Der Vorsitzende des Hedgefonds-Geschäfts der Deutschen Bank, Barry Basuano, sagte dem Wirtschaftssender CNBC, dass es in jeder Woche Zu- und Abflüsse im Geschäft mit Hedgefonds gebe und diese Woche sei da keine Ausnahme. Die deutliche Mehrheit der mehr als 200 Kunden, die Derivate über die Bank handeln, hat keine Veränderung vorgenommen.
„Wir sind zuversichtlich, dass die meisten [unserer Kunden] Kenntnis haben von unserer stabilen Finanzposition, dem derzeitigen makroökonomischen Umfeld, dem Rechtsstreit in den USA und den Fortschritten, die wir mit unserer Strategie machen“, so ein Bank-Sprecher.
Die Forderung des US-Justizministeriums von bis zu 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Dollar) wegen umstrittener Hypothekengeschäfte vor dem Ausbruch der Finanzkrise lastet auf der Bank. Sie selbst hat 5,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgestellt und erwartet eher eine Zahlung zwischen zwei und drei Milliarden Euro in dem Fall. Weitere bedeutende Rechtskosten sind noch unklar - etwa wegen Vorwürfen, im Russland-Geschäft gegen US-Sanktionen verstoßen zu haben.
Der Chef der Vermögensverwaltung der Bank, Fabrizio Campelli, sagte der "Süddeutschen Zeitung": „Wir haben derzeit keine auffälligen Abflüsse von Kundengeldern. Natürlich fragen einige unserer Kunden, was gerade mit der Deutschen Bank los ist. Wir erklären ihnen dann, dass wir besser dastehen als es von außen wahrgenommen wird.“ Die Kunden würden die Lage verstehen.
Auf Wochensicht droht dem Dax ein Minus von knapp 4 Prozent; die Bilanz für den September sieht kaum besser aus. Mit dem Verlust folgt der hiesige Leitindex den schwachen Börsen in den USA und Asien.
Das sagten Experten zur drohenden US-Strafe für die Deutsche Bank (vor der Entscheidung)
"Die Deutsche Bank wird diese Strafe nicht ohne Kapitalerhöhung bezahlen können. Das Eigenkapital von derzeit gut 60 Milliarden Euro sollte nicht weiter sinken. Das würde das Vertrauen in die Solidität weiter erschüttern. Die Gewinne der Bank sind derzeit so niedrig, dass sie kaum ausreichen werden, die Lücke zu füllen. Jetzt rächt sich, dass Bankenaufsicht und Bankenregulierer in den letzten Jahren nicht auf eine stärkere Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bank gedrängt haben."
"Jetzt kommt es mit Blick auf die Bank und die Beschäftigten darauf an, dass die Rechtsstreitigkeiten und damit verbundenen Unsicherheiten schnell gelöst werden. Wir erwarten, dass man einen angemessenen Kompromiss finden wird."
"Ich rechne damit, dass die Deutsche Bank am Ende vier bis 5,5 Milliarden Dollar bezahlen muss - das ist etwas mehr als bisher erwartet. Da wir im US-Wahlkampf sind, kann die Summe aber auch höher ausfallen - etwa sechs oder sieben Milliarden Dollar. Auch der Streit der EU mit Apple und Google kann durchaus dazu führen, dass die Summe höher ausfällt als vergleichbare Strafzahlungen von US-Banken.
Alles über sieben Milliarden Dollar wäre für die Deutsche Bank sehr gefährdend. Die Deutsche Bank müsste sich dann Gedanken machen, ob sie im normalen Geschäft noch mehr Risiken abbauen kann. Wenn alle Stricke reißen, müsste die Deutschen Bank ihre Kronjuwelen verkaufen - die Vermögensverwaltung - oder eine Kapitalerhöhung in Angriff nehmen. Die Deutsche Bank muss die Probleme in jedem Fall aus eigener Kraft bewältigen. Ich bin ziemlich sicher, dass es keine Staatshilfen geben wird.
Die deutsche Politik sollte sich nicht in die Verhandlungen über die Höhe der Strafe einmischen. Frankreich hat einst Öl ins Feuer gegossen, als es bei einer Milliarden-Strafe für BNP Paribas in den USA intervenierte. Das hat nichts gebracht, sondern die ganze Sache nur noch verschärft."
"Wenn die Strafe am Ende fünf Milliarden Euro oder mehr beträgt, wird die Deutsche Bank nicht um eine Kapitalerhöhung herumkommen. Investoren wollen nicht, dass die Kapitalquote der Bank zu nah an den Mindestanforderungen der Regulierer liegt."
"Wir erwarten, dass das mögliche Verhandlungsergebnis deutlich unterhalb des ersten Vergleichsvorschlags liegen wird. Eine Strafzahlung von rund 2,5 Milliarden Dollar würden wir als akzeptables Ergebnis einstufen. Eine Strafzahlung oberhalb der bestehenden Rückstellungen würde die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung unseres Erachtens erhöhen."
"Das Justizministerium hat die Deutsche Bank dazu auserkoren, ihren Teil beim Stopfen des enormen US-Haushaltsdefizits beizutragen."
"Angesichts der prekären Finanzlage einiger europäischer Banken, von denen die Deutsche eine des risikobehaftetsten und systemrelevantesten ist, ist dies verstörend und wirkt kurzsichtig und unnötig strafend." Selbst ein Drittel der angedrohten Strafe von 14 Milliarden Dollar wäre eine schwere Last für eine Firma mit einem Börsenwert von rund 18 Milliarden Euro. "Gigantische Forderungen unterminieren Banken, drohen einige der am meisten globalisierten, systemrelevanten Institute zu destabilisieren, just als ein Cocktail neuer Regulierungen und ultra-niedriger Zinsen die Ertragskraft zerstören. Es gibt Spekulationen um eine neue Ära der 'Auge-um-Auge'-Handelskriege. Die Deutsche Bank könnte der Prügelknabe für den Angriff der EU-Kommission auf Apple sein."
Italiens Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan fordert eine rasche Lösung für die Schwierigkeiten der Deutschen Bank. "Genauso wie das Problem der faulen Kredite in einem vernünftigen Zeitrahmen gelöst werden muss, sollte dies auch für die Probleme der Deutschen Bank gelten", sagte der Minister der italienischen Zeitung "La Stampa" in einem am Freitag veröffentlichten Interview. Es sei im Interesse aller, "Lösungen zu finden, die dann umsichtig umgesetzt werden müssen".
Italiens Finanzbranche leidet unter einem Berg fauler Kredite. So steht die Rückzahlung von Darlehen im Volumen von 360 Milliarden Euro auf der Kippe. Das entspricht etwa einem Fünftel des gesamten Kreditvolumens.
Bereits vor kurzem hatte der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi Bundesbank-Präsident Jens Weidmann dazu aufgerufen, die Probleme der deutschen Finanzinstitute anzugehen. Diese haben nach Worten Renzis "Hunderte und Hunderte und Hunderte von Milliarden Euro an Derivaten".
Mit Material von dpa und Reuters