Bei der deutschen E-Plus, Tochter der niederländischen KPN, sind die Spanier schon wesentlich weiter. Die Aktionäre der niederländischen Muttergesellschaft von E-Plus, KPN, stimmten im Herbst dem Verkauf an Telefónica Deutschland (bekannt als O2) für 8,55 Milliarden Euro zu. Das Geschäft ist noch nicht durch: Die Kartellbehörden nehmen die Übernahme kritisch unter die Lupe. Ein zweiter Interessent für E-Plus und die Mutter steht schon parat. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim könnte über sein Unternehmen América Móvil schnell zuschlagen, falls die Kartellbehörden O2 absagen. Schon im Herbst legte América Móvil ein Angebot für KPN vor, zog dann aber zurück.
Ebenfalls mit attraktiver Dividende, aber mit noch mehr Übernahmefantasie ausgestattet, ist die Teliasonera-Aktie. France Télécom wollte den schwedisch-finnischen Telekomkonzern schon kaufen. 2008 wehrte Teliasonera das Angebot noch ab. Wer die nordeuropäischen und baltischen Märkte erobern will, kommt aber an Teliasonera nicht vorbei. Der aktuelle Börsenwert liegt sogar unter dem ehemaligen Kaufangebot von France Télécom. Da dürfte also noch was gehen.
Daran gemessen ist Telekom Austria ein kleiner Fisch. Die Österreicher sind in der Zange zwischen Staat (28,4 Prozent Anteil) und América Móvil (22,8) geraten. Letztere würde gern aufstocken. Wie die Deutsche Telekom kaufte Telekom Austria insbesondere im Südosten Europas zu. Wegen des schon hohen Anteils von América Móvil an Telekom Austria forderten Gewerkschafter zuletzt eine „vollständige Rückverstaatlichung“. Auch in diesem Fall dürfte es einen Aufschlag für Aktionäre geben.
Die Vodafone-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 nicht mehr billig. Eine Alternative ist, auf Unternehmen zu wetten, die von Vodafone gefressen werden könnten. Nach der Übernahme von Kabel Deutschland könnten die Briten das Kabelimperium von John Malone ins Visier nehmen. Malone hält über seine Holding Liberty Global Kabelnetzbetreiber in zwölf europäischen Ländern. Wer seinen Kunden ein Bündel aus Festnetz, Internet, Mobilfunk und TV bieten will, kommt an Liberty Global nicht vorbei. Auch die BT Group könnte ein Opfer von Vodafone werden. Seit der Trennung von der Mobilfunksparte hat sich die ehemalige British Telecom auf Internet-Anschlüsse für Privathaushalte beschränkt. Attraktiv für Käufer wären neben der Kundenkartei die Festnetzinfrastruktur sowie das Firmenkundengeschäft, das BT Global global betreibt.
Chancenreiche Industriewerte
„Auch in der Industrie gibt es Konsolidierungsbedarf“, sagt Doll. Im Spätsommer 2013 erhöhte die schwedische AB Volvo ihren Anteil am Motorenbauer Deutz von 6,7 auf knapp 25 Prozent. Da der zweite ehemalige Deutz-Großaktionär, Same Deutz-Fahr aus Italien, inzwischen ausgestiegen ist, wäre der Weg für eine Übernahme frei.
Schuler-Aktien bieten ebenfalls Potenzial, trotz 60 Prozent Wertzuwachs in 14 Monaten. Am Pressenhersteller hält die österreichische Andritz 93,6 Prozent und müsste nach derzeitigen Kursen nur gut 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um Altaktionäre abzufinden. Mit 20 Prozent Aufschlag kostete der Komplettkauf 60 Millionen Euro – für die Grazer mit 5,2 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Pappenstiel. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müsste Knauf. Der Gipshersteller hat sich in einem ersten Anlauf 7,8 Prozent an Klöckner & Co gesichert. Der Stahl- und Metallhändler ist an der Börse eine Milliarde Euro wert. Vorstellbar ist, dass Knauf sukzessive seine Anteile aufstockt, nachdem der Klöckner-Kurs 2013 in etwa mit dem Markt gelaufen ist und damit keine überhitzte Aufkaufprämie hat.