Börsengang Sollen Anleger beim Börsenneuling SLM zuschlagen?

Der 3D-Druckmaschinenbauer SLM Solutions ist am Freitag an die Börse gegangen. Doch es lief nicht so erfolgreich, wie geplant. Die Aktien kamen am unteren Ende der Preisspanne auf den Markt. Sollten Anleger jetzt kaufen?

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Endlich sind sie an der Börse – und doch ist das Börsendebüt irgendwie verpatzt. Die Aktien der Lübecker SLM Solutions Group AG, die seit diesem Freitagmorgen im Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Börse gehandelt werden, sind zu 18 Euro ausgegeben worden – und damit am unteren Ende der Preisspanne von 18 Euro bis 23 Euro je Aktie. Und zu allem Überfluss konnten die Altaktionäre nicht ganz so viele Aktien verkaufen, wie geplant. SLM konnte nur zehn statt der geplanten bis zu 11,2 Millionen Aktien zuteilen. So bleibt etwa die Parcom Deutschland, ein von der Deutsche Private Equity beratener Fonds, trotz der Platzierung des Großteils ihrer Anteile weiter Aktionär. Das platzierte Volumen liegt bei 180 Millionen Euro – geplant waren eigentlich mehr als 200. Immerhin: SLM fließen durch die Neuemission brutto 75 Millionen Euro zu.

SLM baut 3D-Druckmaschinen für den Metallbereich. Metalldruck steht für etwa zehn Prozent des Marktes. Ein Laser erhitzt dabei Metallpulver Schicht für Schicht und verschmilzt es zu einem Metallteil. Mit der Technik lassen sich Zahnkronen oder Einspritzdüsen für Flugzeug-Triebwerke herstellen. 3D-Druck soll die industrielle Fertigung revolutionieren. Die Auto-, Gesundheits- oder Luftfahrtbranche experimentiert bereits damit. Siemens repariert Brennerspitzen von Gasturbinen mittels 3D-Metalldruck und konnte so „die Reparaturzeit um 90 Prozent verringern“, sagt Nicolas Vortmeyer, Technikchef der Sparte Power Generation.

Mit dem Nettoerlös aus der Kapitalerhöhung will das schuldenfreie Unternehmen wachsen: Der schwedische Konkurrent Arcam etwa hat jüngst für 25 Millionen Euro einen Hersteller von Titanpulver gekauft, einen solchen Zukauf könnte SLM mit den Einnahmen stemmen. Zudem will SLM  die Forschungs- und Entwicklungsarbeit vorantreiben und das Vertriebs- und Servicenetz ausbauen, bei dem etwa bereits verkaufte Maschinen gewartet werden.

Bislang ist die Technik in der Industrie vor allem für die Prototyp-Entwicklung eingesetzt worden. Ausnahme: Implantate oder Zahnkronen werden bereits gedruckt. Der 3D-Druck hat nun die Chance, die Schwelle zur Serienfertigung auch in der Industrie zu überschreiten. „Wir fertigen mit der Technologie auch Kleinteile wie Zerstäuberdüsen, die in unseren Gasturbinen zum Einsatz kommen“, sagt Siemens-Mann Vortmeyer. In fünf bis zehn Jahren will Siemens mit der Technologie auch Gasturbinenschaufeln aus Hochleistungswerkstoffen fertigen.

SLM selber zählt NASA, EADS, Alstom oder BMW zu seinen Kunden. Auch General Electric (GE) testet SLM-Geräte. GE will Flugzeuge leichter machen, pro eingespartem Kilo kann man bis zu 3000 US-Dollar Treibstoffkosten sparen. 3D-Druck könnte dazu beitragen. Allerdings kommen auch andere Materialien wie Keramik in Betracht – derlei Maschinen bietet SLM nicht an.

Für ungeduldige Investoren ist die SLM-Aktie dennoch nichts. Erstens ist der Börsenhype um 3D-Druckaktien verflogen. Als das bayerische 3D-Druckunternehmen Voxeljet Ende 2013 in New York an die Börse ging, startete der Mittelständler bei gerade elf Millionen Euro geplantem Umsatz mit 203 Millionen Dollar Börsenwert, in der Spitze pushten Investoren ihn auf über eine Milliarde. Heute liegt der Voxeljet-Preis deutlich unter dem ersten Aktienkurs. Einziger direkter SLM-Konkurrent an der Börse ist die schwedische Arcam, die aber auf Elektronenstrahlen statt Laser setzt. Deren Aktie ist seit Ende Januar um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

Der Markt ist damit zwar wieder realistischer bewertet. Doch zweitens halten die Geschäftszahlen von SLM den hohen Erwartungen nicht stand: SLM wächst zwar und hat den Umsatz binnen zwei Jahren fast verdoppelt. 2013 verkauften die Lübecker 28 Maschinen und setzten 21,6 Millionen Euro um.

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