BASF Ratingagentur Scope gewinnt zweiten Dax-Kunden

Nach dem Gasekonzern Linde hat die deutsche Ratingagentur Scope mit BASF das zweite Unternehmen aus dem deutschen Leitindex als Kunden gewonnen. Vier bis fünf Dax-Konzerne sollen in diesem Jahr noch folgen.

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Der Dax-Konzern hat ein gutes Rating von Scope bekommen. Quelle: dpa

Frankfurt Die Ratingagentur Scope will sich bei deutschen Großkonzernen schnell als Alternative zur amerikanisch geprägten Konkurrenz etablieren. Nach dem Gasekonzern Linde hat die deutsche Agentur mit dem Chemieriesen BASF das zweite Unternehmen aus dem Leitindex Dax als Kunden gewonnen, wie Scope am Dienstag mitteilte.

Die Bonitätsnote für BASF lautet auf „A“, das ist die sechstbeste Bewertung auf der Skala. „Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr weitere vier bis fünf Dax-Konzerne bewerten werden“, sagte Scope-Chef Torsten Hinrichs der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir werden inzwischen als Alternative zu den angelsächsischen Ratingagenturen wahrgenommen. Und sie nehmen uns inzwischen auch ernst.“

Scope will bei den Kunden mit einem europäisch geprägten Blick auf die Unternehmensbilanzen punkten. „Bei BASF kommen wir am Ende zum gleichen Ergebnis - einem 'A'. Aber die Herleitung unterscheidet sich deutlich“, erläuterte Hinrichs. Das zeige sich unter anderem bei der Bewertung der Pensionszusagen, die von Moody's und S&P streng als Verbindlichkeiten bewertet werden, was viele europäische Unternehmen anders sehen.

Die niedrigen Zinsen hätten die Pensionslasten zwar bei BASF in der Bilanz stark nach oben getrieben, BASF habe aber tatsächlich nicht mehr an seine Rentner zahlen müssen, sagte Hinrichs. „BASF könnte die Betriebsrenten auf diesem Niveau noch 19 Jahre zahlen, ohne Geld nachschießen zu müssen. Deshalb haben wir die Pensionsverpflichtungen nur zu 50 Prozent als Verbindlichkeiten eingestuft.“

Ratings werden in der Regel von den bewerteten Unternehmen bezahlt. Entscheidend ist aber, ob sich Anleihe-Investoren danach richten, wenn es um die Bonitätsbewertung der Firma geht. Hinrichs, der bis vor zwei Jahren Deutschland-Chef von S&P war, ist deshalb auch auf Werbetour bei großen Investoren. „Auch sie sind uns für eine alternative Sichtweise dankbar. Wir haben einen anderen analytischen Ansatz als die Konkurrenten aus den USA, die sehr stark dem Shareholder-Value-Modell folgen.“

Noch schafft es Scope allerdings nur selten, S&P, Moody's oder Fitch zu verdrängen. Die Förderbank KfW hat Fitch gekündigt, als sie das Rating von Scope erhielt. „Im Moment beauftragen uns die Unternehmen meist zusätzlich zu den etablierten Ratingagenturen, weil wir unsere Relevanz im Markt erst noch weiter beweisen müssen“, räumt Hinrichs ein. „Deshalb liegen unsere Preise natürlich noch unter denen von S&P oder Moody's.“ Erst wenn sich die 2002 gegründete Ratingagentur hierzulande durchsetze, fassten Unternehmen in anderen Ländern Europas Vertrauen in den Erfolg von Scope.

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