Geldanlage global
Experten versuchen, Börsenkurse vorherzusagen Quelle: imago images

Rosige Aussichten für Anleger

Mark Haefele Quelle: PR
Mark Haefele Global Chief Investment Officer, UBS Global Wealth Management Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

2019 war ein tolles Börsenjahr - global sind die Aktienkurse um 30 Prozent gestiegen. Und was kommt 2020? Möglicherweise haben wir noch ein starkes Jahr vor uns. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut.

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Die Anleger treten das Jahr 2020 in besserer Stimmung an als 2019. Zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr waren globale Aktien gerade um zwölf Prozent gefallen und der DAX war um neun Prozent abgerutscht, da sich die Anleger Sorgen über eine Straffung der US-Geldpolitik gemacht hatten. Doch nachdem der vergangene Dezember eine gewisse Klarheit über zwei der wichtigsten politischen Risiken brachte, die die Märkte überschattet hatten – den Brexit und den Handel zwischen den USA und China –, sehen wir dem neuen Jahr zuversichtlich entgegen. 

Zuerst möchte ich mich mit dem Phase-1-Abkommen zwischen den USA und China befassen. Die Anleger hatten eine Vereinbarung in der einen oder anderen Form erwartet, entweder im Dezember oder Anfang 2020. Alles in allem ist das Abkommen meiner Meinung nach jedoch positiver als erwartet. Zusätzlich zur Aufhebung der Zölle auf chinesische Importe im Wert von 160 Milliarden Dollar, die am 15. Dezember in Kraft treten sollte, kündigten die USA die Reduzierung des Zollsatzes für chinesische Waren im Wert von 120 Milliarden von 15 auf 7,5 Prozent an. Im Gegenzug verpflichtete sich China, mehr Waren und Dienstleistungen aus den USA einzukaufen, insbesondere Agrarprodukte. 

Natürlich ist die Rivalität zwischen den USA und China nicht verschwunden. Anleger müssen weiter auf Anzeichen für ein erneutes Aufflammen der Spannungen achten. Darüber hinaus wird der Zollsatz von 25 Prozent für chinesische Waren im Wert von rund 250 Milliarden Dollar Bestand haben. Ich halte es jedoch für bedeutsam, dass die Handelsgespräche mit dieser Ankündigung erstmals nicht nur zu einer Verschiebung, sondern tatsächlich zur Reduzierung von Zöllen geführt haben.  

Das bedeutet, dass die Zölle möglicherweise ihren Zenit erreicht haben und dieses Abkommen den Beginn einer schrittweisen Rücknahme bestehender Zölle markieren könnte. Ermutigend ist auch, dass China Zusagen in Bezug auf das geistige Eigentum und den erzwungenen Technologietransfer gemacht hat, auch wenn aktuell noch keine Details bekannt sind.

Insgesamt könnte dies das Geschäftsklima verbessern, eine Erholung der Investitionen anstoßen und damit weiteres Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten freisetzen. Die attraktiven Bewertungen von Aktien im Vergleich zu erstklassigen Anleihen sollten ebenfalls zu einer Outperformance über einen Anlagehorizont von sechs bis zwölf Monaten beitragen. Handelsabhängige Schwellenländer dürften zu den größten Nutznießern der verringerten Handelsspannungen gehören. Ich gehe dem Jahr 2020 mit einer zuversichtlichen Einschätzung der Aussichten für Schwellenländeraktien und Unternehmen der Eurozone mit hohem Engagement in den Schwellenländern entgegen. 

Die andere wichtige politische Entwicklung im Dezember war der klare Sieg der Konservativen bei den Parlamentswahlen in Großbritannien am 12. Dezember. Damit verfügt Premierminister Boris Johnson über die nötige Machtfülle, um ein Brexit-Abkommen im Parlament durchzubringen, die dreijährige politische Blockade zu beenden und den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zum 31. Januar durchzusetzen. Doch wie beim Phase-1-Handelsabkommen sind die Risiken damit nicht beseitigt. Um einen „harten Brexit“ zu vermeiden, muss Großbritannien bis zum Ende der Übergangsphase im Dezember 2020 ein formelles Handelsabkommen abschließen. Und Premierminister Johnson hat erklärt, dass er nicht bereit sei, diese Frist zu verlängern

Aber auch hier ist das Risiko meines Erachtens geringer als im Jahr 2019. Jetzt verfügt der Premierminister über eine klare Mehrheit im Unterhaus und hat einen starken Anreiz, eine schwere Störung der Wirtschaft zu vermeiden, wie sie beispielsweise ein ungeregelter Brexit hervorrufen könnte. Es gibt aber noch andere Gründe für eine positive Einschätzung des britischen Pfunds. Das britische Pfund ist gegenüber dem US-Dollar nach wie vor unterbewertet, obwohl es seit Anfang Oktober kräftig gestiegen ist und damit die performancestärkste G10-Währung des Jahres 2019 war.

Der faire Wert des britischen Pfunds – oder der aus dem Trend extrapolierte Gleichgewichtswechselkurs – liegt nach meiner Schätzung bei 1,54 US-Dollar. Eine rückläufige Nachfrage nach dem US-Dollar und eine klare Entwicklung hin zu einem einvernehmlichen Freihandelsabkommen mit der EU könnten das Währungspaar Prund/Dollar bis Ende 2020 bis auf 1,45 treiben.

Mein Fazit lautet, dass die politischen Risiken, die 2019 dominierten, nachgelassen haben. Im Jahr 2020 könnten neue politische Themen in den Vordergrund rücken, insbesondere wenn das Ergebnis der US-Wahlen im November auf signifikante politische Veränderungen hindeutet. Nach einem Jahr, in dem der Dax rund 25 Prozent zugelegt hat und globale Aktien um 30 Prozent gestiegen sind, können die Anleger auch dem neuen Jahr zuversichtlich entgegensehen.

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