BAT, Raytheon, Hella Hueck Die Anlagetipps der Woche

Der britische Tabakkonzern BAT steuert auf einen Gewinnzuwachs um ein Drittel zu, der amerikanische Rüstungskonzern Raytheon profitiert von den internationalen Krisen. Aktien, Anleihen und Fonds für die Geldanlage.

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Tabakindustrie BAT Quelle: dpa

Aktientipp: BAT - Britischer Tabak bringt ungeschnittene Dividende

Aller Voraussicht nach wird der britische Tabakkonzern BAT in diesem Jahr 650 Milliarden Zigaretten herstellen. Das wären drei Prozent weniger als 2014 und zeigt, dass die Tabakindustrie keine Wachstumsindustrie ist. In immer mehr Ländern ist Rauchen aus gesundheitlichen Gründen verfemt. In der EU müssen ab 2016 Schockbilder und drastische Warnhinweise auf Zigarettenschachteln aufgedruckt werden.

Hochprofitabel ist das Tabakgeschäft dennoch. Nach den guten Halbjahreszahlen steuert BAT auf mehr als 4,5 Milliarden Pfund Sterling Nettogewinn zu, fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. BAT kommt zugute, dass sein Marktanteil der Premiummarken (Lucky Strike, Kent, Dunhill) weltweit zunimmt. In der großen Verkaufsregion Asien, die ein Drittel zum Geschäft beiträgt, ist der Absatz stabil. In Nordamerika und Europa sind Raucher bereit, für Tabakwaren immer tiefer in die Tasche zu greifen. In den vergangenen fünf Jahren hat BAT die operative Marge (betrieblicher Gewinn vom Umsatz) von 31 auf 39 Prozent erhöht. Auf dem US-Markt ist BAT nach der Übernahme des Konkurrenten Lorillard durch Reynolds American deutlich stärker. BAT ist mit 42 Prozent an Reynolds beteiligt.

Aktientipp BAT

BAT ist ein stabiler Dividendenwert. Seit 1999 hat das Unternehmen in jedem Jahr die Ausschüttung erhöht. Für 2015 wird es wahrscheinlich 155 Pence je Aktie geben. Das wären 4,1 Prozent Rendite. Und davon zweigen britische Behörden keine Quellensteuer ab. Erst der deutsche Fiskus holt sich dann seinen Anteil.

Aktientipp: Hella Hueck - Ein Lichtblick unter deutschen Autozulieferern

Die Entwicklung eines Autozulieferers muss nicht automatisch an der Autoindustrie hängen. Hella Hueck aus Lippstadt in Ostwestfalen etwa ist in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt um sechs Prozent gewachsen – trotz des allgemeinen Konjunktureinbruchs in der Finanzkrise. Im aktuellen Geschäftsjahr (bis 31. Mai 2016) kann Hella seinen Umsatz um mindestens fünf Prozent auf gut sechs Milliarden Euro erhöhen und netto deutlich mehr als 300 Millionen verdienen.

Vier spezielle Trends in der Autoindustrie beflügeln das Geschäft von Hella: weniger Energieverbrauch, mehr Sicherheit, mehr Komfort, mehr Design. Hella ist einer der führenden Hersteller von Lichttechnik für Autos und profitiert vom Siegeszug der LED-Beleuchtung. Darauf setzen vor allem die deutschen Premiumhersteller Mercedes, Audi, BMW und Porsche, alles Kunden von Hella. Die zweite Sparte, elektronische Komponenten, wird angetrieben vom vermehrten Einsatz von Assistenzsystemen. Als Ausgleich zum Geschäft mit den Autokonzernen wirkt die dritte Sparte, Herstellung und Handel mit Ersatzteilen, vor allem Beleuchtungen, Bremsen und elektrische Bauteile.

Aktientipp Hella Hueck

Um 65 Prozent stehen Hella-Aktien derzeit über dem Emissionspreis vom November. Grund dafür ist neben dem guten Geschäftsverlauf die Aussicht darauf, dass die Aktie in den MDax aufsteigen könnte, dem Barometer mittelgroßer deutscher Unternehmen. Womöglich bauen deshalb die Familienaktionäre ihren Anteil von 72 Prozent weiter ab bis auf die langfristig angepeilte Untergrenze von 60 Prozent.

