Bitcoin und Onecoin Digitale Währungen zwischen Rekord und Betrug

Der Kurs des Digitalgelds Bitcoin erreicht neue Rekordstände: 1.700 Dollar sind geknackt. Zeitgleich ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ein Portal der Konkurrenzwährung Onecoin. Was ist los auf dem Markt für Internetgeld?

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Die digitale Währung wird von Netzwerken mithilfe komplizierter Rechenaufgaben produziert. Das dauert sehr lange, wodurch eine Inflation vermieden werden soll. Quelle: Reuters

Düsseldorf Die Euphorie unter den Anhängern kennt kein Halten mehr: Nachdem die Digitalwährung Bitcoin am Dienstag bereits auf den Rekordstand von 1.752 US-Dollar geklettert ist, lag sie auch am Mittwoch über der 1.700-Dollar-Schwelle. Allein seit Mitte März ist der Wert eines Bitcoins damit um rund 700 Dollar angestiegen.

Damals war der Kurs kurzzeitig unter die Marke von 1.000 Dollar gerutscht, nachdem die US-Finanzaufsicht SEC einen Indexfonds auf Basis der Bitcoin-Kursentwicklung verboten hatte. Seit April prüft die SEC nun auf Antrag des Börsenbetreibers Bats eine erneute Genehmigung, bis zum 15. Mai können Stellungnahmen zur Zulassung des „Winklevoss Bitcoin Trust“-Fonds abgegeben werden. Die Aussicht auf einen positiven SEC-Bescheid dürfte den aktuellen Kursanstieg befeuert haben.

Ob dieser von Dauer ist, ist jedoch zweifelhaft. Wie volatil der Kurs der Digitalwährung ist, zeigt ein Blick auf den Wertverlauf: Nach einem ersten Höchststand bei über 1.200 Dollar Ende 2013 ging es für Bitcoin-Besitzer vor allem bergab. Erst seit Ende 2015 steigt der Kurs tendenziell wieder, weist aber hohe Ausschläge nach oben und unten auf.

Bitcoins sind ein digitales Zahlungsmittel, das es seit 2009 gibt. Hergestellt wird die virtuelle Währung in großen Computernetzwerken, die unter hohem Zeit- und Rechenaufwand die Bitcoins produzieren. Ursprünglich sollte damit ein Geldsystem ermöglicht werden, das unabhängig von staatlicher Kontrolle und Banken funktioniert sowie Transaktionen beschleunigt und Kosten minimiert. Pro Tag werden der Bundesbank zufolge auf der ganzen Welt 350.000 Transaktionen mit dem digitalen Tauschmittel getätigt, verglichen mit 77 Millionen Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen allein in Deutschland.

Doch die Bitcoins sind längst nicht mehr allein auf dem Markt für Internetwährungen. Als Alternative haben sich die sogenannten Onecoins etabliert. Aufgrund des schwelenden Streits innerhalb der Bitcoin-Gemeinde über die Herstellungsrechte schwenkten Anleger auf die Onecoins als neue Internetwährung um. Inzwischen werden diese von Beobachtern wie der Ungarischen Zentralbank jedoch als Schneeballsystem klassifiziert.

Anleger aus Deutschland haben laut Schätzungen hunderte Millionen Euro in Onecoins investiert, auch wenn ihre Verbreitung im Vergleich zu den Bitcoins deutlich geringer ist. Ihre Beliebtheit dürfte nun rasch sinken – die Onecoin-Gemeinde steht vor einem veritablen Image-Desaster.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen Betrugsverdachts. Der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Klaus Pollmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Behörde ermittele gegen sieben Beschuldigte aus dem Umfeld der Digitalwährung wegen des Vorwurfs des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs. Die Ermittler prüfen unter anderem, ob Anleger durch falsche Darstellungen im Internet und auf Verkaufsveranstaltungen veranlasst wurden, ihr Geld in die sogenannte Kryptowährung zu investieren. Außerdem werde wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Gesetz zur Beaufsichtigung von Zahlungsdienstleistungen ermittelt, sagte Pollmann.


Finanzaufsicht und Bundesbank schalten sich ein

Anleger, die in den Besitz von Onecoins kommen wollten, mussten nach Angaben der Finanzaufsicht Bafin Zahlungen auf wechselnde Bankkonten des Unternehmens IMS International Marketing Services in Greven überweisen. Von dort leitete die IMS die Gelder laut Bafin „im Auftrag von Onecoin LTD an Dritte insbesondere auch außerhalb Deutschlands weiter“.

Die Bafin hatte bereits im April eine sofort vollziehbare Kontensperre über die Konten der IMS verhängt und verfügt, das Finanztransfergeschäft mit Onecoin-Anlegern sofort einzustellen. Außerdem untersagte die Bafin der Onecoin in Dubai und der One Life Network in Belize, Geschäfte mit Onecoins in Deutschland zu machen. Insgesamt hatte die IMS laut Bafin zwischen Dezember 2015 und Dezember 2016 rund 360 Millionen Euro angenommen. Davon lagen bei Verhängung der Kontensperre noch rund 29 Millionen Euro auf den Konten.

Schon vor Bekanntwerden der Onecoin-Ermittlungen hat die Bundesbank Anleger vor anderen Digitalwährungen gewarnt. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele sagte der „Welt am Sonntag“, Sparer sollten sich vor Bitcoins in Acht nehmen. „Aus unserer Sicht ist der Bitcoin kein geeignetes Medium, um Werte aufzubewahren. Das zeigt ein einfacher Blick auf die sehr schwankungsanfällige Kursentwicklung.“ Der Bitcoin sei „ein Spekulationsobjekt, dessen Wert sich rapide verändere. „Zuletzt ging es steil nach oben, aber das sah schon anders aus“, bilanzierte Thiele.

Jeder Bürger, der sein Erspartes in Bitcoins anlegt, sollte sich die Kursentwicklung anschauen. „Wer dann noch meint, der Bitcoin wäre so sicher wie der Euro oder der Dollar, muss dafür die Verantwortung tragen“, sagte der Währungshüter. „Wir können nur die Menschen davor warnen, den Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel zu benutzen. Aber wir treffen keine Anlageentscheidungen für die Bürger.“

Mittlerweile gibt es am weltweit wichtigsten Finanzplatz New York strikte Regeln für den Handel mit virtuellen Währungen. Bitcoins haben sich zu beliebten Spekulationsobjekten mit starken Kursschwankungen und einer Art Alternativwährung in Ländern mit Kapitalverkehrskontrollen entwickelt. Ein Großteil des Handels ballt sich in China. Verboten werden soll zumindest die Digitalwährung Bitcoin in Deutschland laut Bundesbank nicht. Nutzer dürften jedoch nicht gegen die Geldwäschevorschriften verstoßen. Auch für das Finanzsystem stellten Bitcoins derzeit keine Gefahr dar, zumindest, solange sie ein Randphänomen blieben.

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