Beiersdorf-Aktie Erfolgsstory mit Lücken

Die Beiersdorf-Aktie schreitet 2015 mit großen Schritten voran. Eine starke Bilanz und die Entkopplung des Schweizer Franken vom Euro treiben die Papiere an. Doch ein Blick hinter den Kulissen offenbart Schwächen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein flüchtiger Blick auf Beiersdorf hinterlässt einen guten Eindruck vom Nivea-Hersteller. Doch eine genauere Betrachtung offenbart leichte Schwächen. Quelle: dpa

Der Januar scheint für Beiersdorf aus Hamburg-Eimsbüttel ein guter Monat zu sein. Nur wenige Tage nach dem einjährigen Jubiläum des Allzeithochs schoss die Aktie des Konsumgüterkonzerns in die Höhe. So konnte sie überraschend den Dax anführen, der sich ebenfalls in Rekordhöhen umtrieb. Ausschlaggebend für diesen Kursprung waren insbesondere zwei Ereignisse: Die Veröffentlichung der Konzernergebnisse im vierten Quartal sowie
die Ankündigung der Schweizer Notenbank, den Franken nicht länger künstlich an den Euro zu koppeln.

Für Beiersdorf mit seinen Aktivitäten in rund 180 Ländern der Welt ist dies ein gutes Signal. Zufällig fielen beide Ereignisse auch auf denselben Tag, sodass die Effekte recht schwer voneinander zu trennen sind. Dennoch dürfte das unerwartet gute Jahresergebnis vorerst den größeren Einfluss gehabt haben. Denn die diesbezüglichen Prognosen steckte Beiersdorf locker in die Tasche. Mit einem Umsatz von knapp 6,3 Milliarden Euro erzielte man eine organische Steigerung um 4,7 Prozent nominal lag diese bei 2,3 Prozent Der Hamburger Konzern ist der Struktur nach zweigeteilt, daher kann man das Ergebnis auch auf die beiden Bereiche „Consumer“ und „Tesa“ rechnen.

Der Löwenanteil fiel wie üblich auf die Consumer-Sparte, die Marken wie Nivea, Eucerin und 8x4 vereint. Dort war das Wachstum (organisch) mit 4,8 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro größer als im Bereich der Klebeprodukte von Tesa, wo der Umsatz um 4,4 Prozent (ebenfalls organisch) auf etwa eine Milliarde Euro anstieg. Entsprechend waren auch die Reaktionen auf die Geschäftszahlen – es hieß am Donnerstag, die Kosmetikprodukte hätten das Jahresergebnis gerettet.


Breites Sortiment, schwieriges Marktumfeld

Beiersdorf ist sehr breit aufgestellt und führt Marken im Sortiment, die wahrscheinlich den meisten Menschen wesentlich bekannter sind als der Name des Mutterkonzerns. Die Hamburger rühmen sich, in „Nivea“ die weltweit größte Hautpflegemarke zu besitzen. Mit rund 16.500 Mitarbeitern und 130 Jahren Erfahrung im Geschäft ist Beiersdorf längst zum globalen Akteur geworden. Das Unternehmen bietet Produkte zur Hautpflege an, ob die Haut nun einfach nur trocken ist, medizinisch behandelt werden muss oder doch gealtert aussieht. Längst haben sich Wortspiele zur Nivea-Marke etabliert, und wer hat noch nie Tesa statt Klebeband gesagt? Beiersdorf hinterlässt also einen bleibenden Eindruck mit seinen Produkten und möchte dies natürlich auch weiterhin tun.

Der Vorstandsvorsitzende Stefan Heidenreich sagte anlässlich der Präsentation der vorläufigen Ergebnisse am Donnerstag: „Beiersdorf hat einen Grad an Stabilität und Stärke erreicht, der uns auch für 2015 positiv stimmt. Dabei verkennen wir nicht die zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen in einzelnen Märkten und beobachten diese aufmerksam.“

Dazu passt das schlechte erste Halbjahr 2014, das Beiersdorf erst in der zweiten Hälfte ausgleichen konnte. Vor allem der starke Euro hatte dem Konsumgüterhersteller Probleme gemacht. Am Ende war das Kosmetikgeschäft aber so stark, dass es doch für ein Übertreffen der Erwartungen reichte. Vor allem in Asien, Afrika und Australien steigerte sich der Konzern um 9,6 Prozent, in Nordamerika mit etwa 5 Prozent. In Westeuropa fiel das Wachstum mit 1,5 Prozent eher mager aus.


Währungseffekte als Basistrend des Wachstums

Doch es gibt ja noch die lieben Währungseffekte: Seit dem Sommer des vergangenen Jahres hat der Euro gegenüber dem US-Dollar klar an Wert verloren, was viele exportorientierte Unternehmen in Europa freute. Dazu kam am Donnerstag dann noch besagte Entscheidung der SNB, den künstlichen Wechselkurs von 1,20 Franken je Euro als Untergrenze aufzugeben. Prompt reagierten die Aktienmärkte auf die Nachricht, die die europäische Gemeinschaftswährung noch weiter schwächt. Entsprechend positiv war das Signal natürlich dann für Beiersdorf, die auch in der Schweiz viele Produkte vertreibt. Sollte der Euro weiterhin gegenüber mehreren ausländischen Währungen derart schwach bleiben, könnte das den Kurs der Beiersdorf-Aktie noch länger antreiben.

Das schwache erste Halbjahr darf man jedoch nicht so einfach vergessen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Umsatzwachstum heuer deutlich schlechter ausgefallen. Den endgültigen Geschäftsbericht will Beiersdorf am 13. Februar vorlegen – darin wird auch das Haarpflegegeschäft in China, welches das Unternehmen im Herbst fast komplett abgeschrieben hatte, seinen Platz finden.

Nach Ansicht der WGZ Bank dürfte die Dax notierte Aktie jedoch weiterhin zulegen, die Analysten stuften das Papier von „Halten“ auf „Kaufen“ hoch. Die Experten vom „Frankfurter Tagesdienst“ bleiben hingegen eher vorsichtig. Die Erwartungen der Analysten seien nur leicht übertroffen worden, zudem attestieren sie dem Papier eine chronische Überbewertung. Innerhalb von zehn Tagen hatte die Beiersdorf Aktie ein Wachstum von starken 7,3 Prozent hingelegt, das am Freitag dann knapp unter dem Allzeithoch von 77,38 Euro blieb.

Derzeit steht der Kurs bei 75,07 Euro. Die Dax-Spitze dürfte Beiersdorf wohl bald wieder an einen anderen Konzern abtreten, aber ein moderates Wachstum scheint durchaus wahrscheinlich. Anleger sollten hier auf neue Währungseffekte achten und prüfen, wie gut das Produktportfolio des Konzerns international ankommt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%