
Die London Stock Exchange (LSE) und die Deutschen Börse haben Fusionsgespräche bestätigt. Es gebe detaillierte Gespräche über ein mögliches Zusammengehen, teilte die LSE mit. Ziel sei eine Fusion unter Gleichen. Die Aktionäre der Deutschen Börse sollen an dem fusionierten Unternehmen 54,4 Prozent der Anteile halten, die LSE-Aktionäre den Rest. Die Kerngeschäfte beider Unternehmen würden auch danach unter ihrem bestehenden Markennamen weiterbetrieben. Die Gespräche seien allerdings noch in einem frühen Stadium, sagte ein Insider. Es sei nicht klar, ob man am Ende zusammenkomme. Nach der Bestätigung zogen die Aktien der beiden Börsenbetreiber nochmals deutlich an.
Die gescheiterten Fusionspläne der Deutsche Börse AG
17. Juli 2000
Die Deutsche Börse präsentiert einen Plan für die Gründung de iX international exchange zusammen mit der Londoner LSE. Die beiden Partner hoffen, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot zu holen. Das Projekt scheitert allerdings an mangelnder Unterstützung.
Sommer 2003
Der damalige Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, trifft sich mit Euronext-Chef Francois Theodore. Die Gespräche über eine Fusion werden allerdings beendet, nachdem sich beide Seiten nicht über die Bewertung ihrer Häuser einig werden.
Frühling 2004
Seifert und Theodore nehmen ein weiteres Mal Kontakt auf. Ein Zwist über die Besetzung der Führungspositionen lässt sie abermals ergebnislos auseinandergehen.
August 2004
Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion, faktisch eine Übernahme, ab.
13. Dezember 2004
Die Deutsche Börse veröffentlicht ein Übernahmeangebot für die LSE über knapp zwei Milliarden Euro, das 2005 am Widerstand des Hedgefonds und Deutsche-Börse-Aktionärs TCI scheitert.
21. Februar 2006
Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und facht damit ein Konsolidierungsfieber in der Branche an.
19. Mai 2006
Die Deutsche Börse dient Euronext-Chef Theodore die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Juni 2006
Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.
19. Mai 2006
Die Deutsche Börse dient Euronext-Chef Theodore die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Juni 2006
Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.
Dezember 2008
Deutsche Börse und NYSE Euronext loten eine Fusion aus. Die Pläne werden vorzeitig bekannt und scheitern.
April 2011
Die Börse wagt einen weiteren Versuch, mit der Nyse Euronext als Partner eine neue Größenordnung zu erreichen. Die US-Börsen Nasdaq OMX und ICE wollen die Fusion mit einer Gegenofferte für die Nyse torpedieren.
Februar 2012
Der Traum Francionis platzt erneut. Die EU-Kommission untersagt die Milliardenfusion mit den Amerikanern aus schwerwiegenden wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Die EU fürchtet vor allem ein weltweites Monopol im Handel mit europäischen Finanzderivaten.
Die Deutsche Börse, die am Markt mehr wert ist als die LSE, würde bei dem fusionierten Unternehmen den Ton angeben, sagte die andere mit dem Vorgang vertraute Person. "Der Deal ist sehr heiß." Der seit Sommer 2015 amtierende Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter hat bereits im vergangenen Jahr mehrere mittelgroße Übernahmen gestemmt. Durch eine Fusion mit der LSE würde der mit Abstand größte europäische Börsenbetreiber entstehen.
Auf der Bilanzpressekonferenz hatte Kengeter vor wenigen Tagen allerdings deutlich gemacht, dass die Börse sich für Übernahmen ganz allgemein gesehen nicht weiter verschulden dürfte. Der Verschuldungsgrad der Börse liege bereits bei 1,9. Das bedeutet, dass das Fremdkapital - also die Schulden - das Eigenkapital bereits um das 1,9-fache übersteigen. Damit die Tochter der Deutschen Börse Clearstream ihre gute AA-Ratingnote behalten könne, sei allerdings eine Verschuldungsquote in Höhe von 1,5 nötig, so Kengeter.
Ihre Kriegskasse könnte die Börse allerdings auf eine andere Art und Weise füllen – so hat die Hauptversammlung ihr bereits eine Kapitalerhöhung genehmigt. Die bräuchte die Börse allerdings nicht unbedingt zu ziehen – vorausgesetzt es läuft auf einen Aktientausch heraus. So hat die LSE bereits angedeutet, dass das Ziel eine Fusion unter Gleichen sei. Die Aktionäre der Deutschen Börse sollen an dem fusionierten Unternehmen demnach 54,4 Prozent der Anteile halten, die LSE-Aktionäre den Rest.