Börsenweisheit Um 129 Prozent besser durch saisonale Aktienkäufe

Für zyklische Anleger ist der September der Monat zum Kaufen. Unsere Analyse der Titel in Dax und MDax zeigt, welche Aktienkäufe im September in den vergangenen fünf Jahren besonders gelohnt haben.

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"Sell in May and go away, but remember to come back in September." Die Weisheit, im Mai seine Aktien zu verkaufen und erst im September wieder zu kaufen, ist fast so alt wie die Börse selbst. Sie setzt auf die Erfahrung, dass die Sommermonate an den Börsen schwache Monate sind. Das ist empirisch bestätigt: Seit 1959 hat der Dax im Schnitt nur im Mai, Juni, August und September negative Renditen erzielt. Auch in anderen Ländern und anderen Indizes zeigt sich dieser Effekt. Wer daher im Mai verkauft und den Erlös erst im September wieder investiert, spart diese heiklen Sommermonate aus.

Der Spruch greift natürlich nicht bei Titeln, die das ganze Jahr gut laufen. Hier schneidet sich der Anleger durch den Ausstieg im Mai ein gutes Stück seiner Rendite ab. Wer seit 2009 etwa Continental immer im Mai verkaufte und erst im September wieder einstieg, verpasste satte 120 Prozent Rendite. Gut ist die Strategie hingegen bei sinkenden Kursen. Durch das zeitweilige Aussteigen lassen sich Verluste begrenzen. Im Fall der Deutschen Bank konnten Anleger so sogar sechs Prozent Rendite einfahren, während der Aktienkurs um ein Drittel einbrach.

Allerdings verpassen Anleger durch den Verkauf unter Umständen die Dividende, die die Unternehmen meist im Mai auszahlen. Dadurch können die Erträge schmaler ausfallen. Zudem müssen sie bedenken, dass durch das Kaufen und Verkaufen der Aktien Gebühren anfallen, die an der Rendite nagen. Eine "Sell in May"-Strategie lohnt sich daher nur, wenn das Plus gegenüber einer "Buy and hold"-Strategie sehr deutlich ist.

WirtschaftsWoche Online hat deshalb alle 80 Titel aus dem Dax und dem MDax für die vergangenen fünf Jahre untersucht. Das Ergebnis: Bei 58 Prozent der Aktien konnten Anleger mit einer "Sell in May"-Strategie eine bessere Performance erzielen als durch das Halten der Aktien über die gesamte Laufzeit. Und was für die einzelnen Titel gilt, trifft auch für die Indizes zu: Wer Fonds, die den Dax- oder MDax abbilden, im September kaufte und im Mai verkaufte, schnitt ebenfalls besser ab als Anleger, die die Fonds in dieser Zeit nicht handelten.

Doch Vorsicht: Erheblich beeinflusst wurden diese Zahlen von der europäischen Staatsschuldenkrise, die die Aktienkurse im Sommer 2011 heftig absacken ließ. Dass sie ausgerechnet zwischen Mai und September tobte, also als zyklische Investoren kein Geld in Aktien hielten, war Zufall. Solche Einmaleffekte spielen eine wichtige Rolle. Zyklen können daher lediglich Anhaltspunkte bei der Bewertung des Aktienmarkts liefern. Alleiniger Grund für eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung sollten sie nicht sein.

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