Börse Welche Aktien von der Energiewende profitieren

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Anteil erneuerbarer Energien Quelle: Thomson Reuters, EEX, TBF, Eurostat

Besonders stark drückt China beim Ausbau der Windenergie derzeit aufs Tempo; gleichzeitig wurde der Bau neuer Atommeiler vorerst gestoppt. China hat 2010 Deutschland und die USA mit einer Leistungskapazität von rund 45 000 Megawatt als größte Windenergie-Produzenten überholt. Bis 2030 soll die installierte Windenergie-Kapazität Chinas sich verzwanzigfachen. Dass davon die westlichen Börsenstars wie Vestas, Gamesa oder Nordex profitieren werden, deren Aktien seit Fukushima zweistellig zulegten, ist aber zweifelhaft. „Die Chinesen berücksichtigen bei ihren Ausschreibungen zu 99 Prozent heimische Hersteller wie Sinovel, Dongfang oder Goldwind“, beobachtet Investor Dreide.

"Anleger sollten sich klarmachen, dass alle Prognosen zum Ausbau der erneuerbaren Energien für die kommenden Jahre noch mit großen Unsicherheiten behaftet sind", sagt Walter Liebe, Investmentspezialist der Genfer Bank Pictet, "von den politischen Absichtserklärungen bis zu den konkreten Auftragseingängen der Hersteller ist es oft ein weiter Weg."

Die wahre Brückentechnologie

Liebe empfiehlt Anlegern, bei der Auswahl von Energieaktien "weniger auf rosige Fernprognosen und mehr auf das Naheliegende" zu setzen. So wird nach Meinung von Luciano Diana, Fondsmanager des Pictet Clean Energy Fonds, die weltweite Absage der Atom-Renaissance "zunächst vor allem den Bedarf an kleinen und mittelgroßen Gaskraftwerken erhöhen; erst auf lange Sicht können Wind und Sonne die Atomkraft ersetzen".

In einigen Jahren könnten Gaskraftwerke mit Biogas aus heimischer Produktion betrieben werden; sie wären dann unabhängig von politischen Krisenregionen, billig und CO2-neutral. Vorerst laufen sie noch mit Erdgas. Das hat gegenüber Kohle und Erdöl noch genügend Vorteile: Es verbrennt sauberer, ist billiger als Öl, und die Reserven reichen Schätzungen zufolge noch mehr als 200 Jahre.

Noch ist Gas als Anti-Atom-Story von der Börse weitgehend unentdeckt, doch das dürfte sich ändern, meint der Fondsmanager. "Siemens hat die Preise für Gasturbinen wegen der weltweit anziehenden Nachfrage bereits massiv angehoben." Russland hat angekündigt, Japan mit großen Mengen Flüssiggas auszuhelfen, um den fehlenden Atomstrom auszugleichen; die Genehmigungsverfahren für neue Gaskraftwerke werden stark verkürzt.

Auch außerhalb von Japan sollte der Gasbedarf zunehmen. In China etwa sind erst fünf Prozent der Haushalte am Gasnetz, in Amerika und Europa sind es im Durchschnitt mehr als 20 Prozent. "Gas ist, anders als Atomenergie, die die Erneuerbaren de facto eher bremst, die wahre Brückentechnologie", glaubt Diana. Er favorisiert Werte wie Hong Kong & China Gas, ENN Energy und Perusahaan Gaz. Als Basis-Investment im Gasgeschäft empfiehlt sich Gazprom. Der Konzern verfügt über die weltweit größten Reserven und hat in mehreren Dutzend Ländern eine starke Markt- und Preismacht; das Kurs-Gewinn-Verhältnis von lediglich fünf spiegelt dies nicht wider.

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