Börsenschwankungen Womit Anleger jetzt rechnen müssen

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Dollar bevorzugen, Euro-Anleihen meiden

Einen recht ordentlichen Zins erzielen Anleger inzwischen auch wieder bei Anlagen in Dollar. Anfang Dezember dürfte die US-Notenbank Fed die Zinsen leicht erhöhen, zudem sind nach der US-Wahl Inflationsängste aufgekeimt, was die Zinsen nach oben geschoben hat. Vier Prozent Rendite pro Jahr wie etwa mit einem Papier des Aluminiumriesen Arconic (Alcoa) sind schon drin, bei einer überschaubaren Laufzeit von fünf Jahren. Den Dollar bevorzugen, Euro-Anleihen der Südländer eher meiden, bleibt vorerst die Strategie. Bis nach dem Italien-Referendum sollten Anleger bei Anleiheinvestitionen insgesamt aber Zurückhaltung üben.

Auch weil die gestiegenen Energiekosten voraussichtlich den Preisauftrieb verstärken, was wiederum höhere Zinsen nach sich ziehen könnte. Die Inflationsrate in Deutschland sollte im kommenden Jahr auf 1,5 Prozent zunehmen. Das sagen die Investmentexperten von Santander Asset Management (SAM) voraus. „Um die Jahreswende herum kann sich die Inflationsrate sogar in Richtung zwei Prozent beschleunigen“, so SAM-Chefmarktstratege Klaus Schrüfer.

Immobilien

Steigende Zinsen haben direkte Rückwirkungen auf den Immobilienmarkt. Eigentlich lassen sie das Interesse an Immobilien und damit auch die Kaufpreise sinken: Denn Käufe per Kredit werden dann teurer, was die Nachfrage drückt. Kapitalstarke Investoren, die ohne Kredit auskommen, wollen bei einem Zinsanstieg weniger zahlen, um ihre Mietrendite attraktiv zu halten.

Das wurde im ersten Halbjahr aus 100.000 Euro
Platz 20: Aktien VenezuelaDie Börse in Caracas ist winzig, nur wenige Aktien sind dort notiert und die Umsätze liegen oft bei nur ein paar tausend Dollar pro Tag. Internationale institutionelle Investoren meiden venezolanische Aktien. Die Inflation im Land galoppiert, der Versorgungsmangel eklatant, die Währung Bolivar ist auf Talfahrt. Anleger, die im Januar 100.000 Euro in den IBC-Index investierten, haben so jetzt nur noch 54.320 Euro. Im Vorjahr hatten sich die Kurse noch mehr als vervierfacht.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: Reuters
Platz 19: Aktien ChinaDie Wirtschaft in China macht Anlegern seit über einem Jahr Sorgen. Die Börse stürzte entsprechend weiter ab. Der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Aktien Festlandschinas erfasst, brach um 15,6  Prozent ein. Da gleichzeitig der Yuan zum Euro leicht abwertete blieben Anlegern von 100.000 Euro nur 80.900 Euro übrig.  Schlusstand 30.6.2016,  Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: Reuters
Platz 18: Aktien Euro-ZoneDer Jahresauftakt an Europas Börsen war schon ein Horror, dann kam noch das Debakel um den Brexit hinzu. Die Folge: Die Aktien in der Euro-Zone notieren tief im Minus. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in den Leitindex Euro Stoxx 50 investierte, verfügt angesichts des Minus von 12,3 Prozent jetzt nur noch über 87.670 Euro. Am schlimmsten erwischte es dabei Anleger in Italien – der FTSE MIB 100 Index verlor fast ein Viertel seines Wertes.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: REUTERS
Platz 17: Britisches PfundInvestoren haben die britische Währung nach dem Brexit-Votum regelrecht heruntergeprügelt. Schon vorher litt es deutlich, am Tag nach der Bekanntgabe des Referendums stürzte es dann zum US-Dollar um bis zu knapp 14 Prozent und zum Euro um mehr als acht  Prozent ab. Zur US-Währung liegt das Pfund auf dem niedrigsten Stand seit über 30 Jahren. Zum Euro liegt das Pfund „nur“ auf dem niedrigsten Stand seit rund zwei Jahren. In diesem Jahr wurden aus 100.000 in Pfund angelegten Euro 88.620 Euro.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 16: Aktien DeutschlandAuch Aktienanleger in Deutschland hat bislang kein schönes Jahr. Gleich zu Beginn des Jahres stürzte der Leitindex Dax ab. Danach erholte er sich zwar – machte die Verluste vom Jahresanfang aber nie ganz wett. Der Brexit-Schock setzte dem Dax dann erneut zu. Aus 100.000 im Dax investierten Euro sind innerhalb von sechs Monaten nur noch 90.110 Euro geworden.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: AP
Platz 15: Aktien SchweizAuch die Aktien der Schweiz gingen auf Talfahrt. Der Franken legte dabei zum Euro nur ganz leicht zu. Im vergangenen Jahr hatte er kräftig aufgewertet, nachdem die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs für den Franken aufgegeben hatte. Von daher machten Anleger mit Franken in diesem Jahr keine Währungsgewinne. Von 100.000 Euro blieben 91.320 Euro übrig.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: Reuters
Platz 14: Aktien GroßbritannienDas Brexit-Votum hat der britische Leitindex rasch verkraftet.  Der Leitindex „Footsie“ war zwar am 24. Juni heftig eingebrochen, holte die kurzfristigen Verluste dann aber wieder auf. Trotzdem sind Experten skeptisch, da wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU eine lange Phase der Ungewissheit droht. Dennoch notiert der Footsie auch auf Halbjahressicht 4,2 Prozent im Plus. Da der Euro jedoch zum Pfund kräftig zulegte, machten Euro-Anleger, die ihre Positionen nicht absicherten, einen Verlust von 8,01 Prozent und hatten bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro so nur noch 91.990 Euro auf dem Konto.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: Reuters

Angesichts der in deutschen Städten seit 2009 stark gestiegenen Immobilienpreise sorgen sich daher viele, dass steigende Zinsen das Ende des Immobilienbooms einläuten. „Wenn es eine Immobilienblase gibt und die irgendwann platzen sollte, dann erst, wenn die Zinsen steigen“, sagt Sebastian Hein, Leiter Marktforschung beim Datendienstleister empirica-systeme. Da der Preisanstieg seit Anfang 2014 nicht mehr durch ähnlich stark steigende Mieten gestützt sei, befände sich der Immobilienmarkt „in einer Gefahrenzone“.

Doch mehrere Faktoren dürften Preisrückgänge selbst bei steigenden Zinsen abfedern. So bleibt der Wohnraum in vielen Städten, vor allem Topmetropolen wie Hamburg oder München, sehr knapp, die Nachfrage gleichzeitig hoch. Weil der Preisanstieg also nicht von auf rein auf Wertsteigerungen bedachten Investoren, sondern auch von Menschen getrieben wird, die einfach eine Wohnung suchen, hat er eine stabile Basis.

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