Seit Juli 2012 laufen kartellrechtliche Untersuchungen gegen Hersteller von Autobeleuchtungen, darunter auch Hella. Sollte für Hella eine Belastung absehbar sein, dürfte es zu Rückstellungen kommen. Mit 38 Prozent Eigenkapital ist Hella solide finanziert.

Aktientipp: Raytheon - von der Luftverteidigung bis zum Cyberkrieg

581 Milliarden Dollar gaben die USA im vergangenen Jahr für Rüstung aus. Die Kriege in der Ukraine und in Syrien, die Spannungen mit Russland, die Unruhen in der arabischen Welt sowie der Wettlauf gegen China dürften dazu führen, dass es in diesem Jahr wahrscheinlich mehr als 600 Milliarden Dollar werden. Weltweit, so stellt das Internationale Institut für Strategische Studien in London fest, nehmen die Rüstungsetats deutlich zu.

Ein Gewinner dieser Entwicklung ist der amerikanische Rüstungskonzern Raytheon. Er stellt Raketen her, Luftverteidigungswaffen, Radarsysteme und elektronische Flugzeugausrüstungen. Hauptkunde ist mit rund 70 Prozent Umsatzanteil das amerikanische Verteidigungsministerium.

Aktientipp Raytheon

Dazu kommen immer mehr Kunden aus arabischen Ländern und aus Asien. So konnte Raytheon gerade einen Gemeinschaftsauftrag von der US-Navi und Saudi-Arabien über 180 Millionen Dollar hereinholen. Südkorea hat Luftabwehrraketen für 769 Millionen Dollar bestellt. Neu übernommen wurde im Frühjahr Websense, ein Spezialist für Internet- Sicherheit. Raytheon rüstet sich auch für den Cyberkrieg.

34,5 Milliarden Dollar ist derzeit das Auftragspolster von Raytheon schwer. Im Vergleich zum laufenden Geschäftsvolumen kommen 1,3-mal so viel neue Aufträge herein. Das bisherige Umsatzwachstum sollte sich damit beschleunigen, und Ratheon dürfte 2015 mehr erzielen als den bisher erwarteten marginalen Umsatzanstieg auf 23 Milliarden Dollar. Dank stabiler Margen wird der Nettogewinn mindestens in gleicher Weise steigen und wahrscheinlich knapp 2,1 Milliarden Dollar erreichen.

Das sind Europas größte Rüstungsschmieden
RUAG Quelle: RUAG
Raketenspezialist MBDA Quelle: REUTERS
Saab Quelle: Reuters
Rheinmetall Quelle: dpa
Nexter/KMW Quelle: dpa
Finmeccanica Quelle: AP
Dassault Aviation Quelle: AP

Rüstungsaktien wie Raytheon sind aus ethischen Gründen sicher nicht jedermanns Sache. Eine – im übertragenen Sinn – defensive Anlage sind sie aber dennoch: Von heftigen Konjunkturschwankungen ist der Geschäftsverlauf ziemlich unabhängig. Selbst im allgemeinen Krisenjahr 2009 blieben netto 1,9 Milliarden Dollar übrig.


Anleihe- und Fondstipp

Anleihetipp: Omega Pharma - Begehrte Mittel für etwas mehr Rendite

200 Milliarden Dollar ist der Markt für rezeptfreie Medikamente und frei verkäufliche Gesundheitsmittel (OTC, Over the Counter) groß. Weltweit nimmt vor allem die Zahl älterer Menschen zu, die auf solche Mittel setzen und sich diese auch leisten können. Die Top-Unternehmen der Branche – Teva, Mylan, Perrigo – haben ihr Geschäftsvolumen in den vergangenen zehn Jahren mehr als vervierfacht und erzielen mittlerweile stabile Nettorenditen (Reingewinn vom Umsatz) von 10 bis 20 Prozent. Für Investoren interessant ist derzeit die 1987 im belgischen Gent gegründete Omega Pharma, deren Anleihe (gesamter Nennwert: 120 Millionen Euro) auf mittlere Sicht 2,2 Prozent Jahresrendite in Euro bietet.

