstellen werde, das wollte die Notenbank mit allen Mitteln verhindern. Sie senkte deswegen Anfang August die Zinsen auf 0,25 von zuvor 0,5 Prozent, den niedrigsten Stand seit ihrer Gründung im Jahr 1694. Zugleich signalisierte Notenbankchef Mark Carney die Bereitschaft zu weiteren Schritten und kündigte an, am Markt Unternehmensanleihen kaufen zu wollen. „Der Kauf von britischen Unternehmensanleihen wird die Realwirtschaft direkt unterstützen, weil sich dadurch die Finanzierungskonditionen der Unternehmen verbessern“, erklärte Carney dazu.

Jetzt hat die Notenbank eine Liste derjenigen Unternehmen veröffentlicht, deren Anleihen für Käufe in Frage kommen: Apple ist in der Excel-Tabelle aufgeführt, aber auch BMW, die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom oder AT&T und natürlich britische Firmen wie National Grid oder Vodafone. In Betracht kommen nach Angaben der BoE insgesamt Anleihen im Volumen von 110 Milliarden Pfund, davon will die Notenbank letztlich Papiere für zehn Milliarden Pfund einsammeln.

Nach Angaben der BoE ist entscheidend für die Auswahl, dass die Unternehmen „eine wesentlichen Beitrag zur Wirtschaft des Vereinigten Königreichs“ leisten, etwa, weil sie ihr Hauptquartier auf der Insel haben, viele Arbeitsplätze geschaffen haben oder auch viele britische Kunden hat. „Eine Firma mit Sitz außerhalb des Vereinigten Königreichs, das hunderte Menschen in Großbritannien beschäftigt und hier Umsätze erzielt in Höhe von 20 Millionen Pfund“ (umgerechnet knapp 23,5 Millionen Euro) würde damit die Kriterien erfüllen, erklärte die Notenbank in einem Statement.


„Wesentlicher Beitrag zur britischen Wirtschaft“

Eine Einteilung, die am Markt auf Kritik stößt. „Ein Unternehmen, dessen Name auf dieser Liste steht, hat bei der Ausgabe neuer Bonds und auf der Suche nach frischem Geld einen großen Vorteil“, sagte ein Anleihehändler der britischen Zeitung „The Guardian“. Mit dieser Liste weiche die Bank „sehr weit“ von ihrem eigentlichen Ziel ab: Die heimische Wirtschaft zu unterstützen.

Derartige Maßnahmen, von Experten „Quantative Easing“ genannt, hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) ergriffen. Bis mindestens März 2017 will sie Monat für Monat 80 Milliarden Euro in Staatsanleihen und andere Wertpapiere stecken, insgesamt 1,74 Billionen Euro. Gut eine Billion ist bereits investiert. Und seit Juni stehen auch auf dem europäischen Kontinent Bonds von Unternehmen wie Robert Bosch, Danone oder Eni auf dem Einkaufszettel.

Auch das Kaufprogramm der EZB hatte Widerspruch hervorgerufen. Die Notenbank begünstige dadurch große Unternehmen mit direktem Kapitalmarktzugang, die sich ohnehin schon günstig refinanzieren könnten, hatte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands in Berlin, kritisiert.

Mit den Käufen wollen die Notenbanker die Kreditvergabe und so Wachstum und Inflation im Euro-Raum ankurbeln. Investoren sollen so dazu gebracht werden, in höher rentierende Anlagen zu investieren. Und Banken sollen auf der Suche nach Rendite mehr Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben, die sich nicht über Anleihen refinanzieren können. Probleme, die Apple sicher nicht hat.

Am Donnerstag steht die nächste Sitzung der BoE an. Nach der deutlichen Lockerung der Geldpolitik im August dürften die Währungshüter nun aber keinen Handlungsbedarf sehen, heißt es dazu von Analysten.

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