
Um 22:33 Uhr war Dortmund ausgeschieden, der BVB lag nach 90 Minuten regulärer Spielzeit gegen Malaga 1:2 hinten. Fans verließen das Stadion, Anleger waren schon vorher schnell ausgestiegen: „Ab dem Führungstreffer für Malaga in der 81. Minute wurden vermehrt Dortmund-Aktien verkauft“, sagt Alexander Langhorst, Analyst bei GSC Research. Abgewanderte Fans und Aktionäre aber wurden bestraft: In der Nachspielzeit schossen Marco Reus und Felipe Santana ihr Team zurück in den Wettbewerb. Dortmund schaffte es 2013 bis ins Finale der Champions League, musste sich in London nur dem FC Bayern München geschlagen geben.





Für ihren zweiten Platz erhielten die Dortmunder 6,5 Millionen Euro, das Unternehmen machte in der Saison Rekordumsätze und einen Gewinn von 51,2 Millionen Euro. Aktionäre erhielten erstmals zehn Cent Dividende pro Anteil. Seit Anfang Juni sind die Dortmunder im Nebenwerteindex SDax vertreten, in den auch Fonds investieren. Anleger, die vor gut einem Jahr kauften, liegen knapp 40 Prozent vorn.
Die meisten Fußballaktien aber sind nur etwas für Fans, für eine langfristige Geldanlage schwanken sie zu stark. Spielerische Erfolge sind noch schwerer vorhersehbar als Gewinne in anderen Branchen.
Als erster Verein in Europa ging der Londoner Club Tottenham Hotspur 1983 an die Börse. Auch Jürgen Klinsmann spielte Mitte der 1990 zwei Saisons bei den Hotspur. Der große Erfolg der Aktie blieb aber aus. Und als der Verein 2012 sein Stadion sanieren wollte, machte die Börsennotierung eine Finanzierung schwierig, so die Geschäftsführung. Also nahm Tottenham seine Aktien vom Parkett. Nur wenige Clubs schaffen es über Jahre, konstant starke Leistungen zu bringen. „Wirtschaftliche Prognosen über die kommende Saison hinaus lassen sich für die Vereine nicht seriös berechnen“, sagt Analyst Langhorst.
Von 31 Fußballaktien weltweit könnten deutsche Anleger etwa drei Viertel direkt kaufen. In Istanbul sind zwar alle großen Vereine an der Börse, Galatasaray, Fenerbahçe und Besiktas bleiben ohne Depot in der Türkei aber tabu. Denn für den Handel bräuchten Anleger eine türkische Steuernummer. Auch Aktien zweier Vereine aus Chile können bislang nicht in Deutschland gehandelt werden. Die Informationslage ist auch in Europa dünn: Wer einen Club analysieren will, muss auch mal Jahresabschlüsse auf Dänisch, Portugiesisch oder Niederländisch durchforsten.

Ob Fußballvereine überhaupt an die Börse dürfen, bestimmen die nationalen Verbände. In Deutschland darf ein Bundesligateam als AG aus dem Sportverein ausgegliedert werden. Der Verein muss aber weiter 50 Prozent der Stimmrechte plus einen weiteren Anteil besitzen. Nur wenn ein Team als Kommanditgesellschaft auf Aktien organisiert ist – wie Borussia Dortmund – gelten Sonderregeln, und der Anteil darf unter 50 Prozent fallen.
Gut geht's den Dänen
Die dänische Superliga spielt in Europa zwar keine große Rolle; wohl aber an der Börse. Neun dänische Clubs sind börsennotiert, sogar kleinere Teams aus unteren Ligen. „Die Uefa hat mich oft gefragt, warum es in Dänemark so viele börsennotierte Vereine gibt“, sagt Peter Ebbesen, der jahrelang in der Lizenzabteilung des Dänischen Fußballbunds arbeitete. „Meine Antwort lautete immer: Ich weiß es nicht. Es muss daran liegen, dass wir keine strikten Vorschriften für die Eigentumsstrukturen der Vereine haben.“
Der FC Kopenhagen wird auch in Frankfurt gehandelt, die meisten Dänen-Aktien aber müssten deutsche Anleger über ihre Bank an der Börse GXG Markets kaufen. Das ist teuer. Viele Fußballaktien sind Pennystocks, ihr Kurs liegt unter einem Euro. Der Kurs des Teams aus Vejle etwa liegt bei 0,08 Dänischen Kronen, umgerechnet ein Cent.