Börse New York Wall Street eröffnet im Minus

In den USA notieren die Märkte zum Börsenstart deutlich schwächer. Viele Anleger stoßen vor allem Papiere aus dem Technologiesektor ab.

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Die Aktienkurse geben am Dienstag erneut nach. Quelle: Bloomberg

New York In New York haben die Anleger am Dienstag erneut bei den einst so beliebten Technologieaktien Reißaus genommen. Der Dow Jones fiel in den Anfangsminuten um 1,7 Prozent auf 24.594 Punkte, der S&P 500 verlor 1,4 Prozent und der Nasdaq-Composite über zwei Prozent. Nach einigen Minuten grenzten die Indizes ihre Verluste etwas ein.

Wegen der am Rentenmarkt steigenden Renditen seien Aktien nicht mehr so konkurrenzlos, erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader den andauernden Ausverkauf. Das belaste vor allem die Lieblinge der Vergangenheit. „Und was hoch steigt, kann tief fallen und es kann vor allem noch tiefer fallen. Da ist noch einige Luft nach unten. Ein richtiger Ausverkauf in diesem Sektor steht erst noch bevor, so die Befürchtungen der Anleger.“ Die Fed dürfte im Dezember erneut die Zinsen anheben. Auch der weiterhin offene Handelsstreit der USA mit China drückt auf die Stimmung.

Viele Investoren fürchten, dass vor allem im Weihnachtsgeschäft die Kassen nicht so klingeln werden wie gedacht. Apple hatte jüngste gewarnt, das vierte Quartal werde nicht so gut laufen wie am Markt erwartet. Am Montag berichteten US-Medien über Produktionskürzungen wegen schwächelnder Nachfrage nach den neuen iPhones.

Apple verloren im Anfangsgeschäft vier Prozent auf rund 178 Dollar, nachdem sie am Montag schon vier Prozent eingebüßt hatten. Die Analysten von Goldman Sachs senkten ihr Kursziel von 209 auf 182 Dollar und begründeten dies unter anderem mit einer nachlassenden Nachfrage nach Smartphones in China. Facebook, Netflix, Amazon und die Google-Mutter Alphabet fielen um bis zu sieben Prozent.

Aus technischer Sicht ist für Börsianer besonders negativ, dass die Werte allesamt über 20 Prozent unter ihren Rekordniveaus liegen. Dies gilt als ein „Bären“-Signal. Im Börsenjargon symbolisieren die Tiere fallende Kurse.

Auf Talfahrt waren auch die Aktien von Target, die um zwölf Prozent abrutschten. Die Discounter-Kette hatte trotz der boomenden US-Wirtschaft weniger umgesetzt als erwartet und damit die Anleger verprellt.

Steigendes Defizit

Am Devisenmarkt dürfte die aktuelle Prognose des Ifo-Instituts für Aufmerksamkeit sorgen. Demnach wird das US-Defizit in der Leistungsbilanz trotz der von Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle steigen.

Es wird in diesem Jahr voraussichtlich 464 Milliarden Dollar betragen und damit 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprechen, wie aus Berechnungen der Münchner Forscher auf Basis der jetzt erst weltweit verfügbaren Halbjahreszahlen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlagen. 2017 waren es 449 Milliarden Dollar. In die Leistungsbilanz fließt der gesamte Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland, aber auch Entwicklungshilfe und im Ausland erzielte Vermögen.

Grund für den Defizitanstieg ist der Handel mit Gütern wie Autos und Maschinen: In diesem Jahr werden die Vereinigten Staaten Waren im Wert von 857 Milliarden Dollar mehr importieren als exportieren, sagen die Ifo-Experten voraus. Genau daran stört sich Trump, der deshalb Strafzölle gegen China, aber auch gegen die EU und andere Länder erhoben hat. Er droht zudem mit weiteren Maßnahmen, etwa gegen die europäische Autoindustrie.

Anders als mit Waren erzielen die USA hohe Überschüsse mit Dienstleistungen - vor allem wegen der starken Finanz- und Softwarebranche. Diese dürften sich auf 259 Milliarden Dollar summieren. Ähnlich hoch fallen die Erträge aus Auslandsvermögen mit 252 Milliarden Dollar aus. Dahinter verbergen sich die Gewinne von US-Tochtergesellschaften, die sie beispielsweise in Europa erzielen und dann nach Hause transferieren.

„Auffällig ist, dass die USA hohe Erträge aus Investitionen in der EU beziehen, insbesondere aus den Niederlanden und aus Irland“, sagte Ifo-Experte Christian Grimme zu Reuters. Dort haben viele US-Unternehmen ihre Europa-Zentralen. Deshalb wies die US-Leistungsbilanz gegenüber der Europäischen Union im ersten Halbjahr einen Überschuss von sieben Milliarden Dollar aus. Auch im Gesamtjahr dürften die Vereinigten Staaten hier ein Plus erzielen. „Ich sehe nicht, warum sich der Trend im zweiten Halbjahr umkehren sollte“, so Grimme.

Trump kritisiert neben China vor allem Deutschland, das Überschüsse im Handel mit den USA aufweist. Das Bundeswirtschaftsministerium fordert, bei dieser Diskussion das ganze Bild in den Blick zu nehmen. „Zum einen muss die Leistungsbilanz insgesamt betrachtet werden und nicht nur einzelne Komponenten wie die Bilanz im Warenhandel“, sagte ein Sprecher. „Zum anderen kann der deutsche Leistungsbilanzüberschuss nicht isoliert gegenüber den USA betrachtet werden, denn Deutschland ist Mitglied des europäischen Wirtschafts- und Währungsraums.“ Leitzinsen, Handelspolitik und andere Faktoren würden auf europäischer Ebene festgelegt. „Sonst könnte man - bei einer ebenso isolierten Betrachtung - den Leistungsbilanzsaldo Kaliforniens mit dem der EU betrachten“, ergänzte der Sprecher.

Ein besonders hohes Leistungsbilanzdefizit hätten die USA gegenüber China, sagte Ifo-Experte Grimme. Allein im ersten Halbjahr 2018 lag es bei 176 Milliarden Dollar. Auch gegenüber Mexiko (45 Milliarden Dollar) und Japan (40) fiel das Defizit in den ersten sechs Monaten sehr hoch aus.

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