Börse auf Rekordjagd „In der Spitze bis an die 11.000 Punkte“

Der Dax erklimmt ein Allzeithoch, die 10.000 Punkte sind greifbar nah. Börseninsider Robert Halver erklärt, warum der Optimismus gut begründet ist, wer profitiert und welche Gefahren drohen.

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Robert Halver, Aktienexperte der Baader Bank Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Halver, der Dax hat am Mittwoch mit 9734 Punkten auf neuer Rekordhöhe geschlossen. Die Börse nähert sich damit bereits in der dritten Januarwoche dem – auch von Ihnen – prognostizierten Jahresziel von bis zu 10.500 Punkten. Bereitet es Ihnen Sorge, dass plötzlich alles so schnell geht?

Robert Halver: Es geht sehr schnell, aber Sorgen macht mir das nicht. Wenn der Markt einmal läuft, läuft er. Und er hat ja auch gute Gründe dafür.

Zur Person

Welche sind das?

Es sind drei Punkte, die die Märkte beflügeln. Erstens die anhaltende Liquidität durch die Geldpolitik der Notenbanken. Da stört es auch nicht, dass die US-Notenbank Fed mit dem Tapering begonnen hat, also mit dem schrittweisen Rückzug aus den milliardenschweren Anleihenkäufen. Die Investoren sind vor allem erleichtert, dass die Ungewissheit vorüber ist. Außerdem hat die Fed ja auch gesagt, dass bei erneuter Schwäche der Konjunktur auch ein Rückschwenk auf die Gegenfahrbahn möglich ist, also eine Ausdehnung der Anleihenkäufe. Überhaupt sorgen die Europäische Zentralbank und die japanische Notenbank für Ersatzbefriedigung. Auch die jüngst in den Vordergrund gerückte Angst vor einer Deflation hat eine dramaturgische Funktion, denn sie rechtfertigt weitere Liquiditätsspritzen durch die Notenbanken. Das alles hebt die Stimmung an den Märkten. Historisch betrachtet enden Liquiditätshaussen erst bei Zinserhöhungen. Aber die Notenbanken werden an den niedrigen Zins noch sehr lange nicht rütteln.

Aber nur durch das viele Zentralbankgeld lässt sich der Kursanstieg nicht erklären. Schließlich pumpen die Notenbanken nicht erst seit gestern Geld in die Märkte.

Da komme ich zu Punkt zwei: Insgesamt wird die bisherige Liquiditätshausse oder nennen wir es Hoffnungsrally immer mehr durch positive, harte Fundamentaldaten der Konjunktur und Unternehmen unterlegt. Die Konjunkturaussichten sind so gut wie lange nicht. Und das sagt nicht nur die Weltbank, sondern eine ganze Vielzahl von Konjunkturindikatoren vom ifo-Index bis zu den Arbeitsmarktdaten aus den USA. Die vielen positiven Indikatoren können nicht alle lügen. Damit werden die Unternehmen auch Umsatzzuwächse erzielen. Apropos Unternehmen, sie verfügen über viel Liquidität. Was werden sie damit wohl tun? Sie werden ihre Dividenden erhöhen, ihre Aktien zurückkaufen, andere Unternehmen übernehmen oder generell investieren. Alles zusammen ist gut für Aktien. 

Was ist der dritte Punkt, der die Märkte antreibt?

Es ist die stärkere Rotation von Anleihen in Aktien. Wer Anleihen 1981 gekauft hat, profitierte von ihnen bis ins letzte Jahr hinein, ohne einen Handschlag tun zu müssen. Doch mittlerweile haben sie ihre beste Zeit hinter sich. Wirkliche Renditeanstiege wird die schnelle Eingreiftruppe der Notenbanken verhindern. Aber schon der geringste Zinsanstieg sorgt für Kursverluste von Staatspapieren und Unternehmensanleihen. Die Rotation wird den Aktienmarkt weiter antreiben.

