Borussia Dortmund-Aktie Wie sich das BVB-Ergebnis auf die Aktie auswirkt

Die WirtschaftsWoche hatte die BVB-Aktie in den vergangenen Monaten mehrfach als unterbewertet zum Kauf empfohlen. Bleibt die ein Kauf oder ist das Beste nun vorbei?

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BVB-Kasse füllt sich - Fußball-Aktie mächtig gestiegen

Gute Zahlen waren schon erwartet worden, als vor drei Tagen über die Fachmedien wie „kicker“ durchsickerte, der BVB werde wohl gute bis sehr gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13 vorlegen. Nun ist es sogar ein Rekordergebnis geworden. Die heute präsentierten Zahlen haben es in sich und dürften selbst Optimisten nochmals positiv überrascht haben: 305 Millionen Euro Umsatz im Konzern und einen Gewinn von 61,5 Millionen Euro vor Steuern in der KGAG konnten Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Finanzchef Thomas Treß am heutigen Donnerstagmittag in Dortmund für das Geschäftsjahr 2012/2013 (bis Ende Juni 2013) vermelden. Es ist das mit weitem Abstand beste Ergebnis in der 103-jährigen Geschichte des Clubs. Neben dem BVB hat in der deutschen Fußballgeschichte bisher nur ein weiterer Verein die Umsatzmarke von 300 Millionen Euro geknackt: Der FC Bayern, wer sonst?

Die Umsatzerlöse der Dortmunder stiegen im Einzelabschluss von 191,2 auf 272,4 Millionen und im Konzernabschluss von 215,2 auf 305,0 Millionen Euro. Zum BVB-Konzern gehört auch die rechtlich eigenständige BVB-Merchandising GmbH. Das ist ein Plus von mehr als 40 Prozent beim Umsatz, der Gewinn hat sich gegenüber dem Vorjahr sogar verdoppelt.

Aktie startet durch – ist das Beste nun vorbei?
Die BVB Aktie zog, nachdem Anfang der Woche durchgesickert war, dass die Zahlen wohl sehr gut ausfallen würden, bereits deutlich an, in Frankfurt kostete der BVB-Anteilsschein heute Nachmittag 3,548; die WirtschaftsWoche hatte das Papier im vergangenen Jahr zwei Mal empfohlen, bei rund 3,00 und bei rund 2,00 Euro. Ist nun das Beste vorbei?
Schon lassen die BVB-Bosse kleine eine Warnung in die Präsentation des blitzsauberen Zahlenwerkes einfließen: „Das außerordentlich gute Ergebnis ist natürlich transfergetrieben“, sagte Geschäftsführer Thomas Treß.
Was Treß meint: Erstmals seit Jahren konnte (oder vielmehr: musste) der BVB im vergangenen Jahr trotz des wiederholten sportlichen Erfolges Leistungsträger ziehen lassen, wenn auch für gutes Geld. Allein der Verkauf von Mittelfeld-Jungstar Mario Götze zum Rivalen FC Bayern spült den Westfalen netto 37 Millionen Euro in die Kasse. Im Vorsommer war der Japaner Shinji Kagawa entgegen dem Willen der sportlichen Leitung um Trainer Jürgen Klopp für rund 16 Millionen Euro zu Manchester United gewechselt; kolportierte 11 Millionen Euro brachte der Transfer des Argentiniers Lucas Barrios nach China ein, acht der von Ivan Perisic nach Wolfsburg.

Die umsatzstärksten Fußballclubs der Welt
Platz 10: FC Schalke 04 Quelle: REUTERS
Platz 9: FC Liverpool Quelle: dapd
Platz 8: Inter Mailand Quelle: dpa
Platz 7: AC Mailand Quelle: dpa
Platz 6: FC Chelsea Quelle: dpa
Platz 5: Arsenal London Quelle: dapd
Platz 4: FC Bayern München Quelle: dpa

Klar ist daher: Der Rekordumsatz von mehr als 300 Millionen Euro wird nach menschlichem Ermessen nicht jedes Jahr zu toppen sein. Teure Transfers wie die von Götze bringen dem Verein zwar kurzfristig Geld, aus sportlicher Sicht sind sie aber nachteilig, so dass der Club sie, soweit möglich, verhindern will.

