
Was tun Sie, wenn Ihnen ein seit Jahren gut laufender Betrieb angeboten wird? Der regelmäßig so viel abwirft, dass Sie den Kaufpreis nach zehn Jahren aus den Gewinnen finanziert haben? Sie werden zugreifen – wenn Sie das Geld und keine attraktiven Anlagealternativen haben.
Aktien sollte man so kaufen wie komplette Unternehmen. Eine Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn, zu dem aktuell solide Unternehmen gehandelt werden, ist vergleichbar mit diesem Betrieb.
Zunehmend mehr Deutsche denken offenbar so. Die Zahl der Aktionäre, meldete das Deutsche Aktieninstitut (DAI) Anfang des Monats, sei erneut kräftig gestiegen. Jeder sechste Deutsche halte wieder Aktien. Nun haben auf Umfragen beruhende Statistiken ihre Tücken. Das DAI ist eine Lobbyorganisation der börsennotierten Unternehmen. Die sind daran interessiert, viele Aktionäre auszuweisen, um ihren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen. Selbst diesen Lobbyisten aber ist die neue Liebe zur Aktie nicht ganz geheuer. Er komme sich vor wie ein Museumsdirektor, sagt ein DAI-Vertreter, der sich über ein volles Haus freue, obwohl im Museum die gleichen Bilder hingen wie vor sechs Monaten – bis er merke, dass es draußen regnet.
Aussitzen kann sich lohnen
Gut beobachtet: Es regnet draußen tatsächlich. Staatsschuldenkrise, niedrige Zinsen anderer Anlagen und Inflationsängste treiben Anleger in Immobilien, Gold und Aktien. Sie fühlen sich mit Sachwerten – Gebäuden, Maschinen und Know-how, die letztlich einem funktionierenden Geschäftsmodell dienen – sicherer als mit Schuldpapieren. Diese Sicherheit verleiht die Nerven, die nötig sind, um massive Kurseinbrüche auszusitzen. Solange diese weniger dem Unternehmen als der Börsenlage geschuldet sind, kann sich Aussitzen durchaus lohnen.