Börse Frankfurt Deutsche Bank im Fokus, Pfund auf Rekordtief

Die Spekulationen um die Deutsche Bank bewegen die Finanzmärkte. Stark beachtet wird zudem die anhaltende Talfahrt der britischen Währung. In Frankfurt startet heute die Aktie der RWE-Tochter Innogy.

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(FILES) This file photo taken on January 28, 2016 shows the headquarters of German bank Deutsche Bank in Frankfurt am Main, western Germany. Deutsche Bank's complaints that it has become the target of speculators has triggered debate in Germany over where responsibility lies for the troubled giant's woes. / AFP PHOTO / DANIEL ROLAND Quelle: AFP

Frankfurt Die Akteure auf den Finanzmärkten schauen auf die Deutsche Bank und die britische Währung. Am deutschen Aktienmarkt liegt der Dax vorbörslich weiter unter der Marke von 10.600 Punkten. Am Donnerstag hatte er in Frankfurt den Handel 0,2 Prozent tiefer bei 10.568,80 Punkten beendet. Mit Spannung erwartet wird die erste Notierung der RWE-Tochter Innogy.

Zwei führende Hedgefonds haben ihre Spekulationsgeschäfte auf einen fallenden Kurs der Deutschen Bank zurückgefahren. Der britische Fonds Marshall Wace meldete zuletzt eine Leerverkaufsposition von 0,88 Prozent der Deutsche-Bank-Aktien. Ursprünglich waren es 1,03 Prozent.

Discovery Capital Management aus den USA reduzierte die Wetten gegen Deutschlands größtes Geldhaus auf 0,1 Prozent nach einem Höchststand von 0,61 Prozent. Beide begannen im Verlauf der vergangenen Woche mit der Auflösung ihrer Positionen, was auf wachsendes Vertrauen in das Institut hindeuten könnte. Die Hedgefonds wollten sich zu ihren Beweggründen nicht äußern.

Hochrangige Manager mehrerer deutscher Großkonzerne haben dem "Handelsblatt" zufolge über einen Rettungsplan für die Deutsche Bank gesprochen. Einige der Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) würden prüfen, ob es möglich sei, sich an einer Kapitalerhöhung bei dem Geldhaus zu beteiligen, falls eine Aufstockung der Mittel bei dem Institut tatsächlich erforderlich sein sollte, berichtete die Zeitung vorab aus ihrer Freitag-Ausgabe unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Nötig sein könne ein einstelliger Milliarden-Betrag. Um welche Großkonzerne es sich handelt, schrieb die Zeitung nicht. Die Deutsche Bank wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Die Bank muss in den USA mit einer Milliardenstrafe wegen ihres Umgangs mit Hypothekendarlehen rechnen.


Talfahrt der britischen Währung

Auffallend ist weiter die Talfahrt der britischen Währung. Das britische Pfund brach im asiatischen Handel kurzzeitig um fast zehn Prozent ein, bevor es den größten Teil seiner Verluste wieder wettmachte und nur noch 1,5 Prozent unter dem US-Schlussniveau notierte.

"Das war eine noch größere Bewegung als die, die wir nach dem Brexit-Votum gesehen haben", sagte ein Händler einer europäischen Bank in Tokio. Möglicherweise sei vor dem stärksten Kursausschlag ein Marktteilnehmer auf eine falsche Taste gekommen, hieß es in den Handelsräumen der Banken.

Seit Beginn der Woche befindet sich das Pfund auf Talfahrt. Nach den Aussagen von Premierministerin Theresa May wird an den Märkten mit einem „harten Brexit“ gerechnet, der ein Ausscheiden aus dem europäischen Binnenmarkt bedeuten dürfte.

Angesichts des großen Handelsbilanzdefizits des Landes sehen Ökonomen einen weiteren Abwertungsbedarf beim Pfund. Der Kurs sank in Asien gegenüber der amerikanischen Währung zeitweise auf 1,1841 US-Dollar. Dies ist der niedrigste Stand seit März 1985, also seit 31 Jahren. Auch zu allen anderen wichtigen Währungen fiel das Pfund. Später erholte sich der Kurs wieder auf Notierungen rund um 1,24 US-Dollar.

Die Aussicht auf eine Zinserhöhung in den USA noch in diesem Jahr hat die Wall Street am Donnertag belastet. Vor allem die jüngsten Arbeitsmarkt-Daten, die einen unerwarteten Rückgang der Anträge auf Arbeitslosen-Hilfe ausgewiesen hatten, stärkten die Annahme, dass die US-Notenbank im Dezember an der Zinsschraube drehen werde, sagten Händler.

"Gute Nachrichten aus der Wirtschaft können schlechte Nachrichten für die Finanzmärkte sein", sagte der Analyst Phil Davies vom Broker PSW Investments. Höhere Zinsen bedeuten für Unternehmen potenziell höhere Investitionskosten. Zudem verteuert sich für Verbraucher der Kauf auf Pump.


Innogy-Aktie war sehr begehrt bei Zeichnern

Die RWE -Ökostromtochter Innogy legt den größten Börsengang in Deutschland seit fast 16 Jahren hin. Insgesamt fünf Milliarden Euro spült die Emission Innogy und RWE in die Kasse. Angesichts der starken Nachfrage teilte der Konzern aus Essen die bis zu 139 Millionen Aktien am Donnerstagabend zu je 36 Euro zu und reizte die Preisspanne damit voll aus.

Nun wird mit Spannung erwartet, ob die Innogy-Aktie bei der Erstnotiz am Freitag an der Frankfurter Börse weiter zulegen kann. Auf dem Parkett will der bisherige RWE- und künftige Innogy-Chef Peter Terium den Handel mit der Börsenglocke einläuten.

Zum Emissionspreis wird Innogy mit 20 Milliarden Euro bewertet - deutlich höher als die hochverschuldete Mutter RWE, die mit mindestens 75 Prozent beteiligt bleibt. Innogy nimmt mit dem Börsengang zwei Milliarden Euro für die Finanzierung der Energiewende ein, RWE erhält bis zu drei Milliarden Euro für den Abbau des Schuldenbergs.

Mehr als Innogy hatten zuletzt die Deutsche Post (6,25 Milliarden) und der Chiphersteller Infineon (6,07 Milliarden) bei ihren Börsengängen im Jahr 2000 erlöst. In Europa ist die Emission der RWE-Tochter die größte seit der des schweizerischen Rohstoffkonzerns Glencore im Mai 2011. An die Börse begleitet wurde Innogy federführend von den Investmentbanken Goldman Sachs und Deutsche Bank. Die Institute rechnen für die Platzierung insgesamt Gebühren von 35 Millionen Euro ab.

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