Aktie kurzfristig heiß gelaufen – langfristig ist der Trend aber intakt. Vor einem allzu großen Einbruch des Zahlenwerkes brauchen Anhänger und Anleger des BVB sich aber nicht zu fürchten. Ein Teil der Einnahmen aus Transfers und der Champions-League wurde umgehend in Neuzugänge wie den Armenier Hendrik Mchytarian reinvestiert.

Das sind die wertvollsten Fußball-Marken
Platz zehn: Borussia DortmundDas Londoner Beratungsunternehmen Brand Finance hat die Markenwerte der internationalen Fußballvereine bewertet. Zur Ermittlung der Werte nutzte das Unternehmen unter anderem Schätzungen der künftigen Umsätze, die dem Markennamen zuzuordnen sind und zog dafür etwa bestehende Lizenzverträge heran. Nach diesem Ranking erreicht der Champions-League-Finalist Borussia Dortmund mit einem Markenwert von 260 Millionen Dollar (202 Millionen Euro) Platz zehn. Was das Wachstum angeht, ist der BVB der zweitbeste Fußballclub der Welt mit einem Zuwachs von 24 Millionen Euro. Die umsatzstärksten Vereine finden Sie übrigens hier. Quelle: dpa
Platz neun: AC MailandDer AC Mailand bringt es mit einem Markenwert von 204 Millionen Euro auf Platz neun. Im Jahr 2012 taxierten die Experten von Forbes den italienischen Club auf einen Wert in Höhe von 989 Millionen Dollar. Quelle: dpa
Platz acht: Manchester CityDer britische Club Manchester City (Manchester City Football Club) spielt aktuell in der britischen Premier League. Brand Finance bescheinigt dem Verein einen Markenwert in Höhe von 257 Millionen Euro - macht Platz acht im Ranking der wertvollsten Fußballmarken. Quelle: dpa
Platz sieben: FC LiverpoolNach Angaben des US-Magazins Forbes von 2012 liegt der reine Wert des Traditionsvereins FC Liverpool bei 619 Millionen Dollar (rund 478 Millionen Euro). Der von Brand Finance berechnete Markenwert liegt mit 280 Millionen Euro zwar unterhalb dieses Betrags. Im Ranking reicht es dennoch für Platz sieben. Quelle: AP
Platz sechs: FC ArsenalAuch der sechste Platz ist in britischer Hand: Mit einem Markenwert von 319 Millionen Euro schlidderte der FC Arsenal knapp an den Top 5 vorbei. In puncto Wachstum schafft es Arsenal auf Platz acht der internationalen Vereine. Der Club konnte im letzten Jahr einen Zuwachs von 14 Millionen Euro verbuchen. Quelle: AP/dpa
Platz fünf: FC ChelseaNur sechs Millionen Euro mehr wert ist der britische Club FC Chelsea. Auf 325 Millionen Euro taxierten die Unternehmensberater den Markenwert des Vereins. Im Forbes-Ranking 2012 kamen die Londoner nach diversen sündhaft teuren Kaufexzessen auf einen Vereinswert von 761 Millionen Dollar. Quelle: dpa
Platz vier: FC BarcelonaAuf Platz vier folgt der FC Barcelona mit einem Markenwert von 444 Millionen Euro. 2012 war „Barca“ laut Forbes-Angaben rund 1,34 Milliarden Dollar wert. Allein aus den TV-Vermarktungstöpfen flossen 266 Millionen Dollar auf das Konto der Katalanen - mehr als an jeden anderen Verein im Vergleich. Quelle: AP

