Das große Geschäft macht das Unternehmen bislang mit den Handelsplattformen Taobao, Tmall und Alibaba. Das besondere: Erstere richten sich gezielt an Privatleute, letztere vor allem an Unternehmen. Da sich Firmen und Verbraucher gleichermaßen bei dem Internet-Giganten tummeln, ist Alibaba größer als Amazon und eBay zusammen. Zudem verfügt die Unternehmensgruppe mit Alipay über einen eigenen Bezahldienst – ganz ähnlich Ebays Paypal.
Weil jeden Tag mehr Chinesen das Online-Shopping für sich entdecken, wächst der Markt rasant. Und bei derzeit knapp 1,4 Milliarden chinesischer Bürger, ist das Potential auf Jahre noch nicht ausgeschöpft.
Alibaba wird es keinesfalls riskieren, seine Vormachtstellung auf dem Heimatmarkt zu verlieren. Investitionen in den Ausbau und Festigung der Markposition sind unabdingbar, zumal sich die Situation zuspitzt. Erst im vergangenen Monat haben sich die großen Konkurrenten Baidu (Suchmaschine), Tencent (Online-Handel) und Dalian Wanda (Einkaufszentren) gegen Alibaba verbündet und ein eigenes E-Commerce-Unternehmen angekündigt.
Kein Wunder also, dass sich das Alibaba-Engagement bislang hauptsächlich auf den Heimatmarkt und den asiatischen Kontinent beschränkt. Im Westen ist das Unternehmen meist nur proforma und – wie im Fall des deutschen Alibaba-Portals - mit schlecht übersetzten Ablegern der asiatischen Originale vertreten. Einer der ersten größeren Schritte um auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen, stammt aus dem Juni diesen Jahres. Auf der Website „11Main“ können ausgewählte Boutiquen und Modehändler ihre Waren online verkaufen. Klingt wie eine Art Elite-Zalando für eine spezielle, kleine Käuferschicht und ist wohl eher eine Art Schaulaufen für Investoren, denn ein richtiger Angriff auf Ebay und Amazon.
Was Sie über Alibaba wissen müssen
Die relative Unbekanntheit von Alibaba hierzulande täuscht über die Bedeutung des Konzerns in China mit seinen 1,35 Milliarden Einwohnern hinweg. Das Unternehmen mit rund 300 Millionen Kunden und 25.000 Beschäftigten wickelt rund 80 Prozent aller privaten Internet-Einkäufe in der Volksrepublik ab, die dieses Jahr auf ein Volumen von knapp 300 Milliarden Euro anschwellen dürften. Über Alibaba-Portale werden damit weitaus mehr Waren verkauft als bei Amazon und Ebay zusammen. Technologie-Experte Duncan Clark vom Pekinger Beratungsunternehmen BDA fasst es so zusammen: "Alibaba hat faktisch in Alleinregie bestimmt, wie Internet-Handel in China funktioniert."
Quellen: rtr/dpa/Unternehmen
Der Konzern besteht mittlerweile aus einem ganzen Geflecht von Geschäftssparten: Auf dem Marktplatz "Taobao" können Privatpersonen und Kleinunternehmer Waren an ihre Kunden verkaufen. Anstatt wie eBay eine Verkaufsgebühr zu verlangen, müssen Verkäufer auf Taobao für Werbung bezahlen. Dagegen ähnelt die Sparte "Tmall.com" eher Amazon - hier bieten etwa Konzerne wie Nike und Gap ihre Kleidung feil und müssen beim Verkauf eine Kommission zahlen. "Alibaba.com" ist eine der weltgrößten Plattformen für den Handel zwischen Firmen; hinzu kommen noch zahlreiche weitere Töchter. Eine Verbindung zwischen diesen Sparten bildet der Online-Bezahldienst "Alipay", der mit eBays Paypal vergleichbar ist und etwa die Hälfte aller Internet-Zahlungen in China abwickelt.
