
Auf den ersten Blick ist Laurence Douglas („Larry“) Fink der mächtigste Aktionär Deutschlands: Seine Manager kontrollieren mehr Firmenanteile als jede Großbank, jeder Ölscheich und jede Beteiligungsgesellschaft. Rund sechs Prozent aller Dax-Aktien liegen beim New Yorker Investmentmanager Blackrock, den Fink 1988 mit Partnern gegründet hat und bis heute leitet. Bei vielen Dax-Gesellschaften ist Blackrock der größte Anteilseigner, so etwa bei BASF, E.On und Siemens.
Doch Finks Macht ist nur geliehen. Die Aktienpakete hält Blackrock im Auftrag privater und institutioneller Investoren, die ihr Geld in Exchange Traded Funds (ETFs) angelegt haben. ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einfach die Kursentwicklung von Indizes wie Dax oder Euro Stoxx abbilden.
Sparpotenzial
Vielen Fondsmanagern gelingt es ohnehin nicht, besser abzuschneiden als der Index, an dem sie sich orientieren. ETFs sparen sich die hoch bezahlten Fondsmanager. Sie sind deshalb besonders günstig und zunehmend beliebt. Mehr als jede fünfte Dax-Aktie befindet sich inzwischen im Besitz der ETFs – und Blackrock ist hier Weltmarktführer.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.

So beeindruckend die Masse ist, die Indexfonds an den Börsen auf die Waage bringen – viele Freiheiten oder gar Macht haben die Riesen nicht. Blackrock und Co. handeln nach starren Regeln, sie müssen Investoren genau die Wertentwicklung des jeweiligen Index liefern. Das geschieht entweder synthetisch, durch komplizierte Derivate-Geschäfte (Swaps), oder indem Fonds die im Index enthaltenen Aktien kaufen. Seit Ausbruch der Finanzkrise sind synthetische Indexfonds auf dem Rückzug (siehe Grafik). Anleger trauen den Kunstprodukten nicht, sie wollen, dass die Fonds Aktien halten, auf die sie etwa bei Bankenpleiten Zugriff haben.
Dass Indexfonds an Boden gewinnen und zudem immer mehr Aktien direkt kaufen, eröffnet Anlegern Chancen. Sie können Aktien kaufen, bevor die ETFs dies tun müssen.
Die Gelegenheit dazu bietet sich immer dann, wenn ein Index neu verändert wird. Beim Dax und Euro Stoxx ist dies jedes Jahr im Spätsommer der Fall. Dann steigen einzelne Aktien aus diesen Indizes ab, andere rücken nach. So rückte Nokia im September in den Euro Stoxx 50 auf. Zugleich schafften der Gabelstaplerhersteller Kion und der Immobilienkonzern Deutsche Annington den Aufstieg in den MDax; das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media verpasste knapp die Aufnahme in den Dax 30, bleibt aber heißer Kandidat für 2015 (siehe Kurztextgalerie).
Auf den letzten Drücker
Wer in den Dax will, muss beim Handelsumsatz auf dem elektronischen Xetra-System und beim Börsenwert der Aktien, die nicht in festen Händen sind, mindestens jeweils zu den Top 35 in Deutschland zählen.
Termine der nächsten Indexanpassungen
Basis für die Aufnahmeentscheidung sind die Schlusskurse am 28. August 2015. Wirksam wird die Anpassung am 21. September.
- Die derzeit aussichtsreichsten Aufstiegskandidaten sind Continental und der französische Mischkonzern Safran.
- Abstiegskandidaten sind die französische Handelskette Carrefour und RWE.
In Sachen Dax tagt der Arbeitskreis der Deutschen Börse das nächste Mal am 3. September 2015. Die Entscheidung wird, wie bei allen deutschen Indizes, am selben Abend nach 22 Uhr bekannt gegeben. Wirksam würde eine Änderung am 21. September.
- Heißester Kandidat für den Dax ist ProSiebenSat.1 Media. Chancen könnte auch Airbus haben. Die Aktie wird bisher größtenteils in Paris gehandelt, es wandert jedoch immer mehr Umsatz nach Frankfurt ab, sodass ein Aufstieg langfristig möglich ist.
- Abstiegskandidaten sind K+S und Lanxess, insbesondere auch wegen ihrer miesen Kursentwicklung.
Zum MDax tagt der Arbeitskreis der Börse am 4. März 2015. Wirksam würde eine Anpassung am 23. März.
- Ein Kandidat für eine Neuaufnahme ist Staplerbauer Jungheinrich.
- Sky Deutschland könnte nach einer möglichen Übernahme aus dem MDax fliegen, auch Rhön-Klinikum wackelt.
Die beiden Kriterien werden recht streng angewendet. Es lässt sich also bereits lange vorher absehen, welche Aktien die Indexfonds am Stichtag kaufen müssen und welche sie abstoßen werden. Obendrein wird die Anpassung im Voraus angekündigt. Der Arbeitskreis, der für die Berechnung des Dax zuständig ist, gibt seine Entscheidungen zwei bis drei Wochen bekannt, bevor die neue Formel erstmals angewandt wird.
Die Indexfonds müssen jedoch warten, bis der Aufstieg eines neuen Werts in den Leitindex tatsächlich wirksam wird. „Wir kaufen diese Aktie exakt zu dem Termin, an dem die Neuberechnung des Dax in Kraft tritt und nicht früher“, sagt der Blackrock-Manager Peter Scharl. Am Stichtag dann fluten Blackrock und Co. die Märkte mit Kauforders. Auf einen Schlag müssen die Indexfonds riesige Aktienpakete kaufen. Der Run auf die Aufsteiger treibt die Kurse in die Höhe.