Bernardino Branca Lieber eigenwillig

Der italienische Multimillionär verwaltet sein Geld aus dem Schnapsimperium in einem selbst gestrickten Dachfonds.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Hedgefonds statt Magenbitter Branca misstraut Banken Quelle: Presse

Bernardino Branca, 56, hat mit Hochprozentigem nur noch zu tun, wenn es um riskante Anleihen geht. Seit dem Verkauf seiner Anteile am Schnapsproduzenten Branca (Magenbitter Fernet Branca) in den Achtzigerjahren kümmert er sich um die Verwaltung seines Vermögens. Von Mendrisio aus, einem kleinen Städtchen im Tessin zwischen Luganer und Comer See, steuert Branca das Familiy Office Intermarket.

1997 legte er einen Dachfonds auf, in dem ein Großteil seines Vermögens steckt. Die 30 Millionen Euro seines Dachfonds investiert er sowohl in Hedgefonds als auch in Aktien- und Rentenfonds sowie Gold. Die Verwaltung des Dachfonds liegt beim Hamburger Vermögensverwalter Aquila Capital.

Branca nimmt sein Vermögen in die eigene Hand, weil er den großen Banken misstraut: „Institute mit Investmentbanking denken zuerst an ihre eigenen Interessen, erst danach an die Kunden aus dem Private Banking.“ Die „Chinese Walls“, die Mauern zwischen den Bankabteilungen funktionierten oft nicht, sodass Kunden durchaus mal Produkte ins Depot gepackt werden, die die Investmentbanker gerade loswerden wollen.

Die wichtigsten Fondstypen im Überblick

Branca hat einige Jahre bei einer Schweizer Privatbank gearbeitet und kenne daher das Innenleben der Finanzbranche. „Ich kann nur jedem Family Office raten, Zeit und Mühe in eigene Strategien zu investieren und sich nicht ausschließlich auf Ratschläge anderer zu verlassen“, sagt Branca.

Unabhängig von Börsenentwicklung und Konjunktur

Börsentitel als Kontraindikator
Der Aktionär vom 15. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Der Aktionär vom 6. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Focus Money vom 12. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Der Aktionär vom 13. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Barron's vom 4. Februar 2012 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Börse Online vom 24. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Focus Money vom 30. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online

Der italienische Millionär ist nicht auf zweistellige Renditen aus. Auf Sicht von drei Jahren soll der Dachfonds stets schwarze Zahlen schreiben, wobei die Erträge mit weniger als sechs Prozent pro Jahr schwanken sollen. Dafür versucht er, die Erträge seines Dachfonds weitgehend unabhängig von Börsenentwicklung und Konjunktur zu machen. Dazu bedient er sich mehrerer Kategorien von Portfolios:

  • Fonds, die von einer negativen Marktentwicklung profitieren, weil sie auf fallende Aktienkurse (Short) oder mit Zins-Futures auf steigende Zinsen wetten.
  • Fonds, die Erträge unabhängig vom Börsentrend erzielen, weil sie an Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Handelsplätzen verdienen (Arbitrage), Währungswetten eingehen oder über Indizes von steigender Volatilität profitieren.
  • Fonds, die auf Edelmetalle setzen.

Der Rest des Vermögens fließt in Aktien- und Rentenfonds, deren Renditeentwicklung sich von der der Vergleichsindizes abkoppelt, etwa weil sie in Krisenzeiten Bargeld halten oder Einzelwerte unabhängig vom Index gewichten. „Ich bevorzuge eigenwillige Fondsmanager, die ihrer Strategie treu bleiben und deren Arbeit für mich nachvollziehbar ist“, sagt Branca.

Solide durch Krisen

Bisher ist seine Sicherheitsstrategie aufgegangen. Im Krisenjahr 2002 legte der Dachfonds 4,5 Prozent zu, nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 büßte er lediglich 7,7 Prozent ein. Im Zeitraum 1998 bis 2012 legte der Dachfonds um durchschnittlich etwa sechs Prozent pro Jahr zu. Sicher kein Überflieger, aber immer noch ein solides Ergebnis.

So breit der Dachfonds auch investiere, er könne natürlich nicht alles abdecken, so Branca: „Als kleines Family Office verzichten wir auf illiquide Investments wie beispielsweise Private Equity.“ Er könne es sich nicht leisten, Geld jahrelang fest zu parken, schließlich müsse sein Portfolio beweglich bleiben, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können.

Brancas Dachfonds ist kein reines Privatvergnügen. Wer mindestens 125.000 Euro mitbringt, kann bei ihm einsteigen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%