Trotz seiner gigantischen Größe hält Alibaba das Ende der Fahnenstange noch lange nicht für erreicht. Wie Vizechef Joe Tsai der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, will Alibaba noch zahlreiche andere Branchen umkrempeln. Geplant seien derzeit Expansionen in die Bankenwelt, die Reise- und Unterhaltungsindustrie sowie ins Erziehungswesen. Seinen Vorstellungen zufolge werden die Kunden bald mit Alibaba-Apps für Smartphones in Fonds investieren, Alibaba-Versicherungen für ihre Wohnungen abschließen und virtuelle Alibaba-Kreditkarten für den Internet-Einkauf in den USA einsetzen. "Unsere Vision ist es, ein größerer Bestandteil vom Leben der Menschen zu werden und ihre gesamten Bedürfnisse zu befriedigen", erklärt der Absolvent der US-Eliteuni Yale, der als Chefstratege von Alibaba gilt.
Wie Alibaba zuletzt feststellen musste, schläft die Konkurrenz nicht, sondern holt selbst im Kerngeschäft des Giganten mit großen Schritten auf. So gewann zuletzt etwa JD.com Marktanteile im Online-Handel. Viele Experten halten jedoch das Internet-Unternehmen Tencent Holdings für den wichtigsten Rivalen, weil es bei zukunftsträchtigen mobilen Anwendungen mit seiner App "WeChat" die Nase vorn hat und dazu noch mit JD.com kooperiert. Mit seinen ehrgeizigen Plänen im Finanzsektor hat Alibaba zudem bereits Aufsichtsbehörden und staatliche Banken auf den Plan gerufen. Alibaba bietet etwa doppelt so hohe Zinsen wie den traditionellen Banken erlaubt ist und hat damit faktisch über Nacht den größten Geldmarktfonds des Landes geschaffen. Die Banken limitieren nun im Gegenzug, wieviel Geld ihre Kunden im Internet ausgeben können. Auch die Notenbank erwägt, dem Internet-Banking straffere Zügel anzulegen.
Die wichtigsten Anteilseigner sind das japanische Internet-Unternehmen Softbank mit rund 34 Prozent und Yahoo mit 22,5 Prozent. Konzernchef Jack Ma und Tsai besitzen zusammen etwa zehn Prozent der Firma. Ma gründete das Unternehmen vor 15 Jahren gemeinsam mit 17 weiteren Mitstreitern.
Firmensitz: Hangzhou/Ostchina
Gründung: 1999
Volumen der Transaktionen 2013: 296 Milliarden US-Dollar
Umsatz: 8,46 Milliarden US-Dollar (Geschäftsjahr 2013/14)
Nettoergebnis: 3,72 Milliarden US-Dollar (Geschäftsjahr 2013/14)
Kunden: 279 Millionen Käufer pro Jahr in mehr als 190 Ländern
Aufträge: 14,5 Milliarden pro Jahr
Ausgelieferte Pakete: 6,1 Milliarden pro Jahr
Dass sich Alibaba direkt und mit ganzer Kraft mit den Platzhirschen auf ihren Heimatmärkten anlegt, scheint ohnehin unwahrscheinlich. Eigene Tauschbörsen und große Online-Marktplätze von Alibaba sind hier vorerst nicht zu erwarten. Ein Taobao-Ableger ist hingegen in Schwellenländern wie Indien oder Indonesien gut vorstellbar. Auch dort gewinnt das Online-Shopping an Bedeutung, der Markt wächst und ist noch nicht in fester Hand.
Zuletzt hat sich Alibaba vor allem durch Zukäufe außerhalb des klassischen E-Commerce-Sektors hervorgetan. Der Handelsriese investierte in die Weibo genannten twitterähnlichen Mikroblogs, in Clouddienste mit Online-Datenspeichern, Browser, die große Videoplattform Youku und Filmproduktionen. Mehrere hundert Millionen hat die Gruppe zudem in amerikanische Start-Ups wie den Nachrichtendienst Tango und den Fahrdienst Lyft investiert. Alibaba setzt zurzeit viel daran, seine Macht auf mehrere Säule zu stellen.