Börse Frankfurt Dax dürfte Anstieg weiter fortsetzen

Am deutschen Aktienmarkt stehen die Vorzeichen auf Erholung. Zwar verdirbt der Brexit-Schock vielen Anlegern die Halbjahresbilanz, doch heute dürften die Kurse wieder leicht steigen.

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Noch ist die Unsicherheit an den Börsen nach dem Brexit-Schock nicht gewichen. Quelle: dpa

Die Broker von IG.com sehen den Dax zur heutigen Handelseröffnung mit rund 20 Indexpunkten im Plus. Bereits gestern hatte der deutsche Leitindex um 1,8 Prozent auf 9612 Punkte zugelegt. Der britische Leitindex "Footsie" hatte seinen Absturz nach dem Votum am Freitag sogar komplett wettgemacht. Händlern zufolge trieben Käufe von Schnäppchenjägern und die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Notenbanken die Kurse. Doch viele Investoren trauen der Ruhe nicht, da wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU eine lange Phase der Ungewissheit droht.
An den US-Börsen war der Dow-Jones-Index am Mittwoch um 1,6 Prozent auf 17.695 Punkte gestiegen. Der breiter gefasste S&P legte um 1,7 Prozent auf 2071 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,9 Prozent auf 4779 Punkte. Im Verlauf stehen dort die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex im Rampenlicht. An der Tokioter Börse stieg der Leitindex Nikkei am Donnerstag um 0,4 Prozent auf 15.628 Punkte. Der chinesische Shanghai Composite notierte hingegen leicht schwächer.
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Anleger brauchen starke Nerven

Und worauf müssen sich Anleger in den kommenden Monaten einstellen? Noch ist völlig unklar, wie die Scheidung Großbritanniens von der Europäischen Union über die Bühne gehen könnte. Und genau diese Unsicherheit ist Gift für die Börsen. „Sollten sich keine selbstverstärkenden Kettenreaktionen ergeben, wird es einige Wochen dauern, bis sich die Märkte an die neuen Umstände angepasst haben und sich wieder beruhigen“, sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater voraus.

Fünf Billionen Dollar vernichtete das Brexit-Votum rein rechnerisch der DZ Bank zufolge am vergangenen Freitag an den Aktienmärkten rund um den Globus, allein beim Dax waren es 95 Milliarden Euro. Keine gute Aussichten also für Privatanleger, die sich zuletzt wegen der historisch niedrigen Zinsen wieder etwas stärker an den Aktienmarkt wagten.

Seit Anfang 2016 erleben Anleger ein Wechselbad der Gefühle. Die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise lies Dax und Co. schon einmal einbrechen. Von mehr als 10.000 Punkte sackte der deutsche Leitindex auf 8752 Punkte Mitte Februar. Dank aufgehellter Konjunkturaussichten schaffte es der Dax vor dem Brexit-Referendum wieder über die Marke von 10.000 Zählern.

„Doch jetzt ist die Unsicherheit groß. Es droht eine Hängepartie um Großbritannien“, sagt Robert Halver von der Baader Bank. Andererseits fluten die Notenbanken die Märkte seit Jahren mit Geld. „Liquidität ist ausreichend vorhanden im Gegensatz zur Finanzkrise“, sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck & Co.

Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen praktisch abgeschafft und kauft jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von inzwischen 80 Milliarden Euro. Die Folge: Viele Sparprodukte werfen kaum noch etwas ab. Für Bundesanleihen zahlen Anleger teilweise sogar drauf. Der Anlagenotstand ist groß.

Anleger müssen sich daher wohl auf kräftige Kursausschläge einstellen - starke Nerven sind gefragt. „Die Unsicherheit über die Zukunft Großbritanniens und damit auch über die konjunkturellen Folgen dürfte noch länger anhalten. Das bedeutet eine längere Phase von deutlichen Kursschwankungen“, sagt Greil.

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