Verbessertes Investitionsklima

Tipps fürs Börsenjahr 2014
Blick in die GlaskugelSelten waren Analysten bei ihrem jährlichen Blick in die Börsen-Glaskugel so optimistisch wie in diesem Jahr. Im Schnitt erwarten die Banken, dass der deutsche Leitindex Dax am Ende des Jahres bei rund 10.120 Punkten steht. Die größten Optimisten, in diesem Jahr die Analysten von Barclays, erwarten sogar einen Sprung auf 11.000 Punkte. Es gibt aber auch skeptische Stimmen. Die Helaba und die National Bank aus Essen rechnen damit, dass der Schlussstand 2014 etwas unter dem von 2013 liegen wird. "Das war eine ziemlich unglaubliche Rally und irgendwann werden wir eine Korrektur sehen müssen, wenn voraussichtlich auch noch nicht im Januar", prognostizierte Aktienstratege Peter Garnry von der Saxo Bank. Quelle: dpa
Geldpolitischer KurstreiberGrund zur Skepsis gibt es. Denn es sind weniger die fundamentalen Daten, die die Kurse in die Höhe schießen lassen, als die Handlungen der Notenbanker. Mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik haben EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chef Ben Bernanke den Grundstein für die Börsen-Rally 2013 gelegt. Bernanke kündigte kurz vor Weihnachten an, die Wertpapierkäufe der Fed langsam um 10 Milliarden Euro zurückzufahren. Damit sorgte er für ein Jahresend-Feuerwerk an den Börsen, der Dax kletterte auf über 9600 Punkte und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Auch 2014 wird vieles an den Börsen von Draghi und Co. abhängen. Zieht die Fed ihr Tapering durch? Schafft auch die EZB die Kehrtwende? Oder senkt Draghi die Zinsen noch weiter? Genug Unruhepotenzial gibt es auf jeden Fall. Quelle: dpa
Einstieg verpasst?Um rund 25 Prozent hat der Dax im vergangenen Jahr zugelegt. Das Problem: Viele Privatanleger in Deutschland konnten davon nicht profitieren. Die Furcht vor Blasen am Aktienmarkt ist noch so präsent wie nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes. Nur langsam kehren Anleger an die Börse zurück, an den globalen Aktienmärkten war 2013 das erste Jahr seit 2006 mit einem Nettozufluss. Laut dem deutschen Fondsverband BVI wurden zwischen Januar und Oktober sogar über sechs Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen. Dabei gibt es auch für sicherheitsbewusste Anleger passende Aktieninvestments. Quelle: AP
Für SicherheitsfansAuch sicherheitsbewusste Anleger müssen nicht auf Aktien verzichten. Allerdings birgt die Auswahl einzelner Aktien höhere Risiken, gewisse Marktkenntnisse sind erforderlich. Einfacher haben es Anleger mit Indexzertifikaten. Deren Entwicklung ist nicht an einzelne Papiere, sondern an jeweils einen ganzen Index wie beispielsweise den Dax geknüpft. Steigt der Leitindex, ist auch das Zertifikat mehr wert. Zwar ist mit einer Mischung aus Einzelaktien im Zweifel eine noch höhere Rendite drin, dafür ist das Risiko bei Indexzertifikaten aufgrund der Mischung vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass die Papiere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstig sind. Quelle: AP
Überschaubares RisikoWer dennoch Geld für einen aktiv gemanagten Fonds investieren will und Wert legt auf ein überschaubares Risiko, setzt am besten auf Mischfonds. Hier wird nicht nur in Aktien, sondern auch in festverzinsliche Papiere wie Anleihen investiert. Bekannt für ausgewogene Mischfonds ist der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch von Bert Flossbach und Kurt von Storch. Ihr Fonds Multiple Opportunities R investiert neben Aktien und Anleihen auch in Edelmetalle. Die Manager haben dabei keine Beschränkungen, was den Anteil von Aktien oder Anleihen angeht. Was zählt, ist die positive absolute Rendite. Auch DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen ist für seinen ausgewogenen Mischfonds bekannt. Quelle: dpa
DividendenjagdWer als sicherheitsverliebter Anleger auf Aktien setzen will, stürzt sich mit Vorliebe auf dividendenstarke Titel. Grundsätzlich kann die Strategie zum Erfolg führen. Allerdings ist auch da Vorsicht geboten. Denn nicht immer bedeutet eine hohe Dividende gleichzeitig ein florierendes Geschäftsmodell. Wird die Dividende aus der Substanz gezahlt statt aus erwirtschafteten Gewinnen, ist das kein gutes Zeichen. Dennoch gibt es einige Papiere, die sich auch aufgrund ihrer stabilen Ausschüttungen lohnen. Im Dax gehört dazu die Allianz. Die Versicherung ist für eine stetige Ausschüttungspolitik bekannt, außerdem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als dem zehnfachen des Jahresgewinns vergleichsweise günstig. Ähnlich sieht es beim Rückversicherer Munich Re aus. Wem die Auswahl einzelner Aktien zu kompliziert ist, kann auch hier auf einen Fonds setzen. Einige investieren gezielt in Papiere mit hoher Dividendenrendite, etwa der DWS Top Dividende oder der M&G Global Dividend A. Quelle: dpa/dpaweb
Mittleres RisikoWer mit Zukäufen ins neue Jahr starten will und etwas risikofreudiger ist, kann auf einzelne Aktien setzen. Dabei muss immer auf den Preis geachtet werden. Gerade lukrative Papiere im MDax, der zweiten Börsenliga, sind oft schon sehr teuer - Anleger zahlen ein Vielfaches des Jahresgewinns für eine Aktie. Es gibt aber auch noch Aktien großer Dax-Konzerne, die erschwinglich sind. Dazu zählt unter anderem die VW-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn. Sollte die globale Konjunktur 2014 wie erwartet weiter anziehen, dürften die Wolfsburger davon profitieren. Insbesondere die Entwicklung in China ist entscheidend. Auch Vorzugsaktien von BMW punkten bei Privatanlegern mit einem niedrigen KGV bei gleichzeitig attraktiver Dividendenrendite. Wem die Rendite bei Mischfonds zu niedrig ausfällt, der kann auch auf spezialisierte Fonds setzen, die beispielsweise gezielt in deutsche, europäische oder US-Aktien investieren. Quelle: dpa

