
Die Chance, dass das US-Aktienbarometer Dow Jones Industrial in den nächsten zwei Jahren auf 15.000 Punkte oder höher klettert, stehen besser als 65 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine historische Untersuchung der zyklischen Marktentwicklungen. Derselben Studie zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er sogar auf 17.000 Punkte klettert, bei 50 Prozent.
Börsennotierte US-Unternehmen verzeichneten 2011 zwar ein zweistelliges Gewinnwachstum. Die Aktienkurse zeigten jedoch kaum eine Reaktion, aus Gründen, auf die noch einzugehen sein wird.
Performance-Analyse seit 1871
Die historische Marktforschung verfügt bei US-Aktien über Daten aus 141 Jahren. Die Datenreihe zeigt ein relativ klares zyklisches Muster: Perioden mit unterdurchschnittlichen Erträgen werden von Perioden mit überdurchschnittlichen Erträgen abgelöst und umgekehrt.
Die Zyklen folgen einem einfachen Muster: Zweijährige Intervalle werden von Intervallen von fünf Jahren abgelöst. Die letzten fünf Jahre fallen eindeutig in die Kategorie der unterdurchschnittlichen Phasen, daher erscheint nach diesem Muster für die nächsten beiden Jahre eine überdurchschnittliche Entwicklung wahrscheinlich.
In zwei Dritteln der Fälle kletterte der Markt nach einer fünfjährigen Phase, wie wir sie zuletzt erlebt haben, um mehr als 15 Prozent, also mehr als genug, um den Dow-Jones-Index im Lauf der folgenden zwei Jahre auf 15.000 Punkte zu heben. In jeder zweiten Erholungsphase zog der Markt um mindestens ein Drittel an. Ausgehend von 12.800 wären wir dann bei mindestens 17.000 Punkten.

Diese Zahlenspielereien stammen aus Forschungsarbeiten von Jeremy J. Siegel, Professor für Finanzwirtschaft an der Wharton School der Universität Pennsylvania und Autor des bereits in der vierten aktualisierten Auflage erschienenen Bestsellers mit dem vielsagenden Titel „Stocks for the Long Run“ (auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Langfristig investieren“). Professor Siegel hat die Performancedaten für den US-Aktienmarkt bis ins Jahr 1871 zurück gesammelt, dem ersten Jahr, für das zuverlässige Daten vorliegen. Er präsentiert aber auch Daten, die bis ins Jahr 1801 zurückreichen.
Siegel zeigt ein ausgesprochen optimistisches Szenario, das auf Fundamentaldaten beruht, die eine Zwei-Drittel-Chance unterstützen. Seine eigene Fehlprognose von Anfang 2011 blendet er dabei aus. Damals erwartete er, die starke Erholungsrally des Dow Jones von dem im März 2009 erreichten Tief werde auch 2011 das ganze Jahr über anhalten. Stattdessen legte der Dow Jones 2011 aber nur halb so viel zu wie im Jahr zuvor (5,5 Prozent verglichen mit 11,0 Prozent). Der Standard & Poor’s 500 Index, der den Dow Jones im Jahr 2010 mit plus 12,8 Prozent überflügelt hatte, schloss das Jahr 2011 ohne Gewinn.
Angst vor Rezession und Euro
Wie kam es, trotz anhaltend hohem Gewinnwachstum, zu diesem Mangel an Kontinuität? Siegel macht zwei Schocks für das Zurückbleiben der Aktienkurse hinter den Fundamentaldaten verantwortlich: die dramatische Verlangsamung des amerikanischen Wirtschaftswachstums, das zu neuerlichen Rezessionsängsten führte, und anhaltende Befürchtungen, die Wirtschaftskrise in Europa könnte auf die USA überschwappen.
Da beide Ängste zu schwinden beginnen, reagiert der Markt positiv. Seit Jahresbeginn hat der Dow Jones zwischenzeitlich um 5,5 Prozent zugelegt, also genauso viel wie im Gesamtjahr 2011. Noch besser entwickelte sich der S&P, der 2012 schon mal 7,5 Prozent höher stand als zum Jahresende 2011.