Blue-Chip-Unternehmen „Maximale Verzweiflung“ der Anleger beschert US-Firmenbonds 14 Prozent Jahresertrag

Zahlreiche internationale Investoren haben in diesem Jahr US-Unternehmensbonds gekauft. Ein Grund sei der Mangel an Alternativen, sagt ein Experte.

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US-Firmenbonds werfen 14 Prozent Jahresertrag ab Quelle: Bloomberg

Die Anleihen amerikanischer Blue-Chip-Unternehmen haben Anlegern in diesem Jahr einen Ertrag von mehr als 14 Prozent eingebracht so viel wie seit einem Jahrzehnt nicht. Schub kam dabei besonders von der Nachfrage ausländischer Investoren, die auf der Suche nach Rendite auf den US-Bondmarkt strömten. Die Rally dürfte weitergehen, wenn auch nicht im jüngsten Tempo.

Als Blue-Chips bezeichnet man besonders große Unternehmen mit hohem Umsatz und Börsenwert, auf deren Kursentwicklung große Indizes beruhen.

Dass die Unternehmensanleihen in diesem Jahr so gut gelaufen sind, liegt laut Mark Kiesel, Investmentchef Global Credit bei Pacific Investment Management, nicht nur an den gesenkten Zinsen durch Zentralbanken wie die Fed. „Es gibt einfach nicht genug qualitativ hochwertige einkommensgenerierende Vermögenswerte, um die Nachfrage zu befriedigen“, sagte er in einem Bloomberg-Interview.

Der globale Pool von Wertpapieren mit Negativrendite ist inzwischen elf Billionen US-Dollar schwer. Ausländische Investoren steckten angesichts dessen in diesem Jahr per Saldo 114 Milliarden Dollar in US-Unternehmensanleihen, wie Geldstrom-Daten der Fed für die ersten neun Monate zeigen.

Die Zentralbanken der Welt haben in den letzten zwölf Monaten die stärkste geldpolitische Lockerung seit der Finanzkrise unternommen. Laut Daten der Canadian Imperial Bank of Commerce gab es international insgesamt rund 90 Zinssenkungen. Drei davon entfielen auf die Fed. Mit einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent ist der US-Leitzins aber immer noch höher als in den meisten anderen Industrieländern. In Japan und Europa liegen die Zinsen nahe oder unter Null.

„Für den durchschnittlichen ausländischen Investor ist es sehr schwer, zu überleben wir befinden uns immer noch an einem Punkt maximaler Verzweiflung“, sagte Hans Mikkelsen, Leiter Hochzins-Anleihestrategie bei Bank of America. „Grundsätzlich gibt es für ausländische Investoren nur eine Möglichkeit und das ist der US-Markt für Unternehmensanleihen.“

Sinkt die Fed-Funds-Rate, hat dies für Anleger indes auch Vorteile. Zum einen wird es für internationale Käufer günstiger, sich gegen das Risiko von Währungsschwankungen abzusichern. Dollar-Hedging-Kosten auf Basis dreimonatiger Termingeschäfte sind für Euro- und Yen-basierte Investoren in diesem Jahr deutlich zurückgegangen.

Dies sei „ein positiver Faktor für die Nachfrage dieser Investoren, die weiterhin sehr stark ist“, sagt Barry McAlinden, leitender Stratege für festverzinsliche Wertpapiere in Nord- und Südamerika bei UBS Global Wealth Management.

Und wenn die Zinsen weiter sinken, wie manche Prognostiker erwarten, werde dies mit ziemlicher Sicherheit die Nachfrage nach relativ höher rentierlichen Vermögenswerten wie US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating stützen, sagen Marktteilnehmer.

Die durchschnittliche Rendite von US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating beläuft sich auf 2,87 Prozent und damit ungefähr einen Prozentpunkt mehr als die Verzinsung von US-Treasuries. In Europa liegen die absoluten Renditen für Unternehmensanleihen bei lediglich 0,47 Prozent, japanische Firmenbonds kommen auf 0,46 Prozent.

Institutionelle Anleger wie der staatliche Pensionsfonds Japans, weltgrößter seiner Art, haben daher angekündigt, mehr Anleihen außerhalb der lokalen Märkte zu kaufen.

„Sie werden aus Japan verdrängt“, sagte Tetsuo Ishihara, Makro-Stratege der Mizuho Financial Group in New York, mit Blick auf Nippons institutionelle Anleger. „Einen anderen Weg gibt es nicht.“ Für amerikanische Blue-Chip-Bonds rechnen Beobachter 2020 mit soliden einstelligen Erträgen, obwohl der Markt bereits teuer erscheint.

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