Halten Sie das aktuelle Bewertungsniveau am Aktienmarkt für fair?

Die Bewertungen sind derzeit durchaus sportlich. Das wird sich aber entspannen, wenn die Unternehmen mit verbesserten Umsatzdaten auch höhere Gewinne ausweisen. In punkto Bewertung sollten wir übrigens nicht mit zweierlei Maß messen. Wenn eine Anlageklasse überbewertet ist, dann Staatsanleihen.

Können wir die Krise denn allmählich abhaken?

Nein, die Krise ist nicht vorbei. Die Wachstumsraten für die Euro-Peripherie sind zu schwach, weil dort auf Neuverschuldung mit geldpolitischer Rückendeckung der EZB ohne klare Reformpolitik gesetzt wird. Selbsttragende, robuste Wirtschaftsaufschwünge sind damit nicht zu erzielen. Ein markanter Ansatz zur Verbesserung der Standortqualität sind Steuersenkungen. Neben der Agenda 2010-Politik haben gerade die deutlichen Unternehmenssteuersenkungen ab 1999 den Wirtschaftsstandort Deutschland maßgeblich verbessert und damit Arbeitsplätze geschaffen. Wenn also schon neue Schulden in den angeschlagenen Euro-Staaten gemacht werden, warum sollten die nicht auch zur Finanzierung von Steuersenkungen verwendet werden?

Dann werden die Euro-Länder aber ihre hohen Schulden nicht los, was doch Voraussetzung dafür ist, dass die Staaten sich wieder günstiger am Markt für Staatsanleihen refinanzieren können.

Im europäischen Vergleich liegen die Unternehmenssteuern in Frankreich und Italien an der Spitze. Senkungen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau, wie etwa in Deutschland, würden endlich einen Ruck auslösen, ein verbessertes Investitionsklima schaffen, den Arbeitsmarkt beleben und – siehe da – zu vermehrten Steuereinnahmen führen. Anschließend kann man dann die Neuverschuldung reduzieren. Genau das sollte die Akzeptanz der wählenden Bevölkerung für diese angebotsorientierte Politik erhöhen. Nicht umsonst hat Irland seine Krise auch wegen geringer Steuern in den Griff bekommen. Es ist zu hoffen,  dass der französische Staatspräsident Hollande seinen kürzlichen Steuersenkungsplänen bald Fakten folgen lässt. In der Zwischenzeit muss die EZB dafür Sorge tragen, dass die erhöhte Staatsverschuldung nicht zu Problemen an den Finanzmärkten führt. Aus dieser geldpolitischen Nummer kommen wir so schnell nicht heraus.

