Hans-Otto Trümper vom Düsseldorfer Vermögensverwalter GS&P sieht bei Agraraktien Potenzial. Die hätten im vergangenen Jahr gelitten, obwohl die langfristige Story – mehr Menschen, die mehr hochwertige Nahrung konsumieren – intakt sei. Chancen bietet der Düngemittelproduzent Yara. Anders als Wettbewerber K+S ist Yara nicht vom Kalidünger abhängig, auf den Landwirte notfalls einige Jahre verzichten können. Im vergangenen Jahr geriet K+S unter Druck, weil Bauern weniger Kali orderten und China den Preis drückte.
Yara hingegen verdient Geld vor allem mit Stickstoffdünger, der jedes Jahr aufs Feld gebracht werden muss. Zudem gelang den Norwegern im Dezember ein lukrativer Zukauf: Yara übernahm für 750 Millionen Dollar das brasilianische Düngemittelgeschäft des US-Agrarkonzerns Bunge. Den Deal finanzierte Yara aus dem freien Cash-Flow.
Wer etwas mehr riskieren möchte, kann auf bisher nicht von der Hausse erfasste Nachzügler setzen. Fraglos haben solche Aktienkäufe ein hohes Risiko, denn die Titel hinken nicht ohne Grund den Werten mit soliden Gewinnen, Bilanzen und Dividenden hinterher. „Dafür hätten sie einen Hebel, sollten sich die mittelfristig positiven Annahmen zur US- und China-Konjunktur bewahrheiten und der Risikoappetit der Anleger weiter steigen“, so Schäfer.
Die Supermarktkette Carrefour leidet wie fast alle französischen Aktien darunter, dass Investoren derzeit einen Bogen um das wachstumsschwache und verschuldete Land machen. Carrefour erzeugt jedoch mehr als 60 Prozent seiner Umsätze außerhalb Frankreichs und ist stark in Schwellenländern. Nach einem jahrelangen Ausverkauf an der Börse signalisiert der Kursverlauf eine Trendwende. Hintergrund könnte ein Strategiewechsel sein; das Management verabschiedet sich derzeit aus Ländern, in denen Carrefour nicht Marktführer ist, verkaufte zum Beispiel das Indonesien- und Malaysia-Geschäft; das soll der notorisch schwachen Gewinnmarge auf die Sprünge helfen. Gelingt dies, was durchaus realistisch ist, würde sich auch das derzeit relativ hohe KGV von rund 14 schnell verbessern.
Zu den heißesten Spekulationen im Dax gehören ThyssenKrupp. Eine Stabilisierung der Konjunktur käme dem zyklischen Stahlkocher natürlich zugute. Entscheidend ist aber, ob ThyssenKrupp seine Kapitallücken schließen kann, die von den Stahlwerken in Brasilien und den USA gerissen wurden. Wenn Thyssen das mithilfe von Beteiligungsverkäufen gelingt und die Konjunktur nicht wieder wegbricht, wird der Konzern überleben. Nun meldete der Konkurrent ArcelorMittal Interesse an den amerikanischen Stahlwerken an. Zunächst hieß es, die Inder wollten 3,5 Milliarden Dollar lockermachen. Ein konkretes Angebot liegt offenbar nur für das Werk in Alabama vor - über 1,5 Milliarden Dollar.
Gelingt Thyssen die Finanzwende, wäre das purer Zunder für die Aktie: Angesichts von gerade mal zehn Milliarden Euro Börsenwert bei möglichen 40 Milliarden Jahresumsatz ist das Potenzial enorm.