Bats-Chi-X Angriff der digitalen Börsenplattformen

Die Handelsplattform Bats Chi-X wird offizielle Börse und wirbt um Privatanleger. Die Konkurrenz für die traditionellen Handelsplätze wächst. Das hat nicht nur Vorteile.

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Seit ein paar Tagen ist die Handelsplattform Bats-Chi-X eine voll regulierte Börse. Quelle: dpa

Vor rund einem Jahr blamierte sich die elektronische US-Handelsplattform Bats Global Markets fürchterlich, weil sie aufgrund schwerer technischer Pannen ihr eigenes Börsendebüt abblasen musste. Doch nun greift ihre Tochter Bats-Chi-X Europe wieder an. Seit ein paar Tagen ist der Handelsplatz eine voll regulierte Börse, die nun auch für alle interessant wird, die nur an Börsen handeln wollen.

Nach der Marktöffnung durch die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid im November 2007 entstanden diverse Handelsplattformen, die versuchen, Anleger mit niedrigen Gebühren und geringen Spannen zwischen An- und Verkaufspreisen anzulocken. Banken sind verpflichtet, Aufträge ihrer Kunden immer an den für den Kunden günstigsten Handelsplatz weiterzuleiten ("best execution") - es sei denn, der Kunde wünscht ausdrücklich die Ausführung an einer bestimmten Börse. Bats Chi-X ging 2011 aus dem Zusammenschluss der Rivalen Bats und Chi-X hervor. Inzwischen läuft rund ein Viertel des europäischen Aktienhandels über die fusionierte Handelsplattform. In Deutschland sind unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank, HSBC Trinkaus, die Landesbank Berlin und die Privatbank Berenberg angeschlossen.

Für den Platzhirsch Deutsche Börse könnte es langsam ungemütlich werden. Mark Hemsley, Europachef von Bats Chi-X, beziffert seinen Marktanteil im Handel mit den 30 Dax-Werten auf 27 Prozent, bei den mittelgroßen Aktien aus dem MDax sei er schon annähernd so hoch. Und Hemsley will zulegen, gerade um private Anleger werben – in der Hoffnung, dass sie bei Aufträgen an die Bank künftig mehr Einfluss auf Wahl des Börsenplatzes nehmen. Die Kurse beim Handel über Bats, behauptet Hemsley, seien für Anleger in 47 Prozent der Orders besser als im Xetra-System der Deutschen Börse und zu 44 Prozent genau so gut.

Kuriose Börsenpannen

Weniger Liquidität

Für Anleger ist es auf den ersten Blick vorteilhaft, wenn sie sich an vielen verschiedenen Börsen den günstigsten Preis aussuchen können. Bisher bieten deutsche Banken den Zugang zu Bats Chi-X meist nur Profis oder Privatanlegern an, die mehr als 10.000 Euro investieren wollen. Der Aufwand für die Abwicklung ist höher als an deutschen Börsen. Letztlich aber nützt Kunden ein günstiger Preis nichts, wenn sie mehr Gebühren zahlen müssen. Außerdem ist der Marktanteil und damit die Liquidität bei deutschen Titeln noch nicht so hoch, dass Kunden regelmäßig den von Mifid vorgeschriebenen günstigsten Preis bekommen.

Mehr Wettbewerb ist eine gute Sache. Aber so absurd es klingen mag, langfristig könnte er Anlegern sogar schaden. An der Börse gilt: Je häufiger eine Aktie gehandelt wird, desto mehr Kursangebote gibt es, und umso näher beieinander liegen die Spannen zwischen den Preisen, zu denen Aktien nachgefragt und zu denen sie angeboten werden. Splittet sich der Handel auf immer mehr Börsen auf, wird er weniger liquide - und damit für Anleger weniger günstig.

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