Comeback-Chancen für Finanztitel

Was Experten für den Kapitalmarkt 2014 erwarten
Jeden Winter veröffentlichen die internationalen Banken ihren Kapitalmarktausblick für das kommende Jahr: Wie entwickeln sich einzelne Währungen, Staatsanleihen, die Inflation, das Wirtschaftswachstum einzelner Länder und Wirtschaftsregionen oder die Leitindizes. Als Rückversicherung geben viele Geldhäuser neben ihren Prognosen aber auch gleich noch mit an, dass natürlich alles ganz anders kommen kann. So gab beispielsweise der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert, zum Abschluss seines Kapitalmarktausblickes zu, dass gleich ein ganzes Bündel möglicher Gefahren die Zuversicht der Investoren ins Wanken bringen und sämtliche Aktienprognosen über den Haufen werfen könnte. So könnte die Angst vor dem Platzen von Preisblasen an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen. Im Folgenden also die Analystenprognosen - wie immer ohne Gewähr. Quelle: Fotolia
Aktienprognose von SchroedersDie Experten der britischen Vermögensverwaltung Schroeders gehen davon aus, dass europäische Aktien auch 2014 ein starkes Aufwärtspotenzial haben. "Ein verbessertes Ertrags-Momentum dürfte als nächster Impulsgeber für einen Aufschwung bei europäischen Aktien dienen", sagt Rory Bateman, Leiter britische und europäische Aktien bei Schroders. Für ihn ist im kommenden Jahr ein Stockpicking-Ansatz der Schlüssel zum Erfolg, um die Gewinner unter den europäischen Werten zu ermitteln. "Anleger sollten sich nun darauf konzentrieren, zwischen den verschiedenen Grautönen innerhalb des europäischen Marktes zu unterscheiden. Allgemeingültige Anlagestrategien für bestimmte Sektoren oder Ländern sind nämlich nicht mehr angebracht. 2014 wird für den europäischen Aktienmarkt ein Jahr der Einzeltitelauswahl", ist der europäische Aktienexperte überzeugt. Er rät beispielsweise zu Papieren von Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor sowie zu Konsumgüterherstellern. Quelle: Screenshot
Schroeders zur Entwicklung bei den BankenMit Blick auf die viel befürchtete Bankenkrise in Europa kann Bateman beruhigen: „Das Risiko einer systemischen Bankenkrise in Europa ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Banken in der Region haben den Fremdkapitalanteil und die Risikopositionen in ihren Bilanzen abgebaut und geben Aktien aus. Der Sektor ist also auf dem richtigen Weg, um die in Basel III festgelegte Kernkapitalquote von zehn Prozent bis Ende 2013 umzusetzen – weit vor der gesetzlich vorgesehenen Frist.“ Außerdem werde die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 die Vermögensqualität im Bankensektor prüfen. Und auch wenn einzelne Banken vermutlich zusätzliches Kapital benötigen werden, geht der europäische Aktienexperte davon aus, dass das Vertrauen damit nicht nur wiederhergestellt, sondern auch signalisiert werde, dass die europäischen Banken kein systemisches Risiko mehr darstellen. Während spanische Banken aufgrund von Immobilienkrediten mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, würden notleidende Kredite auch den italienischen Banken gewisse Unsicherheiten bescheren. Quelle: dpa
DAX-Prognose der TargobankDer Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang blickt optimistisch in das kommende Börsenjahr: „Wir sehen für den DAX ein Rückschlagpotenzial bis 8.300 Indexpunkte, erwarten ihn aber zum Jahresende 2014 bei rund 10.700 Zählern“, sagt er. Obwohl der deutsche Leitindex in den letzten zwei Jahren gut 30 Prozent zugelegt habe, sei er noch nicht überwertet. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in der Nähe der langfristigen Durchschnitte", so Lang. Die große Skepsis der Vergangenheit, die sich in sehr niedrigen Bewertungen niederschlug, sei in hoffnungsvolle Erwartungen umgeschlagen. Quelle: obs
Rohstoffausblick der TargobankBei den Rohstoffmärkten werde sich auch 2014 nicht viel tun, so Lang. Jedenfalls lasse die Aufwärtsbewegung weiter auf sich warten. Quelle: dpa
Targobank zur Inflation und GeldpolitikChefvolkswirt Lang geht davon aus, dass die US-Notenbank FED unter neuer Führung eine Wende in der Geldpolitik einleiten, aber sehr, sehr viel Augenmaß walten lassen wird. "Die Notenbanken werden ihre Geldpolitik nur ändern, wenn die Konjunktur anzieht." Es sei dennoch möglich, dass die FED im Laufe des zweiten Quartals 2014 ihr Anleihen-Ankauf-Programm reduziere. Und weiter: "Je lockerer die europäische Geldpolitik wird, desto fester notiert der Euro." Der Glaube an mögliche Wunderwaffen der EZB und vor allem an den "Magier" Draghi erstaune, solle aber nicht beiseite gewischt werden. "Wir sind skeptisch, ob ein Zurückfahren der lockeren Geldpolitik, womit im ersten Halbjahr 2014 gerechnet werden sollte, in den USA wirklich einen stärkeren Dollar bedingt. Das gilt umso mehr, wenn Europa sich 2014 aus der Rezession befreien kann." Inflation spielt Lang zufolge 2014 keine Rolle. "Es ist sogar möglich, dass sich der Preisauftrieb für den gesamten Euroraum der Null-Linie nähert", prognostiziert er. "Das wird der EZB nicht gefallen." Auch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den europäischen Südländern dürfte sie beunruhigen. Quelle: REUTERS
Targobank zur Weltkonjunktur und den Anleihemärkten"Die Weltkonjunktur wird sich in den kommenden sechs Monaten nur langsam erholen", sagt Lang. "Belebungseffekte gehen von den USA aus, aber weiter nur sehr verhalten von den Emerging Markets." So werde die chinesische Wirtschaft erst in der zweiten Hälfte 2014 Fahrt aufnehmen. Europa könne sich zwar aus der Rezession befreien, doch ein konjunktureller Aufwärtstrend werde sich frühestens Mitte 2014 herausbilden. "Deutschland kann mit positiven Wachstumsraten rechnen", glaubt der Experte. An den Rentenmärkten haben "Südeuropäische Anleihen Kurspotenzial, weil es der Politik gelingen sollte, die Euro-Krise weiter einzudämmen", sagt Lang. "Die jüngsten, wenn auch nur marginalen Rating-Verbesserungen für Griechenland und Spanien, sind Vorboten einer Stabilisierung in der Eurokrise." Das Schwerpunktinvestment der Targobank blieben aber dennoch Unternehmensanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Quelle: dpa

