Betrüger ziehen die Kurse hoch Die Aktien-Mafia kassiert Anleger ab

Seite 7/7

Die Szene organisiert sich neu

Real-Depot vom 31. Mai 2012:

„In der Redaktion haben wir (...) heftig diskutiert, wie man so etwas in Zukunft vermeiden kann. Die Lösung ist, dass wir (...) keine SmallCaps mehr empfehlen werden. Wir haben festgestellt, dass solche Empfehlungen von Spekulanten und Altaktionären dazu genutzt werden, um mit der Aktie Jo-Jo zu spielen.“

Die Durchsuchung im Zuge des Frankfurter Verfahrens hat der ISP nicht das Genick gebrochen. Der Laden von Vater Frick macht weiter, sein Frontmann heißt nicht mehr Markus Frick, sondern Jan Pahl. Der junge Mann nennt sich Finanzjournalist, hat Knopfaugen und das perfekte Lächeln für Zahnpastawerbung. Einer, dem Großmutti wohl jedes Versprechen abnehmen würde. Mitte März ist Pahl in Sakko und Schlips zum „MoneyMoney-Seminar“ gereist. Im InterCity Hotel am Flughafen Frankfurt hat ISP die Räume „Euro“ und „Dollar“ gemietet. 100 Menschen waren da, um Pahls Tipps zu lauschen.

Zwölf prominente "Verzocker"
Vince McMahon Quelle: AP
Eike Batista Quelle: dpa
Kweku Adoboli Quelle: REUTERS
Nick Leeson Quelle: REUTERS
Nelson Bunker Hunt; Herbert William Hunt
Jerome Kerviel Quelle: REUTERS
John Paulson Quelle: REUTERS

Pahl weiß, wie er Aufmerksamkeit bekommt – und hält sein Buch zwischen den Zuschauerreihen in die Luft. „Wer als Erster aufspringt und es greift, bekommt das Buch“, ruft Pahl ins Mikrofon. Exklusiv auf dem Seminar soll das Buch zusammen mit einer DVD über Devisenhandel 39 Euro kosten. 2000 Euro Gewinn könne man am Tag mit Devisenhandel erzielen, verspricht Pahl. „Ich will doch kein Hoeneß werden“, ruft ein Zuschauer. Pahl kontert: „Sie wollen nur nicht ins Gefängnis. Hoeneß hat damit auch 70 Millionen gemacht. Wenn man an der Börse was machen will, kommt man um Devisenhandel nicht herum.“ ISP und Pahl haben nicht auf Fragen geantwortet.

Die Szene organisiert sich neu, einige versuchen, ihr Geschäft zu legalisieren. Entscheidend für die Verurteilung sei, hatte Richter Wiens im Frick-Prozess betont, dass die Täter nicht offengelegt hatten, dass sie von steigenden Kursen profitieren.

Die Gauner haben verstanden. Viele arbeiten jetzt mit Warnhinweis. „Da steht drin: ‚Wir handeln grundsätzlich in diesen Werten und behalten uns vor, jederzeit und ohne Ankündigung zu kaufen und zu verkaufen.‘ Solange die Täter nur Stimmungen schildern und keine nachweisbar falschen Informationen geben, kommen wir da rechtlich schwer dran“, sagt Zmyj-Köbel.

Sein Problem ist das nicht mehr: Der erfolgreiche Oberstaatsanwalt wechselt nach Gießen, weit weg von der Börse. Mit den Aktenstapeln muss sich seit Anfang Mai sein Nachfolger herumschlagen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%