Und auch, wenn man die Transfererlöse herausrechnet, hat der BVB mit mehr als 250 Millionen Euro noch ein Rekordergebnis erzielt. Denn auch die weniger schwankungsanfälligen, nachhaltigen Umsatztreiber sind intakt: So konnte Borussia Dortmund in der vergangenen Saison erneut zahlreiche solvente, neue Sponsoren gewinnen, darunter Turkish Airlines und den chinesischen Handyhersteller Huawei. Auch verkaufte der Club erneut in Rekordzeit die mit Abstand meisten Dauerkarten in Deutschland, rund 40.000, und ist mit einem Zuschauerschnitt von 81.000 pro Heimspiel unangefochtener Publikumsliebling.
Lediglich die im Vergleich zu Konkurrenten wie Bayern, Arsenal oder auch Schalke suboptimalen Trikot-Sponsoring-Einnahmen und die niedrige Zahl an teuren Logenplätzen trüben etwas die makellose Bilanz.
Dies wird jedoch derzeit mehr als ausgeglichen durch die steigende Beliebtheit des Vereins im Ausland, zudem kam jüngst eine unabhängige Studie zum dem Schluss, dass Borussia Dortmund derzeit von allem deutschen Fußballclubs die beliebteste und am besten zu vermarktende Marke besitzt, noch vor dem FC Bayern. Der Umsatzsockel (ohne Spielertransfers) ist also sehr solide und wird tendenziell weiter wachsen.
Weiterhin positiv: Seine einst horrend hohen Schulden konnte der BVB erneut reduzieren. Zum Stichtag 30. Juni 2013 lagen die Gesamtverbindlichkeiten der KGaA bei nur noch 56,1 Millionen Euro. Der Schuldenberg ist damit im Vergleich zu den schlimmsten Krisenjahren bereits um mehr als 150 Millionen Euro geschrumpft; de facto ist der BVB sogar schon jetzt schuldenfrei, weil Forderungen (knapp 68 Millionen, darin ist ein großer Teil der Transfererlös von Mario Götze) und liquide Mittel (11,5 Millionen) die restlichen Finanzschulden von knapp 56 Millionen Euro bereits übersteigen.
Finanzchef Tress hatte vergangene Woche in der „Börsenzeitung“ angekündigt, man wolle 2026 auch de jure schuldenfrei sein und plane keine großen außerplanmäßigen Tilgungen mehr, da die meisten Verbindlichkeiten sehr langfristig und zinsgünstig finanziert seien; der gewichtete Durchschnittszins liege nur mehr bei gut fünf Prozent.
Unterm Strich hat sich – trotz des jüngsten Kursanstiegs – die deutlich gewachsene Ertragskraft des BVB noch immer nicht voll im Aktienkurs niedergeschlagen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) etwa liegt bei gerade mal rund fünf, gemessen an den Gewinnen des laufenden Geschäftsjahres. Zwar dürfte der Gewinn im nächsten Jahr deutlich zurückgehen, denn es ist kaum zu erwarten, dass der BVB erneut ins Champions-League-Finale stürmt oder 50 Millionen Euro durch Spielerverkäufe einnimmt.
Doch selbst wenn sich der Gewinn 2013/14 vom aktuellen Rekordwert aus halbierte, was realistisch ist, wäre die Aktie billig.
Pro Euro Gewinn zahlen Anleger wie Adidas und Audi beim (nicht börsennotierten) Konkurrenten FC Bayern umgerechnet das Sechsfache, bei Manchester United gar das 16-Fache.