Für die börsennotierten Unternehmen hat die Bilanzsaison begonnen. Welche Aktien werden denn in den kommenden Monaten besonders von der Börsenrally profitieren?

Vor allem von den Zyklikern erwarte ich verbesserte Aussichten. Profitieren werden dabei die konjunkturabhängigen Konsumwerte, die Industrieaktien und auch die Ausrüster. Denn die Investitionen der Unternehmen werden wegen verbesserter Konjunktureinschätzungen und Kriseneindämmung steigen. Vergessen sollte man aber definitiv auch die Dividendenwerte nicht, die uns einen Ersatz für fehlende Renditen im Zinsvermögen bieten. Überhaupt, während sich eine robuste Gewinnentwicklung von US-Aktienwerten aufgrund des konjunkturellen Vorsprungs der USA bereits eingestellt hat, fängt dieser Prozess für die Breite der Aktienunternehmen der Euro-Länder nach Beruhigung der Krisensymptome erst an. Die Euro-Konjunkturerholung steht im Vergleich zur US-amerikanischen erst noch am Anfang, was höhere Wachstumsraten bei Unternehmensgewinnen verspricht.

Sehen Sie auch ein Comeback der Finanztitel, die allen Skandalen zum Trotz mittlerweile mehrheitlich wieder gut im Geschäft sind?

Ein Comeback halt ich in der zweiten Jahreshälfte für möglich. Dann wird das politische Spiel „Haut den Banker“ wohl aufhören, der Stresstest für Banken durch Europäische Bankenaufsicht und EZB ist ohne große Reibungsverluste beendet und die EZB wird Liquiditätsproblemerkennung und Liquiditätsproblemlösung mit großer Fürsorge durchführen. Es wäre ja auch verrückt, wenn wir es nochmal zuließen, dass Banken derart krisengefährdet wären wie bei Ausbruch der Finanzkrise. Die Banken werden das Notwendige tun, um die Anforderungen zu erfüllen – oder haben es bereits getan.

Nachdem die Prognosen für den Dax vom vergangenen Herbst schon fast erfüllt sind: Welches Potenzial sehen sie für den deutschen Aktienmarkt noch?

In so einer Marktphase können die Analysten ständig die Prognosen anheben. Ich glaube, der Dax steigt zum Jahresende bis auf 10.500 Punkte. In der Spitze können es auch bis 11.000 Punkte werden. Aber die Anfälligkeit für Kursschwankungen wird definitiv größer als 2013 sein.

Sie rechnen also auch mit einer Korrektur?

Mit massiven Korrekturen bis zu zehn Prozent müssen Anleger rechnen – und das müssen sie aushalten. Dennoch: 2014 wird insgesamt ein guter Aktienjahrgang. Die Frage ist nicht, warum sollten Aktien steigen, sondern warum nicht.

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