




"In einem schwierigeren weltwirtschaftlichen Umfeld hat sich das Geschäft von Evonik im zweiten Quartal schwächer entwickelt als erwartet", räumte Engel am Donnerstag im Zwischenbericht ein. Auch für die kommenden Monate sieht Engel keine Anzeichen für eine durchgreifende Geschäftsbelebung. Die erwartete Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte werde weniger stark ausfallen als bislang gedacht, erklärte er. Hauptgründe seien die Staatsschuldenkrise in Europa und die stotternde Wachstumslokomotive China. Der Ruhrkonzern, der im April nach drei vergeblichen Anläufen sein Börsendebüt feierte, rechnet für das zweite Halbjahr lediglich mit einer leichten Absatzsteigerung sowie mit Verkaufspreisen, die auf dem derzeitigen Niveau verharren.
Vor diesem Hintergrund erwartet Engel für das Gesamtjahr nurmehr einen Umsatz von 13 Milliarden Euro und damit auf Vorjahreshöhe. Die operativen Ergebnisse dürften 2013 jetzt unter den angepassten Vorjahreswerten liegen. Evonik peilt einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von etwa zwei Milliarden Euro an, nach 2,4 Milliarden Euro 2012. Bislang hatte der Hersteller von Plexiglas, Wirkstoffen zur Tierernährung und Superabsorbern einen Umsatzanstieg und operative Ergebnisse auf Vorjahresniveau in Aussicht gestellt. Da Evonik seine Immobilien-Sparte inzwischen größtenteils verkauft hat, bezieht sich der Ausblick nur auf das fortgeführte Geschäft.
Evoniks langer Marsch an die Börse
Die Essener RAG kauft im Februar 46,48 Prozent an Degussa von E.On und erhöht den Anteil bis Mitte 2004 auf 50,1 Prozent.
Bis Mai 2006 sichert sich die RAG schließlich alle Anteile am Spezialchemiekonzern. Am 14. September 2006 gründet sich die RAG Beteiligungs-AG. Unter ihrem Dach stecken neben Degussa der Energieerzeuger Steag und die Wohnungssparte RAG Immobilien AG.
Im Juli wird die RAG Stiftung gegründet. Sie hat die Aufgabe, langfristig Kapital für die Bestreitung der Ewigkeitskosten aus dem deutschen Steinkohlebergbau aufzubauen, die den Steuerzahler mit bis zu 2,5 Milliarden Euro jährlich belastet. Ende 2007 werden erste Mandate für einen Börsengang vergeben. Am 12. September wird aus der RAG Beteiligungs-AG die Evonik Industries AG.
Der britische Finanzinvestor CVC Capital Partners erwirbt im Juni für 2,4 Milliarden Euro 25,01 Prozent der Anteile an Evonik und erhält künftige Dividenden garantiert.
Im vierten Anlauf geht Evonik am 25. April an die Börse, aber ohne öffentliches Angebot. Großinvestoren waren die Aktien zuvor exklusiv angeboten worden. Der Singapurer Staatsfonds Temasek wird erster neuer Großaktionär mit 4,6 Prozent der Anteile.
Im zweiten Jahresviertel schrumpfte der Gewinn deutlich: Das bereinigte Ebitda brach um 23 Prozent auf 489 Millionen Euro ein. Nach einer Analystenschätzung, die auf der Evonik-Webseite veröffentlicht wurde, hatten Finanzexperten im Schnitt mit 486 Millionen Euro gerechnet. "Bei leicht gestiegenen Mengen haben insbesondere sinkende Preise zu rückläufigen Ergebnissen geführt", erklärte Engel. Besonders bei Aminosäuren für Tierfutter und bei der Chemikalie Butadien gingen die Preise zurück. Zudem belastete die planmäßige Abstellung einer Großanlage wegen Wartungsarbeiten. Der Konzerngewinn sackte um 28 Prozent auf 191 Millionen Euro ab. Evonik setzte von April bis Juni 3,263 Milliarden Euro um - ein Minus von fünf Prozent.
Engel will nun zusätzliche Einsparmöglichkeiten ausloten und diese dann rasch umsetzen. Das operative Geschäft soll aber zum größten Teil nicht betroffen sein, betonte der Manager. Das schon länger laufende Sparprogramm brachte bis Ende Juni zusammen mit den Einsparungen des Jahres 2012 knapp 200 Millionen Euro ein - es soll einmal insgesamt jährliche Einsparungen von 500 Millionen Euro erzielen. An seinem Investitionsprogramm im Volumen von mehr als sechs Milliarden Euro für die Jahre 2012 bis 2016 will Engel trotz des härteren Geschäftsumfelds festhalten. Projekte, die noch nicht gestartet seien, würden aber überprüft und möglicherweise erst später begonnen. Das Budget für Investitionen in diesem Jahr soll um 300 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro gekürzt werden.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Auch entscheidende Wahlen sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Mit seinen schwachen Geschäftszahlen steht Evonik nicht allein da. Die Quartalszahlen in der Chemiebranche fielen bislang insgesamt eher durchwachsen aus. So hatte auch der Branchenprimus BASF nach einem Gewinnrückgang im zweiten Quartal die Hoffnung auf eine spürbare Belebung seiner Geschäfte im weiteren Jahresverlauf aufgegeben. Der niederländische Rivale Akzo Nobel erwartet ebenfalls keine rasche Besserung der Märkte. Bayer spürt das härtere Umfeld im Plastik-Geschäft: Der Konkurrent senkte seinen Geschäftsausblick für die Kunststoffsparte in diesem Jahr.