Und auch, wenn man die Transfererlöse herausrechnet, hat der BVB mit mehr als 250 Millionen Euro noch ein Rekordergebnis erzielt. Denn auch die weniger schwankungsanfälligen, nachhaltigen Umsatztreiber sind intakt: So konnte Borussia Dortmund in der vergangenen Saison erneut zahlreiche solvente, neue Sponsoren gewinnen, darunter Turkish Airlines und den chinesischen Handyhersteller Huawei. Auch verkaufte der Club erneut in Rekordzeit die mit Abstand meisten Dauerkarten in Deutschland, rund 40.000, und ist mit einem Zuschauerschnitt von 81.000 pro Heimspiel unangefochtener Publikumsliebling.
Lediglich die im Vergleich zu Konkurrenten wie Bayern, Arsenal oder auch Schalke suboptimalen Trikot-Sponsoring-Einnahmen und die niedrige Zahl an teuren Logenplätzen trüben etwas die makellose Bilanz.
Dies wird jedoch derzeit mehr als ausgeglichen durch die steigende Beliebtheit des Vereins im Ausland, zudem kam jüngst eine unabhängige Studie zum dem Schluss, dass Borussia Dortmund derzeit von allem deutschen Fußballclubs die beliebteste und am besten zu vermarktende Marke besitzt, noch vor dem FC Bayern. Der Umsatzsockel (ohne Spielertransfers) ist also sehr solide und wird tendenziell weiter wachsen.

Die Fußballclubs und ihre Inhaber
Celtic Glasgow Quelle: REUTERS
Juventus Turin Quelle: dpa
FC Valencia Quelle: dpa
Paris Saint-Germain Quelle: dpa
FK Schachtar DonezkUkraineMehrheitseigentümer: Rinat AchmetowUmsatz: k.A. Trikotsponsor: SCM (Holding)Spielerkader: 24Marktwert des gesamten Kaders: 147 Millionen Euro Achmetow ist Chef der Holding System Capital Management (SCM) und kontrolliert mehr als 30 Kohle- und Stahlunternehmen. Quelle: dapd
Dortmund Quelle: REUTERS
Real Madrid Quelle: dapd

Weiterhin positiv: Seine einst horrend hohen Schulden konnte der BVB erneut reduzieren. Zum Stichtag 30. Juni 2013 lagen die Gesamtverbindlichkeiten der KGaA bei nur noch 56,1 Millionen Euro. Der Schuldenberg ist damit im Vergleich zu den schlimmsten Krisenjahren bereits um mehr als 150 Millionen Euro geschrumpft; de facto ist der BVB sogar schon jetzt schuldenfrei, weil Forderungen (knapp 68 Millionen, darin ist ein großer Teil der Transfererlös von Mario Götze) und liquide Mittel (11,5 Millionen) die restlichen Finanzschulden von knapp 56 Millionen Euro bereits übersteigen.
Finanzchef Tress hatte vergangene Woche in der „Börsenzeitung“ angekündigt, man wolle 2026 auch de jure schuldenfrei sein und plane keine großen außerplanmäßigen Tilgungen mehr, da die meisten Verbindlichkeiten sehr langfristig und zinsgünstig finanziert seien; der gewichtete Durchschnittszins liege nur mehr bei gut fünf Prozent.

Unterm Strich hat sich – trotz des jüngsten Kursanstiegs – die deutlich gewachsene Ertragskraft des BVB noch immer nicht voll im Aktienkurs niedergeschlagen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) etwa liegt bei gerade mal rund fünf, gemessen an den Gewinnen des laufenden Geschäftsjahres. Zwar dürfte der Gewinn im nächsten Jahr deutlich zurückgehen, denn es ist kaum zu erwarten, dass der BVB erneut ins Champions-League-Finale stürmt oder 50 Millionen Euro durch Spielerverkäufe einnimmt.
Doch selbst wenn sich der Gewinn 2013/14 vom aktuellen Rekordwert aus halbierte, was realistisch ist, wäre die Aktie billig.
Pro Euro Gewinn zahlen Anleger wie Adidas und Audi beim (nicht börsennotierten) Konkurrenten FC Bayern umgerechnet das Sechsfache, bei Manchester United gar das 16-Fache.

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