Barclays-Analyse 8 Euro – das neue Negativ-Kursziel für die Deutsche-Bank-Aktie

Für einen Analysten der Investmentbank Barclays steht fest: Die Umbaupläne der Deutschen Bank gehen nicht weit genug. Er sieht aber einen Weg, das Institut stabiler zu machen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Deutsche Bank und Commerzbank: Die Aktienkurse brechen ein Quelle: Bloomberg

Frankfurt Jahrelang war die Commerzbank der Deutschen Bank in so ziemlich jeder Hinsicht unterlegen. Doch ein Blick auf den Kursverlauf der beiden Wertpapiere zeigt mittlerweile ein anderes Bild: Der Aktienkurs von Deutschlands größtem Geldhaus hat in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 35 Prozent an Wert verloren – der der Commerzbank-Titel stieg um zehn Prozent.

Und auch am Dienstag zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Commerzbank-Papier stieg nach neuen Quartalszahlen zwischenzeitlich um mehr als vier Prozent. Die Anleger der Deutschen Bank suchten dagegen nach einem negativen Analystenkommentar das Weite: Die Aktien rutschten am Dienstag um bis zu 2,1 Prozent auf 11,23 Euro ab und waren einer der schwächsten Werte im Dax.

Daran hatte auch die Investmentbank Barclays ihren Anteil: Sie startete die Bewertung der Deutschen Bank am Dienstag mit „Underweight“ und setzte ihr Kursziel auf 8,00 Euro je Aktie fest. „Wir glauben, dass der Bank große Herausforderungen in den kommenden Jahren bevorstehen“, schrieb Analyst Amit Goel in einer Studie mit dem Titel „Etwas muss sich ändern. Aber was?“

Sollte das Kursziel von acht Euro Realität werden, würde die Aktie auf ein neues Allzeittief fallen. 8,84 Euro beträgt der bisherige Tiefstand, den das Papier im Oktober 2016 markierte. Seitdem hatte sich der Wert der Aktie zwischenzeitlich verdoppelt. Anfang 2018 aber kam der Kurs wieder ins Rutschen.

Für Barclays-Analyst Goel steht fest: Der Status Quo des Instituts ist nicht zukunftsträchtig. Der neue Bankchef Christian Sewing müsse über „radikalere Veränderungen“ nachdenken, erklärte Goel. Die drohende Herabstufung der Bonitätsnote durch die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's setze das Institut unter Druck und könne sich als „negativer Katalysator“ erweisen. Der Verlust von Kunden und Marktanteilen sei eine wahrscheinliche Folge.

Die von Sewing vor ein paar Wochen in Aussicht gestellten Umbaupläne der Deutschen Bank seien zu wenig umfassend, monierte Goel. Diese dürften zwar zu positiven Entwicklungen führen. Sie reichten aber nicht aus, um das Ruder herumzureißen und die Bank nachhaltig profitabel zu machen. Sewing will das Investmentbanking stutzen und sich auf das europäische Geschäft mit Firmen und institutionellen Kunden fokussieren.

Eine Möglichkeit, die Deutsche Bank stabiler zu machen, sei ein Zusammenschluss mit der Commerzbank, schlug Goel vor. Dadurch könnten sich vor allem Synergien bei den Kosten ergeben. Allerdings dürften sich Erfolge erst nach vielen Jahren einstellen.

Der Barclays-Analyst ist mit seiner deutlichen Meinung nicht allein: Laut Handelsblatt-Analystencheck gab es Anfang Mai dieses Jahres zwei Verkaufsempfehlungen für den Titel.

Die Investmentbank Oddo BHF senkte ihr Kursziel von 11,00 auf 9,40 Euro, die Citigroup sogar von 8,60 auf 8,30 Euro. „Die angekündigten Maßnahmen des neuen Führungsteams seien enttäuschend und dürften nicht ausreichen, um in einem zyklischen Abwärtstrend ein ausreichendes Profitabilitätsniveau wiederherzustellen“, schrieb Oddo-Analyst Jean Sassus am 7. Mai.

Der Handelsblatt Analystencheck hat insgesamt 65 Studien über die Deutsche Bank in den vergangenen sechs Monaten zusammengefasst. Das Fazit: 18 Verkaufs- stehen nur acht Kaufempfehlungen gegenüber. 39 Mal lautet das Urteil „Neutral“. Das durchschnittliche gewichtete Kursziel aller Analysen liegt bei 12,47 Euro und damit über der aktuellen Notierung. Bei der Berechnung des Ziels werden aktuellere Studien gegenüber älteren übergewichtet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%