Billiges Notenbank-Geld Die stärksten Dax-Aktien in der Geldflut

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Rettende Geldflut

Drei Aktientipps für eine Spekulation
BMW - Vorsprung dank SparsamkeitKurzfristig spricht nicht viel für eine Auto-Aktie: Daimler schockte mit einer Gewinnwarnung, selbst auf die noch recht guten Halbjahreszahlen BMWs reagierte die Börse sauer. Damit ist aber auch die Euphorie aus der Aktie erst mal raus; das KGV ist moderat. Auf lange Sicht dürften sich BMWs Investitionen in neue, sparsame Modelle auszahlen. Quelle: Bloomberg Quelle: REUTERS
BMW investiert massiv in Leichtbau, Hybrid und Elektro, hat schon heute das geringste Durchschnittsalter der Modellpalette und mit den geringsten Durchschnittsverbrauch aller Hersteller. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 73,6 Kurs/ Stoppkurs (in €): 57,48/ 48,60 Börsenwert (in Mrd. €): 36,8 Dividendenrendite (in %): 4,0 KGV 2012/ 2013: 7,6/ 7,5 Chance/Risiko: 7/6 Stand: 4. Oktober 2012
Thyssen - Ungeliebte StahlkocherDie hohe Verschuldung, die Milliarden Euro teuren Probleme mit einem Stahlwerk in Brasilien und Konjunktursorgen hatten den Kurs im Sommer unter das Finanzkrisen-Tief vom März 2009 stürzen lassen. Doch Thyssen ist noch lange nicht pleite, das Unternehmen räumt dem Schuldenabbau Priorität ein und kam damit zuletzt gut voran. Positive News würden den Kurs stark befeuern. Quelle: dpa
Ein Verkauf des kriselnden amerikanischen Stahlgeschäfts von Thyssen (und damit des Brasilien-Desasters) etwa scheint möglich, aktuell soll Koreas Posco Interesse haben. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 41,5 Kurs/ Stoppkurs (in €): 16,83/ 14,60 Börsenwert (in Mrd. €): 8,7 Dividendenrendite (in %): 2,7 KGV 2012/ 2013: Verlust/ 21,8 Chance/Risiko: 8/7 Stand: 4. Oktober 2012
HeidelbergCement - Jenseits von AfrikaDer hoch verschuldende Baustoffkonzern fährt einen harten Sparkurs; erste Erfolge beim Schuldenabbau sind sichtbar. Seit 2007 hat der Konzern die Schulden von knapp 15 auf rund 8 Milliarden Euro reduziert. Gleichzeitig expandiert HeidelCement strategisch in den Schwellenländern, konnte dort zuletzt nicht nur den Absatz steigern, sondern auch Preiserhöhungen durchsetzen. Quelle: dpa/dpaweb
Heidelberg Cement Nun nehmen die Kurpfälzer neben Asien und Südamerika vor allem das südliche Afrika ins Visier, sie erwarten dort mittel- und langfristig hohes Wachstum. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 13,9 Kurs/ Stoppkurs (in €): 41,81/ 35,30 Börsenwert (in Mrd. €): 7,8 Dividendenrendite (in %): 0,8 KGV 2012/ 2013: 13,9/ 10,7 Chance/Risiko: 8/7 Stand: 4. Oktober 2012

Natürlich muss irgendwann die Konjunktur wieder anspringen, sonst geht jeder liquiditätsgetriebenen Rally die Puste aus. Danach sieht es im Moment noch nicht aus. „Aber die Börse läuft der Wirtschaft in der Regel um sechs bis zwölf Monate voraus“, sagt Schlote, „es ist auch möglich, dass die derzeit schlechten Nachrichten aus Spanien, Italien und China schon den Tiefpunkt des aktuellen Konjunkturzyklus markieren; im Moment wettet der Markt auf eine bessere Konjunktur ab 2013.“

Das Schlimmste haben die Notenbanken mit ihrer Geldflut den Euro-Krisenländern fürs Erste erspart. „Es ist den Zentralbanken gelungen, das Risiko eines baldigen unkontrollierten Auseinanderbrechens der Euro-Zone deutlich zu vermindern“, so Schlote. Ansonsten wären Bankenpleiten unausweichlich gewesen.

Mit Vollgas in die Inflation?

