Börsengang Sieben Gründe, Facebook nicht zu kaufen

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Hält das Wachstum?

Kann Facebook die hohen Erwartungen an sein Wachstum überhaupt erfüllen – selbst dann, wenn alles glattläuft?

Die Zeiten des dreistelligen Wachstums sind vorbei. Immerhin ist Facebook schon acht Jahre alt. 2010 stieg der Umsatz noch um 154 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2011 sank das Wachstum schon auf 88 Prozent. Sollte Facebook die Erwartungen der Analysten erfüllen, schafft das Netzwerk über die Jahre 2009 bis 2013 einen jährlichen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von gut 70 Prozent, der Gewinn stiege bis 2013 um jährlich 95 Prozent und damit jeweils deutlich stärker als der der anderen Giganten.

Allerdings startete Facebook in diesem Vergleich im Jahr 2009 von einer niedrigen Basis. Heute, kurz vor dem Börsengang, liegt die Latte schon deutlich höher. Facebook aber springt nicht mehr so dynamisch.

Im ersten Quartal wuchs Facebook gegenüber den ersten drei Monaten 2011 nur noch um 45 Prozent. Google steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal um knapp 25 Prozent von 8,5 auf 10,6 Milliarden Dollar. Der Abstand zwischen den Wachstumsraten, der naturgemäß groß sein sollte, weil Facebook um den Faktor zehn kleiner ist, ist damit merklich geschrumpft.

Schlimmer: Facebook leistete sich gleich zwei Patzer. Der Umsatz ging gegenüber dem vierten Quartal um sechs Prozent zurück, der Gewinn sank gegenüber dem ersten Quartal 2011 sogar um zwölf Prozent. Sonnyboy Zuckerberg erklärt die schwachen Zahlen mit „saisonalen Einflüssen“. Tatsächlich werden im Weihnachtsgeschäft des vierten Quartals die meisten Anzeigen geschaltet. Doch Google schien das nicht zu berühren. Im Gegenteil: Dem Wettbewerber gelang sogar ein Umsatzzuwachs von einem Prozent. Facebooks Ausrutscher überrascht. Vor allem, weil seine Werbeverkäufer sich im Vorfeld des Börsengangs besonders intensiv ins Zeug gelegt hatten, wie es im Silicon Valley hieß.

Google könnte bald – womöglich schon in diesem Jahr – die Umsatzmarke von 50 Milliarden knacken. Um dahin zu kommen, müsste Facebook bis 2020 jährlich gut 33 Prozent wachsen. Ausgehend von einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar hätten die Anleger dann ihren Einsatz verdoppelt – falls Facebook in acht Jahren dieselbe Bewertung erführe wie heute Google (vier Dollar Börsenwert pro Dollar Umsatz).

Eine neue globale Wirtschaftskrise aber würde das Facebook-Wachstum deutlich verlangsamen. Das bekam Google während der Finanzkrise zu spüren. 2009 fiel Googles Wachstum erstmals nicht zweistellig aus – gerade mal neun Prozent waren noch drin. Der Kurs crashte binnen eines Jahres um 65 Prozent; 157 Milliarden Dollar Börsenwert waren erst mal futsch.

Selbst wenn in der Weltwirtschaft und an der Börse alles einigermaßen glattlaufen sollte, ist die Vorgabe für Facebook sportlich. Seit 2010 hat sich der Umsatzzuwachs jedes Jahr ungefähr halbiert. Rechnerisch dürfte Facebook in diesem Jahr maximal 50 Prozent zulegen, im Jahr darauf noch 28 Prozent. So weit die Modellrechnung.

Falls Facebook die Preise für seine Anzeigen aber deutlich erhöhen kann, mehr Werbekunden aufspringen und das Netzwerk umsatzfördernd Tech-Unternehmen zukauft, könnte die Rate wieder klettern.

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