Höhere Dividenden würden neue Aktionäre anlocken, etwa Versicherungen oder Pensionsfonds, die regelmäßige Ausschüttungen für ihre Kunden brauchen. Zwar ist richtig, dass Apple, wie viele Konzerne, die hohen Steuern in Industrieländern teils umgeht, indem es Töchter in Steueroasen ansiedelt. Rund zwei Drittel des Cash-Reichtums kann Apple daher nicht ohne weiteres in die USA holen. Doch selbst wenn Apple auf die in Steueroasen lagernden, geschätzten 100 Milliarden Dollar 25 Prozent Steuern zahlen müsste (die übliche US-Steuerquote für Finanzgewinne), blieben noch 125 Milliarden Dollar übrig.
Im wachsenden Markt für Tablets hat Apple auch vier Jahre nach Einführung des iPads noch fast ein Monopol, der anfängliche Rückgang der Gewinnmargen ist gestoppt. Anders als beim iPhone ist das iPad den Konkurrenzprodukten technisch nach wie vor überlegen. Wichtiger: Mit dem iPad kann Apple neue Käuferschichten erschließen, etwa Leute, die alte Laptops durch ein Tablet ersetzen. Microsoft kündigte vor zwei Wochen an, seine Bürosoftware (Word und Excel) künftig auch in einer iPad-Version anzubieten. Das kann man als Eingeständnis einer Niederlage auf dem Mobile-Computer-Markt interpretieren. „Apple sollte nicht wie ein reiner Hardwarehersteller bewertet werden“, meint Analyst Cordwell. „Anders als etwa Samsung verkauft Apple mit jedem Produkt auch die zugehörige Software. Deren Anteil am Umsatz ist zwar noch klein, doch mit der Software kann Apple Kunden langfristig an sich binden und schafft damit die Basis für künftige Hardwareverkäufe.“
Nackte Zahlen sprechen für Apple | ||||
Wichtige Kennzahlen Apples im Vergleich zu den größten Wettbewerbern | ||||
Aktie | Apple | Microsoft | HTC* | |
ISIN | US0378331005 | US5949181045 | US40432G2075 | US38259P5089 |
Kurs (in Euro) | 407,35 | 28,85 | 14,88 | 392,75 |
Börsenwert2 | 354.018 | 238.550 | 2.887 | 258.178 |
Umsatz 20132 | 130.301 | 60.217 | 4.648 | 45.056 |
Gewinn 20132 | 27.898 | 16.911 | -37 | 9.199 |
Gewinn/Aktie | 30,52 Euro | 2,03 Euro | Verlust | 13,71 Euro |
KGV 2014 (1) | 11,5 | 13,8 | 286,5 | 28,1 |
KUV (2) | 2,6 | 3,9 | 0,6 | 5,7 |
Cash/Aktie | 33,34 Euro | 7,11 Euro | 0,96 Euro | 63,41 Euro |
Cash-Flow | 39.861 Mill. Euro | 23.303 Mill. Euro | -336 Mill. Euro | 14.053 Mill. Euro |
Kurs/Cash-Flow | 8,1 | 10,3 | negativ | 19,9 |
Kurs/Buchwert | 3,4 | 3,6 | 1,7 | 4,3 |
Dividende | 2,6 % | 2,7 % | 0,3 % | 0 % |
Empfehlung | kaufen | halten | verkaufen | halten |
* an westlichen Börsen gehandelter Anteilsschein; 1 = Kurs-Gewinn-Verhältnis laufendes Jahr, geschätzt; 2 Kurs-Umsatz-Verhältnis, 2013, gesch.; Quelle: Bloomberg, Unternehmensangaben |
Mit Software Kunden binden
So ist zum Beispiel das iPhone zwar nicht technisch führend in jeder Kategorie, bei Kamera-Megapixel, Bildschirmgröße oder Chip-Geschwindigkeit. Doch wer es kauft, bekommt eine Menge nützliche Software, einen Reparatur- und Update-Service und Inhalte wie Musik-Streaming. „Samsung oder HTC haben dem als reine Hardwarehersteller nichts entgegenzusetzen“, meint Dreide. Auf dem Samsung-Handy läuft Musikstreaming heute von Spotify, morgen von Pandora oder Deezer. Samsung hat davon – nichts. Schlimmer: Wechselt bei den Smartphones die Mode, dann ereilt Samsung oder HTC dasselbe Schicksal wie vor fünf Jahren Nokia. Der Umsatz bräche ein, denn die Hemmschwelle zum Gerätewechsel wäre weg.
Anders bei Apple, wo die Kunden damit ihre Musik-, Film- oder App-Bibliothek aufgäben. Diese Art der Kundenbindung kann man kritisieren, aber sie funktioniert offensichtlich: Zwar setzte Apple 2013 mit Nichthardware erst 16 Milliarden Dollar um, also gut neun Prozent des Gesamtumsatzes. Immerhin waren das aber 25 Prozent mehr als 2012. Und die Quote der Kunden, die beim Upgrade auf ein neues Handy- oder Tablet-Modell der Marke treu bleibt, ist mit mehr als 90 Prozent die höchste der Branche, hat UBS-Analyst Steve Milunovich ermittelt.
Gerade darin liegt wahrscheinlich auch der Grund, warum Apple nun so viel Geld für einen relativ kleinen Kopfhörerhersteller ausgibt, der nebenbei auch Musikstreaming macht. Diesen Vorteil muss sich Apple unbedingt bewahren, das ist die Strategie seit jeher, schon unter Jobs, gewesen.