Bastei Lübbe Aktie stürzt auf Allzeit-Tief

Der krisengeplagte Verlag Bastei Lübbe musste gestern die nächste außerplanmäßige Abschreibung bekannt geben. Mittwochmorgen fiel der Kurs um über 30 Prozent.

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Bücher des Verlages Bastei Lübbe. Quelle: dpa

Im Juni dann entsetzte das Unternehmen Anleger mit einer drastischen Gewinnwarnung und wies für das Geschäftsjahr 2016/2017 erneut einen Verlust aus. Schuld waren unter anderem Abschreibungen auf von Bastei gezahlte Autorenhonorare. Sie hatten sich offenbar als weniger werthaltig erwiesen als angenommen. Im September dann folgte ein lange überfälliger Schritt: Der langjährige Vorstandsvorsitzende Thomas Schierack verließ das Unternehmen.

Sein Nachfolger, Ex-Weltbild-Chef Carel Halff, muss nun die von Schierack initiierte Digitalstrategie abwickeln. Schierack wollte Bastei zum digitalen Medienhaus umbauen. Dafür ließ er unter anderem die App „Oolipo“ entwickeln, die er als „Netflix für Bücher“ anpries. Gestern jedoch gestand der Verlag öffentlich ein, dass der Anfang des Jahres gestartete Bücher-Streamingdienst „bei Weitem nicht die erwarteten und notwendigen Nutzerzahlen erreicht.“ Das Unternehmen muss daher weitere drei Millionen Euro auf Oolipo abschreiben. Eingestellt werde die Plattform aber nicht, erklärt eine Sprecherin. „Sie wird zwar nicht weiterentwickelt, bleibt aber weiterhin online.“

Ob mit der Abschreibung nun alle Oolipo-Risiken aus der Bastei-Bilanz bereinigt sind, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht verraten.

Nach den Bilanzkorrekturen von 2016, die in Teilen ebenfalls Oolipo betrafen, und den Sonderabschreibungen auf die Autorenhonorare in diesem Jahr ist es bereits die dritte Sonderabschreibung, die Aktionäre des börsennotierten Verlags in kurzer  Zeit verkraften müssen. Ob die neuerliche Abschreibung dazu führt, dass im laufenden Geschäftsjahr wie in den beiden Jahren zuvor ein Verlust anfällt, ließ das Unternehmen jedoch offen. Weil Bastei in der Gewinnprognose nur auf das Ergebnis vor Abschreibungen abstellt, hat die nun bekannt gegebene Wertberichtigung darauf keinen Einfluss.

Denkbar wäre jedoch, dass der neue Chef Carel Halff weitere bilanzielle Altlasten abarbeitet. Zwei unter Vorgänger Schierack gekaufte Beteiligungen, der Spieleentwickler Daedalic und der Buchvertrieb Buchpartner, stehen noch mit knapp zehn Millionen Euro Firmenwert in der Bastei-Bilanz. Beide Unternehmen waren jedoch im vergangenen Jahr defizitär. Vor diesem Hintergrund kann die Ankündigung des Vorstands, „die strategische Ausrichtung des Konzerns in den kommenden Monaten detailliert auf operative Chancen und Risiken hin zu analysieren“ für Aktionäre noch schmerzhafte Konsequenzen haben.

Wie es weitergeht

Einige verlieren angesichts dieser Aussichten offenbar die Geduld: Am Mittwochmorgen gingen über die Handelsplattform Xetra 13000 Aktien zu 3,50 Euro das Stück an einen neuen Besitzer. Dieser Kurs lag um 32 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortags. Wie ein Sprecher der Deutschen Börse erklärte, sei dieses Geschäft aber „von Amts wegen“ wieder rückabgewickelt worden . Von Amts wegen zurücknehmen kann die Börse etwa Geschäfte, die zu einem offensichtlich nicht marktgerechten Preis zustande kommen oder bei denen ein Fehler im System der Börse vorliegt. Entsprechend erholte sich der Kurs der Bastei-Aktie im Tagesverlauf wieder. Der folgende Umsatz kam zu 4,61 Euro zustande.

Das ist allerdings noch immer der tiefste Kurs seit dem Börsengang im Oktober 2013. Damals kostete eine Bastei-Aktie noch 7,50 Euro.

Die nächsten kursbewegenden Nachrichten zur Aktie dürfte es schon in zwei Wochen geben. Am 21. November veröffentlichen die Kölner ihren Halbjahresfinanzbericht. Dann werden Aktionäre wissen, wie sehr die Oolipo-Abschreibung die Bilanz belastet. Einen Tag später lädt der Verlag seine Anteilseigner zur Hauptversammlung. Auch sie verspricht einige Spannung. Denn entgegen allen Gepflogenheiten sollen die Aktionäre nicht über die Entlastung von Vorstand und des inzwischen zurückgetretenen Aufsichtsrats für das abgelaufene Geschäftsjahr entscheiden. Stattdessen will der Vorstand die Entscheidung bis zur nächsten Hauptversammlung verschieben.

Dieser Schritt deutet darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise Schadenersatzansprüche gegen seine früheren Organmitglieder prüft. Eine Sprecherin wollte dies nicht kommentieren.

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