So verwundert es nicht, dass vor allem die Aktien von Banken und Versicherungen zuletzt die Rally befeuert haben. „In den Bankaktien waren zuvor Staatspleiten, Verstaatlichung oder Zerschlagung eingepreist“, sagt Zimmermann. Doch jetzt fallen die Zinssätze am Interbankenmarkt, zu denen sich Banken gegenseitig Geld leihen, auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen signalisieren Entspannung. Zwar ist es zweifelhaft, ob die Politik der Notenbanken auf Dauer der Realwirtschaft – dem Handwerker, dem Maschinenbauer, dem Chemiekonzern – hilft oder ob sie nur neue Preisblasen aufpumpt und am Ende gar zu galoppierender Inflation führt. Zudem reagierten die Börsen zuletzt verhalten auf die Ankündigung weiterer Geldspritzen.

Drei Aktientipps für vorsichtige Anleger
E.On - Aktie wieder unter StromAls größter Kernkraft-Nutzer hat E.On besonders unter der Energiewende gelitten. E.On hat aber auch mehr und konsequenter als die Konkurrenten RWE und Vattenfall in Erneuerbare investiert, was sich langfristig auszahlen dürfte. Außerdem hat E.On die Krise genutzt, um sich von schwach rentablen Beteiligungen zu trennen, und hat Schulden abgebaut. Quelle: Bloomberg Quelle: dpa
Ein Joker könnte das Geschäft mit Flüssiggas werden, das die E.On-Tochter Ruhrgas ausbaut. Dem flüssigen Brennstoff gehört nach Meinung von Versorgungsexperten die Zukunft. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 111,5 Kurs/ Stoppkurs (in €): 18,76/ 16,30 Börsenwert (in Mrd. €): 37,5 Dividendenrendite (in %): 5,3 KGV 2012/ 2013: 8,7/ 10,4 Chance/Risiko: 5/4 Stand: 4. Oktober 2012
Deutsche Telekom - Rendite bleibt attraktivZwar läuft das Stammgeschäft (Deutschland) schleppend, doch zeichnet sich im Ausland Besserung ab. Die Mobilfunk-Tochter T-Mobile USA soll mit Konkurrent Metro PCS fusionieren. Der Markt senkte darüber erst mal den Daumen: zu klein, zu teuer. Doch langfristige Synergien werden unterschätzt. Das neue Unternehmen wäre immerhin fast so groß wie die Nummer drei im US-Markt (Sprint). Quelle: dapd
Das Versprechen der Deutschen Telekom, die Dividende nicht zu kürzen, läuft zwar 2013 aus; doch mehr als fünf Prozent Rendite sind auch in den kommenden Jahren drin. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 58,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 9,61/ 8,20 Börsenwert (in Mrd. €): 41,5 Dividendenrendite (in %): 7,3 KGV 2012/ 2013: 15,2/ 15,0 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
K+S - Teuer, aber gutSicher, es gibt günstiger bewertete Aktien im Dax. Doch wer K+S nur nach Kurs- Umsatz und KGV bewertet, springt zu kurz. Beim einzigen deutschen Rohstoffkonzern müssen auch die Reserven in die Betrachtung mit einfließen. Und davon hat K+S eine Menge, sie dürften noch bis Ende des Jahrhunderts reichen. Quelle: AP
K+S In Kanada sollen neue Vorkommen von 160 Millionen Tonnen Kali erschlossen werden, dem wichtigsten Grundstoff für Dünger. Die Düngernachfrage steigt weiter, weil Ackerland knapper wird, die Weltbevölkerung aber wächst. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 4,2 Kurs/ Stoppkurs (in €): 39,46/ 31,30 Börsenwert (in Mrd. €): 7,6 Dividendenrendite (in %): 3,3 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 4. Oktober 2012

„Solange neue Schocks ausbleiben, etwa ein Angriff Israels auf den Iran, dürfte es zumindest zu keinem starken Einbruch an der Börse kommen, wenn die Notenbanken die Märkte weiter mit Geld fluten“, meint Zimmermann. „Dazu gibt es zu viele Investoren, die genau auf die Geldmengen schauen und bei deren Wachstum zumindest nicht verkaufen, meistens zukaufen.“

„Aktien sind besonders im Vergleich zu Anleihen nach wie vor attraktiv bewertet“, sagt Ehrhardt. So liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Dax-Werte auf Basis der 2013 erwarteten Gewinne bei zehn; der historische Durchschnitt liegt bei rund 14. „Da ist bereits eine Menge an schlechten Nachrichten in den Kursen drin“, meint Zimmermann. Hinzu kommt, dass Anleger immer weniger Alternativen zu Aktien haben, wenn sie real, also nach Abzug der Inflation, noch eine Rendite erzielen wollen: Deutsche Staatsanleihen bringen derzeit 1,2 Prozent; nach Inflation verlieren Anleger also Kaufkraft.

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