Börsengang Sieben Gründe, Facebook nicht zu kaufen

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Wunderknabe Zuckerberg?

Zuckerberg gilt als Wunderknabe Quelle: dapd

Kann der Gründer, der am 14. Mai seinen 28. Geburtstag feiert, trotz allem das Unternehmen in die nächste große Wachstumsphase führen?

Obwohl Zuckerberg nach dem Börsengang nur noch 18,4 Prozent an Facebook besitzt, kontrolliert er dank Mehrfachstimmrechten und Stimmrechtsvereinbarungen über 57,3 Prozent unangefochten das Unternehmen. Ohne oder gar gegen Zuckerberg geht nichts. Anleger sind nur geduldete Teilhaber.

Kein großer Internet-Unternehmer hat so viel Macht wie der Facebook-Gründer. Bei Google, das ebenfalls via Mehrfachstimmrechten von den Gründern Sergey Brin und Larry Page sowie Verwaltungsratschef Eric Schmidt kontrolliert wird, müssen sich immerhin noch drei Personen verständigen.

Zuckerberg kann allein entscheiden.

In einem sich schnell verändernden Markt kann das von Vorteil sein, macht aber eine Kontrolle unmöglich. Von seiner Machtfülle machte er Ostern 2012 schon mal fleißig Gebrauch.

Da verhandelte der Facebook-Chef weitgehend allein den Aufkauf des Startups Instagram für eine Milliarde Dollar. Der Verwaltungsrat wurde von der Entscheidung erst danach informiert.

Eine Milliarde ist viel Geld für einen Betrieb mit zwölf Mitarbeitern, dessen Handyfotoservice zwar schon 50 Millionen Menschen nutzen, der aber weder Umsatz noch Gewinn macht. Instagram kann ein Geniestreich sein, weil die dort mit Freunden und Verwandten geteilten Fotos noch mehr über ihre Schöpfer preisgeben und diese emotional an den Service binden. Die Übernahme könnte aber auch ein Riesenflop werden: Niemand weiß, ob Instagram mit kostenpflichtigen Zusatzdiensten überhaupt Geld verdienen kann – oder ob seine Nutzer bald vom nächsten Gratisservice angelockt werden.

Allerdings: Es ist genau diese Risikofreude, mit der Harvard-Studienabbrecher Zuckerberg Facebook aus dem Nichts zum weltweit größten sozialen Netzwerk geformt hat. Seine Entscheidung, Facebook im Mai 2007 für externe Entwickler zu öffnen, war heiß umstritten. Im Verwaltungsrat fürchtete man, die Kontrolle über das Netzwerk zu verlieren und die Nutzer zu verärgern.

Tatsächlich verhalf die kühne Entscheidung Facebook zum Durchbruch. Heute ist Facebook über seine Schnittstelle „open graph“ mit Funktionen wie „Gefällt mir“ und einer Kommentarbox in Millionen von Web-Seiten und externen Services integriert und bekommt von denen fleißig Feedback darüber, was die Internet-Nutzer gerade umtreibt.

„Ein Gründer mit viel Einfluss hat in der Regel mehr Durchsetzungsvermögen“, sagt Technologiebeobachter Paul Saffo. Apple-Gründer Steve Jobs etwa setzte Ende der Neunzigerjahre darauf, dass sich der mit viel Aufwand und Ressourcen entwickelte Musikplayer iPod am Markt durchsetzen würde. Ein angestellter Manager hätte so eine riskante Wette nicht eingehen können. Sollte Zuckerberg, und Anzeichen dafür gibt es, auch nur ansatzweise ein ähnliches Unternehmergenie sein, dann wären mehr als 100 Milliarden Dollar für sein Geschöpf am Ende doch gerechtfertigt.

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