Die Schulden in diesen Ländern wachsen immer noch schneller als die Wirtschaft – mit Hilfe der Notenbankpolitik der EZB. Die Staaten können sich dank Draghis Niedrigzinspolitik weiter billig finanzieren.
Die Schuldenquote ist in den letzten drei Jahren vor allem deshalb gestiegen, weil in der Anpassungskrise zunächst die Wirtschaftsleistung eingebrochen ist. Nur dank Draghi haben die Krisenländer überhaupt die Gelegenheit bekommen, ihre schmerzhaften Reformen umzusetzen, ohne zwischendurch in einer eskalierenden Depression und Deflation zu versinken. Auch nach der deutschen Agenda 2010 ist die deutsche Schuldenquote noch jahrelang gestiegen bis schließlich das Wachstum der Wirtschaft den Schuldentrend gedreht hat. Jetzt müssen die Krisenländer weiter wachsen, um ihre Schuldenquote zu vermindern.
Reformen, etwa in Portugal oder Griechenland, werden schon wieder zurückgefahren.
Nein, Reformen werden nicht zurückgedreht. Das Verfassungsgericht in Portugal hat zwar einen Teil der Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst für verfassungswidrig erklärt. Die portugiesische Regierung bemüht sich aber, dies auszugleichen, also woanders zu kürzen. Das ist kein Zurückdrehen.
Portugal
2013: -1,6 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 0,2 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 16,7 Prozent
2014: 16,7 Prozent
IHS Global Insight
Auch nicht in Griechenland? Selbst EZB-Präsident Draghi drängte erst jüngst wieder zu wirtschaftlichen Reformen in den Eurokrisenländern.
In Griechenland gibt es eine Diskussion, wo genau im Staatssektor die nächste Entlassungsrunde ansetzen muss. Das ist mühsam. Aber das ist kein Zurückdrehen von Reformen.
Sechs Jahre nach der Krise sind sich die Griechen darüber noch nicht einig?
Der Streit darüber, wo und wie entlassen wird, ist Teil des normalen politischen Prozesses. Müssten bei uns nach Gehaltskürzungen um 20 Prozent auch noch viele Staatsdiener entlassen werden, ginge das auch nicht geräuschlos ab.
Wie können Länder wie Portugal oder Griechenland von ihren hohen Schulden runterkommen? Der Schuldenstand Portugals beläuft sich derzeit auf fast 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Der wesentliche Grund, warum die Schuldenquoten trotz massiver Einschnitte bei den Staatsausgaben und höherer Steuersätze bis zuletzt noch gestiegen sind, ist nicht, dass die Schulden rapide zunehmen, sondern dass die nominale Wirtschaftsleistung so schwach ist. Wir brauchen deshalb eine Geldpolitik, die eine Deflation vermeidet und es der Wirtschaft ermöglicht, wieder normal zu wachsen. Dann kann auf Dauer auch die Schuldenquote abnehmen.
Konkret, bitte: Wie können diese Länder ihre Schuldenquoten verringern?
Die Länder haben schon kräftig gespart, weit mehr als Deutschland zu Zeiten der Agenda 2010. Bereinigt um rein konjunkturelle Effekte sind die Staatshaushalte saniert. Was wir jetzt noch brauchen ist ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Das hat Draghi eingeleitet. Das reale Wachstum kommt in Gang. Wir sehen in Spanien bereits ein Tempo, das möglicherweise bald Deutschland erreicht oder möglicherweise übertrifft.