Börsengang Sieben Gründe, Facebook nicht zu kaufen

Es ist der Börsengang des Jahrhunderts: bis zu 14,8 Milliarden Dollar Einnahmen, mehr als 100 Milliarden Dollar Börsenwert. Investoren reißen sich um die Aktie. Doch für Anleger gibt es sieben Gründe, die Papiere nicht zu kaufen. Und einen guten Grund, der dafür spricht.

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Facebook-Netzwerk

Hamburg, Rödingsmarkt. Neben dem Starbucks-Café geht es rechts durch eine Glastür zwei Treppen hoch, durch einen engen Gang in ein Großraumbüro, ganz ohne Vorzimmer. Auf 120 Quadratmetern, vollgestellt mit Tischen und Flachdisplays, sitzt ein Dutzend junger Männer und Frauen, viele mit Headset auf dem Kopf und einem Kaffeebecher vor sich. Es ist erstaunlich still.

Eine Szenerie wie bei einem Startup, das entweder gerade richtig loslegt – oder schon wieder abgewickelt wird. Doch dem ist nicht so: Der spartanische Großraum beherbergt die Deutschlandzentrale von Facebook. Von hier wird, unterstützt von der Europazentrale in Dublin und dem Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park, mit einer winzigen Belegschaft der größte und wichtigste Internet-Markt des Kontinents betreut – oder, besser: als Marktführer für soziale Netzwerke beherrscht.

Wenig ist hier zu spüren vom Hype, den Facebook-Chef Mark Zuckerberg gerade an der Wall Street im fernen New York auslöst. In der abgelaufenen Woche gaben sich dort milliardenschwere Investoren die Klinke in die Hand, um dem 27-Jährigen zu lauschen. Zuckerberg, mit Kapuzenpulli, Jeans und Sneakers bekleidet, verkaufte ihnen seine Story.

Das IPO des Jahrhunderts

Die Story vom Wachstum des weltweit führenden sozialen Netzwerks, die Anleger dazu bewegen soll, dem nur acht Jahre alten Unternehmen zum Börsengang (IPO) am 18. Mai einen Marktwert von bis zu 104,2 Milliarden Dollar zuzuerkennen. Auch wenn es 10 oder 20 Milliarden weniger würden: Es ist das IPO des Jahrhunderts. Nie zuvor wurde ein Börsenneuling nur annähernd so hoch bewertet.

Voraussichtlich am kommenden Freitag, so der Plan, geht das größte soziale Netzwerk der Welt unter dem Kürzel „FB“ an die Technologiebörse Nasdaq. Facebook wird seine Gründer, seine frühen Investoren und Vorstandsfrau Sheryl Sandberg aus dem Stand zu Milliardären machen und viele seiner weltweit 3500 Mitarbeiter zu Aktienmillionären – wahrscheinlich auch einige der jungen Leute vom Hamburger Rödingsmarkt.

Google billig, Facebook teuer 
Bei den wichtigsten Kennzahlen hinkt der Börsen-Newcomer der Konkurrenz hinterher, einzig das Wachstum der vergangenen Jahre kann bisher überzeugen. Doch Facebook wuchs von niedrigem Niveau aus, weiter oben wird die Luft dünner. 
UnternehmenKurs Börsenwert U.-wert1 Umsatz 2012U.-wert zu
Umsatz 2012 
Umsatzplus
'09 bis '13 (p.a.) 
Amazon220,95 $99,3 Mrd. $93,6 Mrd. $63,4 Mrd. $

1,5

35 %
Apple583,09 $525,2 Mrd. $415,1 Mrd. $162,4 Mrd. $3,240 %
Ebay39,57 $51,1 Mrd. $47,3 Mrd. $14,0 Mrd. $3,417 %
Google604,03 $196,6 Mrd. $151,8 Mrd. $45,5 Mrd. $3,324 %
Facebook38,003 $106,34 Mrd. $95,4 Mrd. $5,0 Mrd. $19,1
71 %
UnternehmenGewinn
(netto 2012)

KGV

2012/13 

Gewinnplus p.a.
'09 bis '13
Marge
(netto 2012)
Op. Cashflow 2011Börsenwert zu Cashflow 2011 Chance/ Risiko2
Amazon0,6 Mrd. $

184,5/84,4

17 %

0,9 %

3,9 Mrd. $

25

6/6
Apple43,8 Mrd. $

12,0/10,5

58 %

27,0 %

37,5 Mrd. $146/5
Ebay2,5 Mrd. $20,4/17,513 %17,8 %3,3 Mrd. $155/5
Google12,5 Mrd. $

15,7/13,2

24 %

26,6 %

14,6 Mrd. $136/4
Facebook1,0 Mrd. $

106,3/59,4

95 %

25,5 %

1,5 Mrd. $

68,4

5/7
grün = relativ günstige Bewertungskennziffer, rot = relativ hohe Bewertungskennziffer; 1 Börsenwert minus Nettoliquidität; 2 1 = niedrig, 10 = hoch; 3 Emissionspreis am oberen Ende der Spanne; 4 Bewertung bei 38 Dollar je Aktie inklusive ausstehender Aktienoptionen und noch auszugebender Aktien für die Übernahme von Instagram; 5 Börsenwert minus aktuelle Nettoliquidität minus 6,8 Milliarden Dollar Einnahmen aus dem IPO (Zufluss, der Facebook zusteht bei Vollzuteilung inklusive Mehrzuteilung); Zahlen von 2012 an: Analystenschätzungen; Zahlen teilweise gerundet; Quelle: Bloomberg, Value Line, JP Morgan, eigene Berechnungen
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