Börsennotierte Vereine Diese Fußball-Aktien bieten Siegchancen

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Geschäftsergebnis zählt

Für eine Beispielwoche im Juni 2014 hat der Online-Broker Comdirect für die WirtschaftsWoche die Umsätze einiger Fußballaktien zusammengetragen. Während täglich 65.000 bis 220.000 BVB-Aktien den Besitzer wechselten, gab es für keinen ausländischen Fußballclub an deutschen Börsen Umsätze. Für viele Werte, etwa für AS Rom oder Olympique Lyon, gab es zwar Kauf- und Verkaufskurse. Die lagen aber relativ weit auseinander, Geschäfte wurden nicht abgeschlossen.

Europas Fußball-Clubs an der Börse

Im gleichen Zeitraum wurde zum Beispiel die Aktie von Juventus Turin in Mailand bis zu eine Million Mal pro Tag gehandelt. Um nicht auf den Aktien sitzen zu bleiben, sollten Anleger den Schritt an die ausländische Börse wagen. Auch wenn das höhere Gebühren bedeutet: Comdirect berechnet etwa drei Euro Auslandsaufschlag pro Order, hinzu kommen weitere externe Gebühren wie Maklercourtage oder Lieferspesen. Allein Letztere betragen bei Aktien aus Portugal 20 Euro.

Geschäftsmodell prüfen

Ist die Aktie handelbar, gilt es als Nächstes, das Unternehmen zu analysieren. „Wer keine emotionale Anlageentscheidung trifft, etwa als Dortmund-Fan die Aktie kauft, sondern spekulativ anlegen möchte, muss das nachhaltige Ergebnis der Vereine prüfen“, sagt Marc Hayn, Partner Unternehmensbewertung beim Berater Deloitte. Entscheidend ist, ob der Club in den vergangenen Jahren einen positiven freien Cash-Flow abgeliefert hat. Ist dies der Fall, spricht einiges dafür, dass trotz hoher Investitionen in neue Spieler auch langfristig Geld für die Aktionäre übrig bleibt.

Zweiter wichtiger Punkt sind die Schulden. Sie bestimmen letztlich darüber, ob die Teams eine Lizenz für die neue Saison bekommen oder nicht. Negativbeispiel sind die Glasgow Rangers: Der Verein musste nach Insolvenz im Jahr 2012 bis in die vierte schottische Liga absteigen. Ein Börsengang Ende 2012 in London spülte 22 Millionen Pfund (27 Millionen Euro) in die Kassen und machte den Verein weitgehend schuldenfrei. Die Rangers kämpften sich wieder in die zweite Liga hoch. Trotz Abstieg konnten sie Coca-Cola als Sponsor halten. Nun mögen Anleger darauf spekulieren, dass der schottische Traditionsverein es nach der Umstrukturierung wieder an die Spitze schafft. Die Aktie scheint unten: Sie fiel seit Ausgabe im Dezember 2012 von 80 Pence auf aktuell etwa 27 Pence. Auch die BVB-Aktie gab es vor der Sanierung 2009 mal für 84 Cent.

Fußballklubs am Kapitalmarkt
Manchester United ist in Großbritannien, was der FC Bayern München in der Bundesliga ist. Im Vordergrund Stürmerstar Wayne Rooney Quelle: dapd
ManU gehört dem Milliardär Malcolm Glazer Quelle: dpa/picture-alliance
Fußballübertragung der Bezahlsenders Sky Quelle: dapd
Dortmund-Spieler Sebastian Kehl und Mats Hummels nach dem Sieg im DFB-Pokalfinales 2012 Quelle: REUTERS
In Dortmund wurde geklotzt: Mit dem Signal Iduna Stadion entstand im Revier das größte Fußballstadion Deutschlands. Es fasst 81.000 Besucher. In der Finanznot wurde es verkauft, zurückgemietet und schließlich wieder zurückgekauft - jedesmal, um Geld zu sparen Quelle: dpa
Borussia Dortmund: Kevin Groskreutz feiert sein Tor im DFB-Pokalfinale in Berlin Quelle: REUTERS
Auch der bei Dortmundfans verhasste Rivale Schalke 04 aus dem nahen Gelsenkirchen gönnte sich ein großes, teures Stadion. Die hohen Schulden des Vereins sollten neu strukturiert werden, um die Kreditkosten zu senken. Die Vereinsführung entschloss sich, 100 Millionen Euro von Anlegern einzusammeln. Allerdings nicht mittels Börsengang und der Ausgabe neuer Aktien. (Im Bild die Schalke-Spieler Jefferson Farfán und Klaas-Jan Huntelaar) Quelle: dpa

Besonders attraktiv sind an der Börse Vereine, die junge Spieler ausbilden und mit ihnen später hohe Transfereinnahmen erzielen. Der dänische Club Brøndby etwa gilt als Ausbildungsclub, auch Ajax Amsterdam baut erfolgreich die eigene Jugend auf. Talente günstig einzukaufen und nach einigen erfolgreichen Jahren teuer weiterzuverkaufen kann sich ebenfalls lohnen. Hier sollte ein Blick auf das Scoutingteam zeigen, was der Club drauf hat. Kurzfristig können erfolgreiche Transfers durchaus den Aktienkurs treiben.

Der FC Porto etwa holte 2002 den Portugiesen Maniche ablösefrei vom Konkurrenten Benfica Lissabon. Drei Jahre später wurde Maniche für 16 Millionen Euro nach Moskau verkauft. Der Kurs der Porto-Aktie stieg von 2,34 Euro auf zwischenzeitlich 4,39 Euro Anfang 2003.

Wenn Spieler während der WM über einen Vereinswechsel verhandeln, hat das einen beträchtlichen Einfluss auf ihren eigenen Marktwert – und auf die späteren Transfererlöse (oder Kosten) der beteiligten Clubs. Den Aktienkurs der Vereine können solche WM-Events dagegen weniger beeinflussen. „Eine Verletzung von der Nationalspieler Mats Hummels oder Marco Reus, ob bei oder vor der WM, hat keine Kursrelevanz“, sagt auch Robin Steden, der beim BVB Investoren betreut.

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