Kurs110,09 Prozent
Kupon5,00 Prozent
Rendite
2,22 Prozent
Laufzeit bis23.05.2019
WährungEuro
ISINBE6236962567
Stand: 06.08.2015

Für 3,6 Milliarden Euro wurde Omega im November vergangenen Jahres von der israelisch-amerikanischen Perrigo übernommen. Vorübergehend hatte sich auch der deutsche Arzneimittelkonzern Boehringer Ingelheim für die Belgier interessiert. Perrigo, die ein Fünftel ihrer Gesundheitsmittel über den Konsumriesen Walmart absetzt, ist mittlerweile ins Visier des niederländischen Konkurrenten Mylan gekommen. Der wiederum muss sich gegen einen Angriff des israelischen Generikakonzerns Teva verteidigen.

Ob nun unter Perrigo oder Mylan – mit Marken wie Abtei, Granufink, Wartner oder Femtest hat Omega eine Reihe gut verkäuflicher Mittel im Programm, mit denen die Belgier die Nummer fünf im europäischen OTC-Markt sind. Angesichts stabiler Margen dürften in diesem Jahr 270 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation bleiben. Daran gemessen machen die Finanzschulden (734 Millionen Euro) das 2,7-Fache aus. In den Büchern stehen 906 Millionen Euro Eigenkapital, 39 Prozent der Bilanzsumme. Omega ist ein solventer Schuldner, auch ohne Rating. Perrigo und Mylan liegen mit ihren Ratings im unteren Investment-Bereich.


Fondstipp: Franklin K2 Alternative - Mit vielen Wetten einen Zinsanstieg abfedern

Anleger haben ihre Wahl getroffen: Weltweit sind jetzt 2971 Milliarden Dollar in günstigen Indexfonds (ETF) angelegt, das sind zwei Milliarden mehr, als Hedgefonds verwalten. Den ETFs, die einfach Börsenindizes nachbauen, trauen sie mehr zu als den teuren Hedgefonds mit ihren komplizierten Wetten. Bei ihnen kamen seit Jahren nur noch im Schnitt fünf Prozent Rendite heraus. Großanleger wie der kalifornische Pensionsfonds Calpers haben sich schon enttäuscht verabschiedet. Aber es ist wie beim Gold: Auch diese Fonds haben treue Anhänger, die erwarten, dass sich ihr Fonds in schwierigen Marktphasen bezahlt macht, weil er das Depot diversifiziert und womöglich sogar bei fallenden Kursen Profit macht. Viele Hedgefonds streben nicht nach üppiger Rendite, sondern halten die Volatilität niedrig (siehe Tabelle). Und das könnte wichtiger werden: Die Kursbewegungen an den Kapitalmärkten werden zunehmen, spätestens wenn die USA eine Zinserhöhungsrunde einläuten sollten.

Fondstipp Franklin K2 Alternative

„Hedgefonds haben bei steigenden Zinsen in den Jahren 1996, 1999, 2009 und 2013 gute Renditen erzielt“, sagt David Saunders, Fondsmanager des Franklin K2. Bei traditionellen Anleiheinvestoren hingegen beobachtet er eine „enorme Selbstzufriedenheit, dass die Renditen unten und die Kurse hoch bleiben werden“. Saunders investiert die Gelder in Hedgefonds, die Privatanlegern ansonsten verschlossen blieben. Rund 60 Prozent vom K2-Volumen stecken in Strategien, bei denen Fondsmanager Aktien oder Anleihen kaufen, von denen sie Kursgewinne erwarten, und andere auf Termin verkaufen („shorten“), bei denen sie mit Verlusten rechnen. Mit fallenden Kursen rechnen die Manager bei Deutsche Wohnen, Drillisch, Halliburton sowie dem US-Index S&P 500. Für steigende Kurse sollen Apple, VW und Walt Disney gut sein. Den Rest verteilt Saunders auf Zins- und Währungswetten sowie Spekulationen um Unternehmen mit Sanierungsbedarf oder in Übernahmeschlachten. Durch die jüngste Fusionswelle ist das interessant.

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