Bonuszertifikate Feste Rendite mit Risikofalle

Bonuspapiere versprechen feste Renditen und sichere Anlagen. Aber ab einem bestimmten Punkt geht der Puffer verloren. Wie Sie diese Zertifikate richtig nutzen.

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Bonus durchgefallen

Bonuspapiere werfen eine feste Rendite ab, wenn der Basiswert (Aktie, Index) während der gesamten Laufzeit über einem bestimmten Kursniveau (Barriere) bleibt. Starten die Aktien durch, steigen die Zertifikate hinterher. Brechen die Kurse aber ein und rutscht der Basiswert unter die im Zertifikat festgelegte Barriere, gibt es kein Halten mehr. Dann laufen die Papiere im Gleichschritt mit der Aktie nach unten. Und da sie vorher wegen der Aussicht auf den Bonus meist teurer waren als die Aktie, sind die Verluste dann umso größer.

Mit welchen Kursentwicklungen Anleger in hektischen Börsenzeiten rechnen müssen, zeigt ein Vergleich eines Bonuszertifikats auf den Stahlkocher ThyssenKrupp mit dem Auf und Ab der Aktie (siehe Chart). Das Papier verspricht zur Fälligkeit im Dezember dieses Jahres 48 Euro Rückzahlung (Bonusschwelle), wenn der Kurs der Thyssen-Aktie bis dahin immer über der Barriere von 21 Euro bleibt.

Dämpfende Wirkung sichert ab

In ruhigen Zeiten muss das kein schlechtes Geschäft sein. Von Mai bis Juni schwankte die Thyssen-Aktie zwischen 30 und 36 Euro. Der Kurs lag weit über der Barriere von 21 Euro, die in Aussicht gestellten 48 Euro waren realistisch. Entsprechend stabil hielt sich das Zertifikat, die Kurse pendelten zunächst über 45 Euro. Im Juni machte das Bonuszertifikat zwar den Anstieg der Aktie nicht mit; dafür hielt sich der Kurs im Juli, als die Aktie nachgab.

Bis dahin funktionierte die dämpfende Wirkung des Bonuszertifikats. Verantwortlich dafür ist der Aufbau des Papiers. Hauptbestandteil ist der Basiswert, die Thyssen-Aktie. Dazu wird als zweiter Bestandteil eine spezielle Option kombiniert, ein sogenannter Down-and-out-Put. Das ist ein komplexes Finanzvehikel, dessen Wert bei sinkenden Kursen der Aktie steigt. Startpunkt der Wertentwicklung des Puts – sein Basispreis – ist dabei die Bonusgrenze des Zertifikats, also 48 Euro. Seinen maximalen Wert erreicht der Put knapp vor der unteren Barriere des Zertifikats, bei etwas über 21 Euro. Das Tückische dabei: In dem Moment, in dem die Barriere erreicht wird, also die Thyssen-Aktie genau bei 21 Euro notiert, verfällt die Option wertlos.

Genau das passierte am 9. August, als die Thyssen-Aktie im Tagesverlauf auf bis zu 20,76 Euro nachgab. „In diesem Moment zeigt sich der größte Nachteil der Bonuspapiere: die trügerische Sicherheit des Puffers, der sich ab einem gewissen Punkt schlagartig auflöst“, warnt der Münchner Vermögensverwalter Michael Reuss. Die Folgen für die Besitzer des Zertifikats waren bitter. Während Thyssen-Aktien vom 25. Juli bis 10. August 33 Prozent verloren, brach das Zertifikat um 53 Prozent ein. Es ging also nicht nur der Puffer komplett verloren, die Verluste wurden sogar um das 1,6-Fache verstärkt. Da der Bonus unwiederbringlich dahin ist, besteht auch keine Aussicht darauf, dass das Zertifikat seinen Renditerückstand jemals wieder aufholt.

Der Vergleich zwischen Aktie und Zertifikat zeigt, wo Bonuspapiere sinnvoll sind und wo nicht: Wie im Juli können diese Papiere moderate Kursrückgänge abfedern. In allen anderen Phasen aber, in Hausse und Baisse, sind sie Aktien unterlegen.

Der Schutz versagt. Bonuszertifikate bringen feste Rendite, solange der Basiswert über einer bestimmten Grenze liegt Quelle: Thomas Escher

Auch in ruhigen Zeiten bekommen Anleger mit Bonuszertifikaten nichts geschenkt. „Wichtig ist es, darauf zu achten, dass die Zertifikate nicht teurer sind als der Basiswert“, rät der Starnberger Vermögensverwalter Hubert Thaler. Dann sind die Verluste wenigstens nicht größer als in der Aktie, wenn das Kalkül nicht aufgeht. Eine Dividende gibt es aber nicht – damit finanzieren die Banken den eingebauten Put. Aus diesem Grund sind Aktien mit hoher Dividende interessante Basiswerte für Bonuszertifikate. Wählt man dazu noch eine Aktie mit einem einigermaßen stabilen Kursverlauf (etwa Deutsche Telekom) oder Aufholpotenzial (etwa Siemens), eine Laufzeit unter einem Jahr und reichlich Abstand zur unteren Barriere (mindestens 20 Prozent), können Bonuspapiere ihre Vorteile ausspielen.

Dividende fließt in Optionen

Mit zusätzlichen Ausstattungen lässt sich das Chance-Risiko-Profil noch genauer auf die eigene Markteinschätzung zuschneiden. Für kritische Börsenzeiten geeignet sind Bonus-Cap-Zertifikate, deren Puffer durch den Verkaufserlös einer weiteren Option größer ausfallen. Gegen kurzfristige Kursschocks schützen Bonus-Pro-Zertifikate besser als klassische Bonuspapiere. Bei den Pros kann die Barriere nicht während der Laufzeit gerissen werden, sondern nur wenige Wochen vor Fälligkeit. Der Preis dafür: Pro-Zertifikate bieten eine geringere Rendite als normale Bonuspapiere, Bonus-Caps begrenzen den Gewinn.

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