
Die US-Börsen haben am Freitag verhalten auf den Amtsantritt von Donald Trump als Präsident reagiert. Unmittelbar nach der Rede des Republikaners gaben die Indizes einen Teil ihrer moderaten Gewinne ab. Seine Amtszeit werde der Regel folgen: "Amerika zuerst", sagte Trump bei seiner Antrittsrede. Er werde das Land wieder "groß machen". Handels-, Einwanderungs- und Außenpolitik seien dazu da, damit Amerikaner davon profitierten.
"Nach seiner Rede gibt es Sorgen über seine künftige Handelspolitik", sagte Jamie Cox von der Harris Financial Group. Dies sei wahrscheinlich der wichtigste Bereich, in dem Trump seine Rhetorik dämpfen müsse, weil die USA mit anderen Nationen zusammenarbeiten müssten.
Konkret hatte Trumps Rede den Märkten nichts anzubieten, um sie zu beflügeln. Der Milliardär lieferte keine weiteren Informationen zu den angekündigten Plänen für Steuersenkungen, Deregulierung, Handelsbeschränkungen und Infrastruktur-Programmen, die die Kurse in New York seit seiner Wahl im November angetrieben hatten.
Trumps Amerika: Die Pläne des neuen US-Präsidenten
Trump will sich ganz von amerikanischen Interessen, vor allem den Sicherheitsinteressen leiten lassen. Höchste Priorität soll der Kampf gegen islamistische Terrororganisationen wie den Islamischen Staat (IS) haben. Russland wird in den Eckpunkten nicht direkt erwähnt, es gibt aber einen Satz, der als Botschaft an Russland verstanden werden kann. „Die Welt muss wissen, dass wir keine Feinde suchen, dass wir immer froh sind, wenn alte Feinde zu Freunde werden, und wenn alte Freunde zu Verbündeten werden.“ Internationale Bündnisse und Organisationen wie die Nato, die Europäische Union und die Vereinten Nationen kommen in den Eckpunkten nicht vor.
Trump setzt auf „harte und faire“ Handelsabkommen, die vorrangig der US-Wirtschaft nutzen sollen. Darauf will er seine „härtesten und klügsten“ Leute ansetzen. Erstes Ziel: „Rückzug aus der transpazifischen Partnerschaft.“ Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta der USA mit Kanada und Mexiko will er neu verhandeln und aufkündigen, wenn es keinen „fairen Deal“ gibt. Verstöße anderer Länder gegen Handelsabkommen will er „mit allen Mitteln“ bekämpfen.
Die Kürzungen bei den US-Streitkräften will Trump rückgängig machen. „Unsere militärische Dominanz darf nicht infrage gestellt werden.“ Kein Land dürfe die USA militärisch überholen. Trump kündigt ein Raketenabwehrsystem zum Schutz vor Angriffen des Iran und Nordkoreas an. Dem Cyber-Krieg soll Priorität eingeräumt werden. Dabei sollen sowohl die defensiven als auch die offensiven Fähigkeiten der Streitkräfte gestärkt werden.
„Die Trump-Regierung wird eine Law-and-Order-Regierung (Recht und Ordnung) sein“, heißt es in den Eckpunkten. Vor allem die Gewaltkriminalität will der neue US-Präsident durch effektivere Polizeiarbeit, konsequentere Anwendung von Strafgesetzen und mehr bürgerliches Engagement bekämpfen. Das Recht auf Waffenbesitz soll nicht angetastet werden, um es jedem US-Bürger zu ermöglichen, sich selbst zu verteidigen.
Ein Grenzwall nach Mexiko soll illegale Einwanderung stoppen. Außerdem will Trump Migranten, die straffällig geworden sind, abschieben.
In zehn Jahren will Trump 25 Millionen Arbeitsplätze schaffen und vier Prozent Wachstum pro Jahr erreichen. Er will die Steuern für Bürger und Unternehmen senken sowie das gesamte Steuersystem vereinfachen. Staatliche Regulierung will die neue US-Regierung so weit wie möglich zurückfahren.
Trump will Energie für die Bürger möglichst billig machen und unabhängig sein von ausländischem Öl. Dafür will er Gesetze zum Klima- und Wasserschutz zurücknehmen, die Obama durchgesetzt hat. Stattdessen setzt er auf Fracking, also die Förderung von Erdgas aus Gesteinsschichten. Die US-Kohleindustrie will er „wiederbeleben“. Die Umweltbehörde EPA soll sich auf den Luft- und Wasserschutz konzentrieren. Trump hat früher abgestritten, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent höher bei 19.827 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,3 Prozent auf 2271 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte 0,3 Prozent auf 5555 Punkte. Im Wochenvergleich gab der Dow 0,3 Prozent nach, der S&P 0,2 Prozent und der Nasdaq 0,3 Prozent.
Bei den Einzelwerten brachen Bristol-Myers Squibb mehr als elf Prozent ein. Der Pharmakonzern verzichtet auf einen Eilantrag zur Zulassung einer Kombination aus zwei Immuntherapie-Lungenkrebsmitteln. Den Analysten des Vermögensverwalters Cowen & Co. zufolge gerät Bristol damit gegenüber der Konkurrenz in Rückstand. Merck & Co. hatte vergangene Woche mitgeteilt, die US-Gesundheitsbehörde wolle die Kombi-Lungenkrebstherapie des Konzerns beschleunigt prüfen. Merck-Aktien gewannen am Freitag 3,6 Prozent.
Die Titel des Konsumgüterriesen Procter & Gamble legten mehr als drei Prozent zu. Der Pampers-Hersteller übertraf mit Umsatz und Gewinn die Analystenschätzungen.
Zudem stand das Börsenschwergewicht General Electric mit einem Abschlag von gut zwei Prozent im Blickpunkt. Der Siemens-Rivale konnte seinen Quartalsgewinn zwar um 35,7 Prozent steigern. Mit einem Umsatzschwund von 2,4 Prozent enttäuschte er jedoch die Anleger.
Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um 2,5 Prozent auf 55,52 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger hofften darauf, dass die großen Exportländer bei ihrem Treffen am Wochenende Beweise vorlegen, dass sie die Produktion wie vereinbart drosseln, sagte Hans von Cleef, Volkswirt der ABN Amro Bank.
In Frankfurt schloss der Dax 0,3 Prozent im Plus bei 11.630 Punkten. Der EuroStoxx50 kletterte ebenfalls um 0,3 Prozent auf 3299 Zähler.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 980 Millionen Aktien den Besitzer. 1850 Werte legten zu, 1050 gaben nach und 175 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,72 Milliarden Aktien 1710 im Plus, 1083 im Minus und 269 unverändert.
Die US-Kreditmärkte ließen nach der Trump-Rede Federn. Die zehnjährigen Staatsanleihen verloren 3/32 auf 95-30/32. Die Rendite stieg auf 2,469 Prozent. Der 30-jährige Bond sank 9/32 auf 96-20/32 und rentierte mit 3,049 Prozent.