Seit Jahresanfang sind die neuen Anlegerregeln nach Mifid II in Kraft. Sie sollen für mehr Transparenz beim Kauf von Wertpapieren sorgen, etwa durch eine detaillierte Auflistung der Kosten. Stattdessen brachten sie erst einmal viel Chaos in den Alltag vieler Anleger, auch in den vieler BörsenWoche-Leser. Zum Thema Mifid erreichten uns viele Zuschriften von Ihnen, so viel Rückmeldung freut uns und hatte uns auch dazu bewegt, das Thema im Februar noch einmal ausführlich in der WirtschaftsWoche zu behandeln.
2018 sind wir wieder vor Ort
Der Austausch mit Ihnen macht uns viel Freude. Denn Sie, unsere Leser, sind es, die die BörsenWoche ausmachen. In nun drei Jahren haben Sie uns auf Anlegermessen getroffen, mit uns in Frankfurt beim Leserabend diskutiert und konnten in Hamburg Ihre Fragen unter anderem dem Chef unseres ehemaligen Depotwerts Hapag-Lloyd stellen. Die nächste Vor-Ort-Veranstaltung steht vor der Tür, wir werden im Juni in Dortmund gastieren und dort unter anderem den Finanzchef von SDax-Wert Borussia Dortmund treffen. Dessen Aktie war auch mal ein Depotwert von uns und brachte Lesern beim Verkauf 2016 einen hübschen Gewinn. Wir werden Sie über die Details der Veranstaltung informieren, sobald sie final festgezurrt sind, und würden uns freuen, Sie auch dort zahlreich begrüßen zu dürfen.
Abseits des Geschehens vor Ort haben wir auch mit unseren Investments über drei Jahre einiges erlebt. Nicht nur Positives: Gleich eine unserer ersten Investitionen, Bilfinger, ging schief. Sie zählt noch heute zu den schlechtesten Werten. Fehlschläge wie dieser oder etwa die schiefgegangene Wendespekulation beim US-Leuchtenspezialisten Acuity Brands, die wir vor zwei Monaten mit Verlust beendeten, gehören zum Investorendasein einfach dazu. Wir versuchen, aus den Erfahrungen zu lernen, und können mit Stolz darauf verweisen, dass sich beide Depots seit dem Start der BörsenWoche im Frühjahr 2015 gut geschlagen haben.
Obwohl wir Rückschläge wegstecken mussten und obwohl wir Steuern und Gebühren von unserem ausgewiesenen Ertrag abziehen. Wie viel das ausmacht, können Sie der Tabelle entnehmen. Allein im spekulativen Depot schlugen Steuern und Gebühren mit knapp 1900 Euro zu Buche. Im konservativen Portfolio profitieren wir hingegen davon, dass die Anlagestrategie langfristiger ausgerichtet ist und weniger gehandelt wird. Hier kann sich die Kostenquote von unter 0,5 Prozent pro Jahr sogar mit der von ETFs messen. Tendenziell wird sie sogar eher noch sinken, weil wir 2015 mit 100 Prozent Bargeld starteten und entsprechend erst einmal investieren mussten.
Heute passen wir unsere Investitionsquoten weiterhin von Zeit zu Zeit an. Zu Jahresanfang etwa haben wir die hoch bewerteten Aktien BASF und Atoss reduziert, die enttäuschende SAP komplett verkauft. Entsprechend erhöhte sich die Bargeldquote – und wir kamen bisher auch recht stabil durch das turbulente Börsenjahr 2018. Das spekulative Depot litt hingegen darunter, dass einige Titel in der Vergangenheit zu heiß liefen. So hielten wir den in den TecDax aufgestiegenen ehemaligen Depotwert Isra Vision schon im Dezember für ausgereizt (siehe BöWo 138). An der Aktie aber hielten wir fest, weil unser Bargeldbestand schon damals aufgrund gerissener Stopps hoch war und wir entsprechend kein weiteres Bargeld halten wollten. Lediglich den Stoppkurs der Aktie passten wir deutlich nach oben an. Der Kurs kletterte in der Folge noch um fast ein Fünftel, stürzte dann aber ab. Wir nahmen Anfang des Monats trotzdem noch knapp 40 Prozent Gewinn binnen eines Jahres mit.
Die Bilanz nach drei Jahren So haben sich unsere Depots geschlagen (Werte in Euro) | ||
Depot | ||
konservativ | spekulativ | |
Startwert 15. April 2015 | 60.000 | 30.000 |
Kursgewinne Aktien * | 3983 | 6227 |
Kursgewinne Anleihen | –430 | –752 |
Kursgewinne Gold | 74 | 0 |
Kursgewinne Zertifikate ** | 0 | 928 |
Erträge aus Wertpapieren | 2224 | 1538 |
Tagesgeldzinsen | 647 | 438 |
Gebühren | –569 | –700 |
Steuern | –243 | –1157 |
Nettogewinn absolut | 5685 | 6522 |
Nettogewinn | 9,5 % | 21,7 % |
* der Goldminen-ETF des spekulativen Depots ist in der Kategorie „Aktien“ enthalten; ** Zertifikate sind nicht Teil des Anlagekonzepts des konservativen Depots | ||
Quelle: eigene Berechnungen; Datenbasis Bloomberg Stand: 12. April 2018 |
Dranranbleiben lohnt sich
Was die enge Begleitung der Depotwerte bringen kann, zeigt das Beispiel bet-at-home. Schon im vergangenen Dezember hatten wir massive Insiderverkäufe kritisch kommentiert, die Aktie schließlich im Januar zum Verkauf gestellt. Leser konnten so noch bei über 100 Euro aussteigen. Heute steht der Kurs ein Viertel tiefer. Mehr Freude als Verlustbegrenzung macht freilich Gewinnmaximierung. Aktuell aber sind wir bei Aktien vorsichtig, zu angeschlagen sind die Kurse, zu schwierig das Umfeld von höheren Zinsen und heiß laufender Konjunktur. Hier kann sich bezahlt machen, dass Privatanleger freier sind als Profis. Die nämlich können sich nicht erlauben, einfach mal an der Seitenlinie zu stehen, wenn ihnen das Spiel zu gefährlich wird. Wir hingegen können einsteigen, falls die Bewertungen am Aktienmarkt in Zukunft zurückkommen sollten.