Börse Wie mächtige Fonds den Dax dominieren

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US-Investoren haben 189 Milliarden Dollar im Dax

TCI fordert, dass VW das Vergütungssystem ändert. Die Gewinne müssten rauf, eine Marge von sechs Prozent sei angebracht. Dann würde der operative Gewinn bei 19 Milliarden Euro liegen. „Die Dividende der Vorzugsaktien sollte auf neun Euro steigen“, meint Walker. Zuletzt lag sie wegen des Dieselskandals bei 17 Cent. Bei VW, hofft TCI, kann sich der Aktienkurs binnen zwei bis drei Jahren verdoppeln. VW „kann und sollte das profitabelste Unternehmen der Autowelt sein“, antwortete Witter darauf.

Auch der norwegische Staatsfonds mischt sich zunehmend ein. Was Fondschef Yngve Slyngstad sagt, hat Gewicht: Hinter ihm stehen gut 754 Milliarden Euro. Er ist bei über 200 deutschen Unternehmen beteiligt.

Nun beschäftigt sich Slyngstad damit, wie viel Manager verdienen sollten. Er will sich dazu öffentlich äußern, sucht aber noch den richtigen Fall – eine Drohung? Ein Sprecher des Fonds betont, dass die Vergütungssysteme führender Manager komplexer geworden seien und es daher selbstverständlich für einen langfristig orientierten Investor sei, auf die Vergütung zu schauen.

US-Investoren hatten Ende 2015 mit gut 189 Milliarden US-Dollar am meisten in Dax-Konzerne investiert. Dank des schwachen Euro konnten sie zuletzt immer günstiger kaufen. In solchen Zeiten investieren Amerikaner mehr in deutsche Aktien. Umgekehrt nehmen sie Gewinne mit, wenn der Euro erstarkt. Das kann Kursdruck auslösen.

Bleibt die Frage, wieso Ausländer investieren, während viele Deutsche ihr Geld auf mies verzinsten Konten lassen? Strecker von der Börse führt das auf andere Rentensysteme zurück: „Die USA oder Großbritannien haben keine so starke staatliche Altersvorsorge wie wir, da ist Eigenleistung gefragt.“

Martin Steinbach von der Unternehmensberatung E&Y hat seinen Schuldigen ausgemacht: „Unser Ausbildungssystem ist derzeit wenig darauf ausgerichtet, Wirtschaft und Kapitalmärkte zu verstehen.“ Politiker haben Aktien zusätzlich unattraktiv gemacht, weil seit Einführung der Abgeltungsteuer auch Gewinne mit langfristig gehaltenen Aktien besteuert werden. „Aktien haben für Privatanleger an Reiz verloren, seit Kursgewinne besteuert werden“, sagt Steinbach.

Es gibt Hoffnung: Laut Deutschem Aktieninstitut lag die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer 2015 bei gut neun Millionen. 560 000 mehr Deutsche als im Vorjahr hatten Aktien. Rund 14 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren hielten Aktien – der höchste Stand seit drei Jahren. Laut Ipreo haben heimische institutionelle Anleger ihre Dax-Investments 2015 um zwölf Prozent ausgebaut.

Bislang hat das nicht verhindert, dass viel Kapital ins Ausland fließt: Allein die Dax-Unternehmen schütten dieses Jahr gut 29 Milliarden Euro an Dividenden aus – fast 17 Milliarden davon ins Ausland.

Investorenbetreuer Strecker versucht schon seit Jahren, mehr deutsche Anleger von der Deutsche-Börse-Aktie zu begeistern. Investoren in Frankfurt bietet er verstärkt Gespräche an. So konnte die Börse den Anteil deutscher Anleger seit 2008 fast verdoppeln. Zuletzt, sagt Strecker, hätten aber gerade Kleinaktionäre verkauft. „Deutsche setzen stark auf hohe Dividenden“, sagt er. Die Dividendenrendite der Börse ist wegen des gestiegenen Kurses auf drei Prozent gesunken.

Ausländische Investoren hingegen haben das Wachstum im Blick. Sie wollen langfristig investiert bleiben. Ängstlichen Anlegern sollte das hierzulande Sorgen nehmen – Fonds aus dem Ausland haben nichts zu verschenken. Und sie halten deutsche Aktien für attraktiver denn je.

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