




Die Erwartungen waren riesig, als Mark Zuckerberg sein Unternehmen am Freitag an die Börse brachte. 38 Dollar - also 29,74 Euro - kostete eine Facebook-Aktie. Analysten rechneten mit gigantischen Gewinnen binnen Sekunden, die Wall Street brodelte. Experten hatten Aufschläge von 50 Prozent erwartet - alles unterhalb dieser Grenze war undenkbar. Und zunächst sah auch alles nach Erfolg aus. Facebook sammelte insgesamt rund 16 Milliarden Dollar ein. Die Aktie stieg um mehr als zehn Prozent auf 42 Dollar. Dann ging es jedoch ganz schnell abwärts, mittlerweile liegt der Wert des Titels sogar deutlich unterhalb des Ausgabeniveaus.
Technische Panne
Zunächst hatte die amerikanische Technologiebörse Nasdaq, an der das Internetunternehmen gelistet ist, mit technischen Problemen zu kämpfen. Weil es bei der Verarbeitung von Stornierungen haperte, ging die Aktie erst eine halbe Stunde später, um 17 Uhr deutscher Zeit, an den Start. Viele Händler konnten ihre Order nicht platzieren oder sind bis auf weiteres darüber im Unklaren, ob sie nun Aktien gekauft haben oder nicht. Das hat nicht nur die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen, auch Anwaltskanzleien sind mit der verpatzten IPO beschäftigt. Denn besonders diejenigen, die nach dem ersten Kursanstieg schnell verkaufen wollten, mussten Verluste hinnehmen, wenn ihre Verkaufsorders nicht bearbeitet wurden. Einige Investoren verlangen deshalb eine Entschädigung, berichtet das Wall Street Journal. Schon am Freitag gingen Investoren davon aus, dass die Panne Mitschuld an der Kursentwicklung hat. Bei der Nasdaq sei man peinlich berührt, hieß es in einer Stellungnahme. "Das war nicht unsere beste Stunde", räumte Nasdaq-Chef Robert Greifeld ein.
Fakten aus dem Facebook Börsenprospekt
Zunächst 5 Milliarden US-Dollar, könnte aber noch erhöht werden
Begleitet wird der Börsengang unter der Leitung von Morgan Stanley. Mit im Team sind JPMorgan, Goldman Sachs und Bank of America/Merril Lynch.
Unter den Risikofaktoren für Investoren nennt Facebook unter anderem den Weggang von Mark Zuckerberg.
Das Börsenkürzel für Facebook soll „FB“ werden. Das wird aber erst feststehen, wenn klar ist wo das Papier gehandelt wird.
3,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr
Mark Zuckerberg hält an Facebook 28 Prozent. Das Management insgesamt 70 Prozent. Der Rest ist in den Händen von Finanzinvestoren.
845 Millionen beträgt die Zahl vom 31. Dezember 2011. Genau ein Jahr zuvor waren es noch 608 Millionen User.
Durchschnittlich 2,7 Milliarden pro Tag im letzten Quartal 2011
250 Millionen
100 Milliarden
Auf Seite 28 des Prospekts werden die Aktionäre beruhigt, denen das Naturell Zuckerbergs - „Ich bin der Chef, Arschloch“ - aufstoßen könnte: „Als Verwaltungsratsmitglied steht Mr. Zuckerberg in der treuhänderischen Pflicht gegenüber unseren Aktionäre [und wird] nach gutem Gewissen und in einer Art und Weise handeln, (...) wie es im besten Sinne der Aktionäre ist.“
Banken tätigen Stützkäufe
Wegen der hohen Erwartungen haben scheinbar einige Banken und Großinvestoren alles daran gesetzt, dass die IPO kein totaler Reinfall wird. So will die Nachrichtenagentur Bloomberg erfahren haben, dass Morgan Stanley massive Stützungskäufe tätigte, um den Ausgabepreis halten zu können. Auch andere Geldgeber sollen zugekauft haben, um eine Blamage zu vermeiden.
Aktie stürzte ab
Doch auch am zweiten Handelstag ist die Facebook-Aktie kein Grund zum Jubeln. Bei Eröffnung der Börse stand das Papier noch bei 30,15 Euro, dann ging es runter auf 28,95 Euro. Im Vergleich zum Freitag ist die Facebook-Aktie damit um 8,27 Prozent abgestürzt. Bei Börsenschluss hatte das Papier ganze 13 Prozent verloren und lag bei 26,58 Euro. Als in den USA die Börsen schlossen, verzeichnete die Aktie dort ein Minus von elf Prozent. Damit kostete sie nur noch 34 Dollar. Während des Handels lag der Wert auch schon einmal 14 Prozent unterhalb des Ausgabepreises. Insgesamt schrumpfte Wert von Facebook auf 93 Milliarden Dollar zusammen.
"Bisher entwickelt sich die Facebook-Neuemission äußert enttäuschend und wird für manch einen regelrecht zum Albtraum", sagte ein Händler gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es sieht nicht so aus, als würde sie noch zu der Kursrakete werden, als die sie gehyped wurde.