Börsenkenner Rudolf Ferscha "Liquidität schützen"

Seite 3/4

Der Staat würde leiden

Entwicklung der Staatanleihen in der Schuldenkrise
Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe seit Januar 2010 Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen USA Quelle: Bloomberg
Staatsanleihen Griechenland Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Portugal Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Irland Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Italien Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Spanien Quelle: Bloomberg

Welche Produkte wären bei Anwendung der fixen Promillemethode gefährdet?

Zum Beispiel der für die Euro-Zinsen maßgebliche Bund-Future...

...ein Derivat auf eine fiktive zehnjährige Bundesanleihe, das an der Terminbörse Eurex gehandelt wird...

...und das liquideste Finanzinstrument Europas ist. Bei dem in Brüssel angedachten Steuersatz drohen hier starke Liquiditätseinbußen. Unter denen würde auch der deutsche Staat leiden.

Warum?

Geschäfte an Terminbörsen stehen immer in Wechselwirkung mit den ihnen zugrunde liegenden Produkten. Ein hoch liquider Bund-Future macht auch Bundesanleihen liquider und attraktiver. Er ist im Euro-Anleihemarkt das Maß aller Dinge. Verliert er an Liquidität, werden auch Bundesanleihen unattraktiver. Der Bund müsste deshalb unter sonst gleichen Bedingungen mehr Rendite bieten.

Die Staatsfinanzierung würde teurer?

Ja, und zwar um viele Milliarden Euro. Die Rechnung müsste der Steuerzahler begleichen. Auch deshalb denken die USA und Großbritannien nicht im Traum daran, eine Transaktionssteuer auf Derivate ihrer Staatsanleihen einzuführen.

Müsste Ihre Transaktionssteuer weltweit oder zumindest in ganz Europa eingeführt werden, um wirksam zu sein?

Bei Besteuerung der Börsen- und sonstigen Handels- und Verrechnungsgebühren müsste es nicht unbedingt eine internationale oder auch nur europaweite Einigung geben. Solange die Liquidität in den einzelnen Produkten nicht gefährdet ist, bestünde keine Abwanderungsgefahr an andere Börsenplätze.

Das würde funktionieren?

Garantiert. Zudem sind Deutschland, Frankreich oder Italien in der komfortablen Position, dass die größten Börsenumsätze in ihren Heimatwerten an ihren lokalen Börsen gemacht werden, selbst wenn die meisten Händler in London sitzen. An den Euroland-Börsen bekommen Sie die besten Preise für die meisten europäischen Aktien und Derivate. Damit werden auch die Londoner Händler weiter an Euroland-Handelsplätzen handeln und müssten die Transaktionssteuer zahlen. London muss also nicht unbedingt eine eigene Steuer einführen, damit Londoner Händler zur Kasse gebeten werden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%